Mit vier Titeln zöge er mit dem deutschen ehemaligen Red-Bull-Star Sebastian Vettel und dem Franzosen Alain Prost gleich. Mehr Titel holten dann nur noch die beiden Rekordchampions Lewis Hamilton und Michael Schumacher mit jeweils sieben sowie der Argentinier Juan-Manuel Fangio mit fünf. Klangvolle Namen des Motorsports, zu denen nicht wenige Verstappen auch ohne den noch ausstehenden vierten Triumph längst schon zählen.
Der Ritterschlag vom ehemaligen Formel-1-Herrscher
Bernie Ecclestone habe ihn nach dem Großen Preis von Brasilien angerufen, erzählte Verstappens Teamchef Horner. Ecclestone, mittlerweile 94 Jahre alt, und jahrzehntelanger Geschäftsführer der Formel 1, sagte nach Angaben von Horner: «Ich habe alle Großen gesehen, aber das ist einer der Besten, die ich je gesehen habe.» Verstappen hatte zuvor unter schwierigsten Bedingungen von Startplatz 17 aus das Rennen in São Paulo gewonnen. «Das war pures Talent, pure Magie unter extremen Bedingungen», hatte das spanische Sportblatt «As» geschrieben und gefordert: «Gebt ihm jetzt den Pokal.»
Die finale Krönung wirkt nur noch wie eine Formsache. Das sieht selbst Verfolger Norris so: «Die Tür ist fast zu.» Doch bis zu dieser Gelegenheit in der Zockermetropole steht eine Saison, in der Verstappen sich weder auf ein top funktionierendes Auto, geschweige denn auf eine harmonische Atmosphäre in seinem Rennstall verlassen konnte. Ganz im Gegenteil: Die Vorwürfe des unangemessenen Verhaltens von einer Mitarbeiterin gegen Horner belasteten Red Bull monatelang.
Aus dem Funkspaß mit seinem Renningenieur wurde Ernst
Mal schien ein Aus von Horner bevorzustehen, befeuert auch durch öffentliche Aussagen von Verstappens Vater Jos. Dann wiederum schien es im internen Machtkampf für Verstappen-Intimus Helmut Marko, 81 Jahre alter Motorsportberater von Red Bull, eng zu werden. Ein Krisengipfel mit Mintzlaff beendete die Spekulation auch um einen möglichen vorzeitigen Weggang von Verstappen trotz Vertrags bis einschließlich 2028 erstmal.
Verstappen ließ sich sportlich davon zumindest nicht besonders beirren und gewann sieben der ersten zehn Rennen. Doch bei der Weiterentwicklung des Wagens wählte das Team den falschen Weg. Auf einmal blieb Verstappen zehn Grand Prix ohne Sieg. Taktische Fehler kamen hinzu, selbst Paradedisziplinen wie Reifenwechsel machten auf einmal Probleme. Der oft so launig-freche Dialog zwischen Verstappen und seinem Renningenieur Gianpiero Lambiase artete bisweilen in gegenseitiges Angiften aus.
Im Mai war zudem der Abgang von Design-Genie Adrian Newey nach dieser Saison bekannt geworden, in der Sommerpause folgte die Mitteilung, dass Sportdirektor Jonathan Wheatley das Red-Bull-Team zum Jahresende verlassen wird.
Verstappen holte auch in der Phase aus dem Auto heraus, was möglich war - und hielt den Punktverlust in Grenzen. Um jeden Zähler kämpft(e) er mit aller Macht, was im Duell mit dem stärkeren McLaren mit Kumpel Norris nichts anderes wieder zutage brachte als den knallharten und kompromisslosen Rennfahrer in Max Verstappen.
Am Limit - und auch immer ein bisschen darüber hinaus, ob er dafür bestraft wurde oder nicht. «Wenn du Weltmeister werden willst, kannst du dir schlechte Ergebnisse nicht leisten», betonte Verstappen. Schon zwei Rennen vor Schluss könnte sich dieser Ehrgeiz ein weiteres Mal ausgezahlt haben - allen Widerständen zum Trotz. «Wenn man sich am Ende einer solchen Saison mit Höhen und Tiefen durchsetzt, dann zeigt das die herausragende Qualität von Max Verstappen und unserem gesamten Team», betonte Mintzlaff.
Von Maximilian Haupt und Jens Marx, dpa
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