Das Tagesprogramm von Rudi Völler nach dem rumpeligen und zittrigen 2:0 in Luxemburg machte deutlich, dass bei der Fußball-Nationalmannschaft auf dem WM-Weg nach Amerika längst nicht alles nach Plan läuft. Ohne Spieler, so entschied es der DFB-Sportdirektor selbst, werde er einen Charity-Termin nach der Ankunft in Leipzig wahrnehmen.
Die DFB-Profis um die herbeigesehnten Rekonvaleszenten Joshua Kimmich und Nico Schlotterbeck sowie Doppeltorschütze Nick Woltemade müssen sich auf den brisanten Qualifikations-Countdown gegen die Slowakei am Montag (20.45 Uhr/ZDF) konzentrieren.
Tah verspricht Fokus
«Es ist wichtig, dass wir es schaffen, uns souverän zu qualifizieren. Da ist aktuell der Fokus drauf», sagte Ersatzkapitän Jonathan Tah. Eine weitere Niederlage nach dem 0:2 im September gegen den unangenehmen Verfolger in der Gruppe A hätte fatale Folgen - nämlich zwei weitere Zitterspiele in den WM-Playoffs im März.
Mit grimmiger Miene war Völler auf der Tribüne im Stade de Luxembourg zu sehen, wohl wissend, dass weiterhin eine noch größere Enttäuschung als die Turnierfehlleistung in Katar 2022 droht: Das erstmalige Scheitern auf dem Weg zu einer WM-Endrunde in der DFB-Historie.
Genau für solche Krisenmomente war Völler vor knapp drei Jahren nach dem Desaster im Emirat beim DFB installiert worden. Bundestrainer Julian Nagelsmann wählte trotz des schwierigen Szenarios und dem Anti-Mutmacher gegen den großen Außenseiter Luxemburg aber die sanfte Tour.
Nicht auf Mannschaft draufhauen
«Am Ende habe ich schon das Gefühl, dass die Mannschaft das gerade nicht verträgt, wenn man jetzt super draufhaut, ehrlich gesagt, sondern wir wollen auch alle gemeinsam erfolgreich sein», sagte der 38-Jährige. Auch für Nagelsmann steht an seiner ehemaligen Club-Arbeitsstelle in Leipzig viel auf dem Spiel.
Die Nationalmannschaft ist sieben Monate vor dem WM-Anpfiff ein fragiles Gebilde, ohne verlässliche Automatismen oder Erfolgsgarantien. Die Frage ist: Trotz oder wegen der Arbeit des Bundestrainers?
Rückkehrer Leroy Sané, unter der Woche vom Bundestrainer öffentlich unter Druck gesetzt, reichten ein paar gute Szenen, um nun die Ansprüche zu befriedigen. «Auf Bewährung war er nicht da, sondern er ist da, um das Spiel zu entscheiden, mitzuentscheiden, das hat er gemacht», sagte Nagelsmann.
Auch nach der persönlichen Rekordmarke von vier Siegen in Serie ist er längst zum Pragmatiker geworden. «Im Endeffekt ist Fußball Ergebnissport. Wir haben Druck in dieser Gruppe, den wir uns auch natürlich selber ein bisschen eingebrockt haben», sagte der Bundestrainer.