Nur wenige Tage später erschien «Last Christmas» fast zeitgleich zu «Do They Know It's Christmas». Und Michaels Befürchtung wurde wahr. Die Chartspitze blieb Wham! im Duell der Weihnachts-Hits verwehrt. «Last Christmas» wurde zwar ein Megahit, kam aber nur bis auf Platz zwei. Den Erlös spendete George Michael an Band Aid. «Das war wirklich unglaublich», sagt Geldof. «Er war ein großartiger Künstler, hatte eine fantastische Stimme, und er war ein guter Typ.»
Jährlicher Hype um britische Weihnachts-Nummer-Eins
39 Jahre später - sieben Jahre nach George Michaels Tod - schaffte es «Last Christmas» im vergangenen Jahr endlich auf Platz eins. «Mission erfüllt!», jubelte Michaels früherer Wham!-Kollege Andrew Ridgeley im Interview der «Official Charts»-Website. «George wäre außer sich vor Freude.»
Der Hype darum, wer Weihnachten an der Chartspitze steht, ist ein kulturelles Phänomen auf der Insel. Es begann in den 70er Jahren, als Pop- und Rockbands zunehmend Weihnachtslieder aufnahmen. «Merry Xmas Everybody» von Slade (1973) oder «Mary’s Boy Child/Oh My Lord» von Boney M. (1978) toppten zum Fest die britische Hitparade.
Im Streaming-Zeitalter, wo die Charts anders bemessen werden, konkurriert die Jubiläums-Neuauflage von «Do They Know It's Christmas?» erneut mit «Last Christmas» sowie mit anderen Dauerbrennern wie Mariah Careys «All I Want For Christmas Is You». Auch Ed Sheeran veröffentlicht eine Weihnachtssingle.
Sheeran distanziert sich von Band Aid
Apropos Ed Sheeran: Der 33-Jährige, der 2014 bei Band Aid mitsang, distanzierte sich nun davon und sagte, ihm wäre es lieber gewesen, man hätte seinen Gesang nicht für die neue Version genutzt. Er teilte ein Video seines Kumpels Fuse ODG. Darin kritisiert der britisch-ghanaische Künstler, Band Aid würde den Stolz Afrikas verletzen und schädliche Stereotype verstärken. Fuse ODG betonte: «Ja, wir wissen, dass Weihnachten ist!»
Geldof weist diese Kritik zurück. Das Geld werde dringend gebraucht, ist der Band-Aid-Macher überzeugt. Er begrüße aber die Debatte. «Die Debatte ist für mich – und für uns alle – genauso wichtig wie das Geld.» Mit Sheeran wolle er sich zusammensetzen. «In der Zwischenzeit werden wir ein hungriges Kind ernähren. Wir werden versuchen, einem verletzten Menschen zu helfen.»
Neuauflage mit mehreren Versionen und ikonischem Artwork
Bob Geldof macht sich keine Illusionen, dass die Neuauflage so viel bewirken kann wie die erste Single 1984. Schließlich fließe beim Streaming kaum Geld. Der Musiker und Aktivist hofft jedoch, dass viele die CD und die LP kaufen. «Die Platte ist eine Brücke zwischen einem hungrigen Kind und einem Essen.» Das Geld, versichert er im dpa-Gespräch, fließe direkt in die Hilfe für Menschen, die es dringend brauchen. «Das garantierte ich euch.»