Was war der Auslöser des Streits?
Seit seiner Amtseinführung vergangene Woche treibt Trumps Regierung Festnahmen und Abschiebungen von Migranten ohne Aufenthaltserlaubnis ungeachtet aller Kritik von Bürger- und Menschenrechtlern voran. Im Zuge dessen setzte die US-Regierung auch Menschen ohne gültige Papiere in Flugzeuge, um sie in ihre Heimatländer zurückzubringen.
Kolumbien ist eines dieser Länder - doch Präsident Petro untersagte die Landung der Maschinen. Er begründete seine Entscheidung damit, dass Migranten keine Kriminellen seien und mit Würde behandelt werden sollten. Deshalb habe er die US-Militärflugzeuge zurückschicken lassen. Kolumbien werde seine Staatsangehörigen «in zivilen Flugzeugen aufnehmen, ohne sie als Kriminelle zu behandeln».
Zuvor hatte sich bereits die brasilianische Regierung über die «entwürdigende» Behandlung von Dutzenden Migranten beschwert, die aus den USA in die Stadt Belo Horizonte abgeschoben worden waren. Sie seien an Händen und Füßen gefesselt und die Klimaanlage des Flugzeugs defekt gewesen, teilte Brasiliens Außenministerium mit.
Wie reagierte Trump?
Trumps erboste Reaktion auf die Entscheidung Petros folgte prompt. Der Republikaner kündigte an, er werde sogenannte Notzölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Waren aus Kolumbien verhängen lassen, die in die USA eingeführt werden. Eine Woche später sollten die Zusatzzölle auf 50 Prozent angehoben werden
Die USA importieren aus dem Land an der Nordspitze Südamerikas unter anderem Kaffee - aber auch Bananen und andere tropische Früchte wie Mangos, Avocados und Ananas. Seit 2012 ist ein Freihandelsabkommen in Kraft, dass die meisten Zölle abgeschafft oder zumindest reduziert hat.
Aus Gründen der nationalen Sicherheit werde es auch verstärkte Zoll- und Grenzschutzkontrollen bei allen kolumbianischen Gütern und Staatsangehörigen geben, versprach der US-Präsident. Weiter erklärte Trump, er habe zusätzlich ein Einreiseverbot und einen sofortigen Visaentzug für kolumbianische Regierungsbeamte, Familienmitglieder und Unterstützer der kolumbianischen Regierung angeordnet. «Diese Maßnahmen sind erst der Anfang», drohte er.
Was war Petros Antwort?
Zunächst sah es nicht so aus, als wolle Petro klein beigeben. Ganz im Gegenteil: Kolumbiens Staatschef reagierte seinerseits mit Zöllen in Höhe von 25 Prozent auf Einfuhren aus den USA. Kolumbien importiert unter anderem Maschinen für Industrie und Landwirtschaft, Dünger, Elektrogeräte, Pharma-Produkte, Fahrzeuge und Treibstoff aus den USA.
«Ihre Blockade macht mir keine Angst», hieß es in einem an Trump gerichteten Brief Petros. Darin schrieb der Kolumbianer trotzig, dass auch er stur sei. «Sie können mit Ihrer wirtschaftlichen Macht und Ihrer Arroganz versuchen, einen Staatsstreich durchzuführen», so Petro. Sein Land werde sich aber nicht von den USA herumkommandieren lassen.
Kolumbien hat sich nach der Corona-Pandemie wirtschaftlich stabilisiert, doch hohe Inflation, Arbeitslosigkeit und soziale Ungleichheit bereiten weiterhin Probleme. In einigen ländlichen Regionen gibt es Konflikte zwischen Guerillagruppen, Drogenkartellen und der Armee. Der Drogenhandel ist ein großes Problem.
Was ist nun die Lösung?
Nur wenige Stunden nach Petros Brief, in dem er sich kämpferisch gab, veröffentlichte das Weiße Haus eine Mitteilung. Darin hieß es, dass Petro zugestimmt habe, US-Militärflugzeuge mit aus den Vereinigten Staaten ausgeflogenen Menschen «ohne Einschränkung oder Verzögerung» landen zu lassen. Auf der Grundlage dieser Vereinbarung würden die Zölle nicht verhängt - es sei denn, Kolumbien halte sich nicht daran.
Die vom US-Außenministerium verhängten Visasanktionen und die verstärkten Zoll- und Grenzschutzkontrollen bei allen kolumbianischen Gütern und Staatsangehörigen bleiben demnach aber vorerst in Kraft, bis die erste Maschine in Kolumbien gelandet ist.
Petro teilte die Mitteilung der US-Regierung auf der Plattform X zunächst kommentarlos, löschte diesen Post kurze Zeit später aber wieder. Außenminister Murillo will in den kommenden Tagen nach Washington reisen, um Gespräche über die Vereinbarung zu führen.