Die deutschen Basketballer feiern den EM-Titel.
Sergei Grits/AP/dpa
Die deutschen Basketballer feiern den EM-Titel.
Finale der Basketball-EM

Gold in Riga: Basketballer erobern EM-Titel

Deutschland hat das seltene Double aus WM- und EM-Titel perfekt gemacht und einen famosen Basketball-Sommer gekrönt. In einem elektrisierenden Endspiel übernimmt Schröder am Ende das Kommando.

Dennis Schröder reckte die silberne Europameister-Schüssel in die Höhe, dann übergab er die Trophäe im Konfettiregen an seinen körperlich angeschlagenen Trainer Alex Mumbru. Deutschland hat zwei Jahre nach dem sensationellen WM-Triumph von Manila auch die europäische Krone erobert und sich damit im Basketball-Geschichtsbuch verewigt. 

Schröder sank unmittelbar nach Spielende völlig überwältigt auf das Parkett von Riga und gab den Basketball nicht mehr aus den Händen. «Deutschland ist im Basketball Welt- und Europameister. Wir sind genau da, wo wir hingehören - und wir haben noch ein paar echt gute Leute zu Hause sitzen», sagte NBA-Star Franz Wagner bei Magentasport.

In einem elektrisierenden Endspiel hat sich das Team um NBA-Profi Franz Wagner in Riga gegen die Türkei mit 88:83 (40:46) durchgesetzt und damit den zweiten EM-Titel nach 1993 gefeiert. Zuletzt hatte Spanien gleichzeitig den WM- und den EM-Titel inne. Der lange schwächelnde Schröder übernahm in der Schlussminute und sorgte für die entscheidenden Punkte. Später wurde er zum wertvollsten Spieler des Turniers ausgezeichnet - wie bei der WM 2023.

Nowitzki gratuliert direkt

«Europameister!!!!», schrieb die nationale Legende Dirk Nowitzki auf X. Nowitzki selbst war nie ein großer Titel mit dem Nationalteam vergönnt. Auch andere Sportgrößen wie Boris Becker gratulierten sofort. «Yessssss !!!! Wir haben gewonnen und sind Europameister!», schrieb der frühere Tennis-Star nach dem dramatischen Ende gegen starke Türken. Auch von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) gab es Glückwünsche: «Wir sind stolz auf euch, ihr seid eine Inspiration für junge Sportlerinnen und Sportler.»

 

Beste deutscher Werfer waren vor den Augen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Isaac Bonga mit 20 Punkten und Franz Wagner (18). «Ich kann das selbst noch nicht glauben. Für mich war das wie eine Klassenfahrt mit meinen Freunden - und nebenbei spielt man Basketball», sagte Bonga bei RTL.

An diesem Montag wird das deutsche Team nach der Rückkehr in Frankfurt am Main empfangen. Ab 11.30 Uhr ist am Hauptsitz des Topsponsors ING eine öffentliche Party geplant. Auch vor zwei Jahren hatten sich Dennis Schröder und Co. in der Mainmetropole feiern lassen.

Wieder schwacher deutscher Start

«Es ist eine großartige Chance, den deutschen Basketball wieder auf die Landkarte zu setzen und wieder einen historischen Sommer zu erleben», hatte Schröder vor dem Endspiel und ein Jahr nach Platz vier bei Olympia gesagt. «Wir haben bislang ein gutes Turnier gespielt, aber haben auch noch Potenzial, uns zu steigern», kündigte Franz Wagner an.

Doch von einer Steigerung war das deutsche Team anfangs weit entfernt. Wie schon in den vorherigen Partien in Riga verschlief das deutsche Team den Start, während die Türken ihr rauschhaftes Spiel aus dem Halbfinale gegen Griechenland einfach fortsetzten. Das Team von Trainerfuchs Ergin Ataman startete furios und zog schnell auf 13:2 davon.

Doch die deutsche Mannschaft blieb ruhig und kämpfte sich noch im ersten Viertel ins Spiel zurück. Zum 14:14 glich Schröder von der Freiwurflinie aus, kurz darauf brachte Tristan da Silva den Weltmeister per Dreier erstmals in Führung (19:16). Nach zehn Minuten lag Deutschland mit 24:22 knapp vorn, hatte aber früh mit Foulproblemen zu kämpfen. Sowohl Daniel Theis als auch Isaac Bonga handelten sich frühe Fouls ein und mussten sich fortan zurückhalten.

Schröder wirkt gehemmt

Das machte sich im zweiten Viertel bemerkbar. Auffällig war zudem, dass sich Schröder in der sehr intensiven Partie in den ersten beiden Vierteln erstaunlich zurückhielt. Der Kapitän war anders als in den K.o.-Spielen zuvor überhaupt nicht aggressiv, nahm erst Mitte des zweiten Viertels seinen ersten Wurf aus dem Feld.

So waren es Wagner, der bis zur Pause auf 16 Punkte kam, und Tristan da Silva mit wichtigen Dreiern, die Deutschland im Spiel hielten. Zur Pause lag der Weltmeister so nur mit sechs Zählern hinten. Zudem hatte der türkische NBA-Star Alperen Şengün nach 20 Minuten bereits drei Fouls auf seinem Konto.

Deutschland und die Widrigkeiten

Schröder hatte sich offenbar früh im Finale am Ellenbogen verletzt und schien so nicht im Vollbesitz seiner Kräfte zu sein. Doch das deutsche Team hatte bislang allen Widrigkeiten getrotzt. Schon vor dem Turnier musste die Mannschaft die Absagen von Weltmeister Moritz Wagner und NBA-Champion Isaiah Hartenstein verkraften. 

Zu Turnierbeginn wurde dann auch noch Bundestrainer Alex Mumbru wegen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung ins Krankenhaus gebracht, weshalb Alan Ibrahimagic das Zepter übernommen hat. 

Schröder trifft 18 Sekunden vor dem Ende

Und auch dieses Mal trotzte der Weltmeister den Rückschlägen. Nach der Pause wurde Schröder besser, versenkte seinen ersten Dreier, das deutsche Team ging mit 50:49 in Führung. Auch die Rollenspieler um Bonga, da Silva und Johannes Thiemann trugen dazu bei, an den starken Türken dranzubleiben.

Doch die Türkei hielt - angetrieben von tausenden türkischen Anhängern in der Arena - erbittert dagegen und ging wieder mit 61:55 in Führung. Sogar der nach wie vor geschwächte Mumbru versuchte das Team von der Seitenlinie wieder auf Kurs zu bringen.

Im Schlussviertel pfiffen und buhten die türkischen Fans noch lauter, ihr Team führte mit sechs Zählern. Doch Deutschland wehrte sich und übernahm dreieinhalb Minuten vor Schluss wieder die Führung. Es ging bis zum Ende hin und her - dann verwandelte Schröder 18 Sekunden vor dem Ende den entscheidenden Wurf.

Von Lars Reinefeld und Patrick Reichardt, dpa
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