Sprechen von einem «hybriden Angriff»: Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen und Justizminister Peter Hummelgaard.
Emil Helms/Ritzau Scanpix Foto/AP/dpa
Sprechen von einem «hybriden Angriff»: Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen und Justizminister Peter Hummelgaard.
Flughäfen

Neuer Drohnenalarm in Dänemark - «hybrider Angriff»

Für die dänische Regierung ist es alles andere als ein Zufall, dass innerhalb kürzester Zeit immer wieder neue Drohnen über Flughäfen im Land auftauchen. Was ist über die Hintergründe bekannt?

Die dänische Regierung spricht nach erneuten Drohnensichtungen an mehreren Flughäfen im Land von einem «hybriden Angriff». Alles deute darauf hin, dass ein professioneller Akteur dahinterstecke, sagte Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen am Morgen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Justizminister Peter Hummelgaard in Kopenhagen. Wer dies sein könne, sei noch unklar. 

Es handele sich jedoch um alles andere als einen Zufall, dass die Vorfälle fast simultan geschehen, sagte Lund Poulsen. Vielmehr sehe es nach einer systematischen Operation aus. «Es ist die Rede von etwas, das ich als einen hybriden Angriff mit verschiedenen Typen von Drohnen definiere», sagte er. Es gehe um Taten, die eine Gefahr für Sicherheit und Freiheit darstellen könnten. Es bestehe jedoch weiterhin keine direkte militärische Bedrohung gegen Dänemark, betonte Lund Poulsen. 

Ob man den Nato-Artikel 4 aktiviere und damit wie zuletzt andere Bündnisstaaten Beratungen der Allianz in Gang setze, dazu habe man noch keine Entscheidung getroffen, sagte Lund Poulsen. Dies sei aber etwas, das man in Betracht ziehe.

Flughafen Aalborg vorübergehend gesperrt

Nur zwei Tage nach dem umfassenden Drohnenalarm am Flughafen Kopenhagen wurden am späten Mittwochabend bis in die Nacht zum Donnerstag hinein weitere Drohnen über einer Reihe von Airports im Nato-Land Dänemark gesichtet. Am Flughafen Aalborg im Norden des Landes musste vorübergehend der Luftraum gesperrt werden, woraufhin vereinzelte Flüge gestrichen oder umgeleitet werden mussten.

Auch in der Nähe der Airports in der wichtigen Hafenstadt Esbjerg und in Sønderborg nahe der deutschen Grenze wurden Drohnen beobachtet, ebenso am Militärflugplatz Skrydstrup. Eine Gefahr für Flugpassagiere und Menschen habe nicht bestanden, teilten die zuständigen Polizeidienststellen mit.

Erst am Montagabend hatte die Sichtung mehrerer größerer Drohnen zur gut vierstündigen Sperrung des Flughafens von Kopenhagen geführt, der zu den wichtigsten Airports Skandinaviens zählt. Rund 100 Flüge wurden gestrichen, Zehntausende Passagiere waren von Beeinträchtigungen betroffen. 

Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sprach vom «bislang schwersten Anschlag auf dänische kritische Infrastruktur». Wer dahintersteckt, ist weiter unklar. Frederiksen wollte eine Verantwortung Russlands nicht ausschließen. Der Kreml dementierte eine Verwicklung. Mittlerweile läuft der Flugbetrieb in Kopenhagen wieder normal.

Drohnenalarm in der Heimat der Regierungschefin

Nun musste auch der Flughafen in Aalborg - der Heimatstadt von Regierungschefin Frederiksen, die als entschiedene Unterstützerin der Ukraine gilt - vorübergehend für Starts und Landungen gesperrt werden. Da der Airport deutlich kleiner als der Hauptstadtflughafen ist und die Drohnen erst am späten Mittwochabend gesichtet wurden, mussten lediglich vereinzelte Flüge umgeleitet oder gestrichen werden. Nach wenigen Stunden wurde der Luftraum wieder freigegeben.

Gegen 3.00 Uhr in der Nacht erklärte die Polizei den dortigen Einsatz vor Ort für beendet, kündigte aber intensive Ermittlungen an. Einsatzleiter Jesper Bøjgaard Madsen erklärte, es sei nicht gelungen, die Drohnen vom Himmel zu holen. Man gehe jedoch davon aus, dass sie sich nicht mehr in der Gegend befänden. Am Morgen konnten erste Flieger wieder abheben.

Ähnliches Muster in Aalborg und Kopenhagen

Die Drohnenaktivität in Aalborg ähnele derjenigen in Kopenhagen, sagte der Chef der dänischen Reichspolizei, Thorkild Fogde, auf einer nächtlichen Pressekonferenz. Man sehe ein ähnliches Muster, die Drohnen seien gut sichtbar und mit eingeschaltetem Licht unterwegs. 

Die Polizei vor Ort sprach von mehreren Drohnen einer gewissen Größe - die Reichspolizei schloss bereits aus, dass es sich um private Modelle handelte. Bei dem Vorfall in Kopenhagen ist von Polizeiseite bislang von einem «fähigen Akteur» die Rede, also von Tätern, die die nötigen Fähigkeiten und Werkzeuge haben, um ein solches Manöver zu bewerkstelligen - entweder, um dadurch Unruhe zu stiften oder möglicherweise auch bloß, um auszutesten, wie lange ihre Drohnen in der Luft unbeobachtet bleiben.

Weitere Sichtungen in Westdänemark

Die ersten Drohnen waren in Aalborg gegen 21.44 Uhr beobachtet worden - fast zeitgleich folgten ähnliche Sichtungen in Esbjerg, Sønderborg und Skrydstrup. Alle diese Orte befinden sich wie Aalborg in Jütland, dem westlichen Teil von Dänemark, der im Süden an Deutschland grenzt. Auch hier waren die Flugkörper nach Polizeiangaben mit angeschaltetem Licht unterwegs und vom Boden aus sichtbar. Anders als Aalborg mussten die Flughäfen nicht gesperrt werden - bis in die Morgenstunden waren von dort keine Flüge geplant gewesen. 

Unklare Lage in Billund

Als wäre das nicht genug, wurde auch der Flughafen der Kleinstadt Billund in der Nacht kurzfristig für eine knappe Stunde gesperrt. Hintergründe sind noch unklar - Berichte über mögliche Drohnenaktivität blieben zunächst unbestätigt. Die Stadt ist vor allem als Heimat des dänischen Spielwarenkonzerns Lego bekannt.

Von Steffen Trumpf, dpa
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