Turning Point bat darum, keine Blumen mit zu der Veranstaltung zu bringen. Stattdessen sollen Spenden an die Organisation gehen. Den Gästen wurde der Dresscode «Sunday Best - Red, White, or Blue» empfohlen - also festliche Sonntagskleidung in den Farben der US-Nationalflagge. Neben Erika Kirk, Trump und Vance treten auch bekannte christliche Musiker und Prediger aus dem evangelikalen Spektrum auf.
Sicherheit wie beim Superbowl
Die Sicherheitsvorkehrungen wären ohnehin äußerst streng. Doch die Sorge vor möglicher Gewalt ist angesichts der Umstände besonders groß. Laut US-Medien behandelt das Heimatschutzministerium die Trauerfeier mit einer ähnlichen Sicherheitsstufe wie den Superbowl oder den New-York-Marathon.
Zwar gab es schon vor dem Attentat Sorge vor politisch motivierter Gewalt, doch seit Kirks Tod ist die Anspannung noch einmal deutlich gewachsen. Er war am 10. September bei einer Veranstaltung an einer Universität im Bundesstaat Utah erschossen worden. Der 22 Jahre alte mutmaßliche Täter wurde unter anderem wegen Mordes angeklagt. Ihm droht die Todesstrafe.
Streit über Worte
Über das Motiv herrscht bislang keine abschließende Klarheit. Ermittler erklärten jedoch unter Berufung auf Angehörige und sichergestellte Textnachrichten, der junge Mann - der aus einem konservativen Elternhaus stammen soll - habe zuletzt eine linke politische Haltung eingenommen. Wie genau dies sein Handeln beeinflusste, ist offen. In einer Nachricht soll er vor der Tat geschrieben haben, er habe genug von Kirks «Hass».
Schon bevor diese Informationen bekannt wurden, machten Trump und seine Regierung die Rhetorik der «radikalen Linken» für das Attentat verantwortlich - und blendeten damit nach Ansicht von Kritikern das breitere Problem einer zunehmenden Radikalisierung im Land aus. Stattdessen, so der Vorwurf, goss Trump mit seinen Äußerungen zusätzlich Öl ins Feuer.
Im Zuge dessen wird auch heftig darüber gestritten, wie über Kirk und seinen Tod gesprochen werden darf. Beobachter warnen, das Attentat könne zu einem Katalysator für eine gefährliche Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit durch die Trump-Regierung werden.
Beste Verbindungen zur Trump-Regierung
Kirk selbst machte sich als ausgesprochener Verfechter der Meinungsfreiheit einen Namen. Mit Turning Point USA, das er 2012 im Alter von 18 Jahren gegründet hatte, besuchte er Hochschulen und forderte Studierende - vor allem solche mit anderer politischer Haltung - zur Debatte auf. Kritiker hielten ihm dabei immer wieder vor, rassistische, homophobe, transfeindliche und sexistische Ansichten zu verbreiten.
Im Laufe der vergangenen Jahre wurde Kirk zu einem der prominentesten Gesichter der amerikanischen Rechten. Über seine Plattformen, darunter auch ein erfolgreicher Podcast, erreichte er ein Millionenpublikum. Im Wahlkampf machte er Trump bei jungen Wählern populärer. Er galt als enger Vertrauter von Vizepräsident Vance; Trumps Sohn Don Jr. erklärte nach dem Attentat, Kirk sei für ihn wie ein Bruder gewesen.
«Kämpft für Charlie»
Kirks Weggefährten nutzen nun unter dem Motto «Kämpft für Charlie» seine Reichweite, um dessen Anhänger mit religiös stark aufgeladener Sprache weiter anzusprechen. Nur wenige Tage nach dem Attentat moderierte Vance die «Charlie Kirk Show» aus dem Weißen Haus.
Trumps stellvertretender Stabschef Stephen Miller schwor, «im Namen von Charlie» mit umfassenden Ressourcen der US-Regierung gegen «terroristische Netzwerke» im Inland vorzugehen, die er für Kirks Tod verantwortlich machte. Kurz darauf kündigte Trump an, die Antifa-Bewegung als eine solche Organisation einzustufen - ohne zu erklären, wie das genau funktionieren soll.
Die Leitung von Turning Point übernahm indes Erika Kirk, mit der er zuletzt mit den beiden gemeinsamen Kindern in Arizona lebte. Die Organisation ruft seine Anhänger dazu auf, seinen Tod als Ansporn für noch stärkeres politisches Engagement zu sehen. Kirk sei gestorben, während er für das gekämpft habe, was ihm am meisten bedeutete: «Wahrheit, Glaube, Familie und Amerika».
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