Aktivisten-Bündnis übt scharfe Kritik an Israel
Die Freedom Flotilla Coalition sprach von einem «eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht». «Das Schiff wurde rechtswidrig geentert, ihre unbewaffnete zivile Besatzung entführt und seine lebensrettende Ladung (...) beschlagnahmt», hieß es in einer Mitteilung. Nach Angaben des Bündnisses war das Schiff 200 Kilometer von der Küste des Gazastreifens in internationalen Gewässern gestoppt worden. Das Bündnis veröffentlichte in den sozialen Medien mehrere aufgezeichnete Videos, in denen die Aktivisten ihre jeweiligen Heimatländer um Hilfe bitten.
Vor ihrer Übergabe an die Polizei seien die Aktivisten mit einer Einheit der Marine-Spezialkräfte Schajetet 13 an Bord gewesen, berichtete das Nachrichtenportal «ynet». Nach einer medizinischen Untersuchung sollte ihnen angeboten werden, ein Video der Gräueltaten der islamistischen Hamas vom 7. Oktober 2023 anzusehen. Sie sollten nicht dazu gezwungen werden. Anschließend sollen die Aktivisten zum internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv gebracht und in ihre Heimatländer zurückgeführt werden.
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hatte Thunberg in einer scharf formulierten Mitteilung er als «Antisemitin» bezeichnet und die Aktivisten als «ihre Freunde - die Hamas-Anhänger».
An Bord der «Madleen» waren Menschen aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Spanien, der Türkei sowie Brasilien. Es war unklar, wann genau die zwölf Aktivisten Israel wieder verlassen werden. Ein Regierungssprecher erklärte: «Sie werden innerhalb kürzester Zeit in ihre Heimatländer zurückgeführt. Wir haben nicht den Wunsch, diese Menschen festzuhalten.»
Ähnliche Fälle bereits in der Vergangenheit
Nach israelischen Angaben verlief der Stopp der «Madleen» ohne Zwischenfälle. Es ist nicht das erste Mal, dass Aktivisten versuchen, die Blockade auf See zu durchbrechen. Bei einer Aktion im Jahre 2010 hatten israelische Soldaten das türkische Schiff «Mavi Marmara» vor der Küste des Gazastreifens gestürmt, wobei zehn türkische Staatsbürger ums Leben kamen.
An dem Vorgehen Israels gibt es international Kritik. Die türkische Regierung etwa verurteilte das Eingreifen der Armee als «klaren Verstoß gegen das Völkerrecht». Dieser «abscheuliche Akt der Netanjahu-Regierung, (...) zeigt einmal mehr, dass Israel als Terrorstaat agiert», hieß es in einer Mitteilung des Außenministeriums in Ankara. Das Vorgehen Israels im Gazastreifen wurde als «völkermörderische Politik Israels, die Hunger als Waffe einsetzt» bezeichnet.
Kämpfe im Gazastreifen gehen unvermindert weiter
Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor 20 Monaten wurden nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 54.900 Palästinenser im Gazastreifen getötet und verheerende Schäden angerichtet. Israel hat die Lieferung von Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen lebenswichtigen Gütern im Zuge des Krieges gegen die Hamas fast drei Monate lang unterbunden, die Blockade zuletzt aber etwas gelockert.
In den vergangenen Tagen gingen die Kämpfe in dem abgeriegelten Küstengebiet unvermindert weiter. Erneut gab es Berichte über Tote in der Nähe der neuen Verteilungszentren der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) durch israelische Schüsse. Am Sonntag seien bei Rafah im Süden des Gebiets mehrere Menschen getötet worden. Israels Armee sprach von Verdächtigen, die sich den Truppen genähert hatten. Es seien Warnschüsse abgegeben worden.
Von Robert Messer, dpa
© dpa-infocom, dpa:250608-930-645443/8
Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten