Der «Special One» - das war einmal. Mit der schillernden und erfolgreichen Karriere des Star-Trainers José Mourinho geht es auch in der Türkei gerade immer weiter bergab.
Nach dem Istanbuler Derby zwischen Meister Galatasaray und Mourinhos neuem Club Fenerbahce (0:0) kündigte der Gegner am Montagabend an, den 62-jährigen Portugiesen wegen Rassismus beim Weltverband FIFA und bei der europäischen Fußball-Union UEFA anzuzeigen. Mourinho hatte Trainern und Ersatzspielern des Gegners vorgeworfen, nach einer strittigen Szene «wie Affen» am Spielfeldrand herumgesprungen zu sein.
Was neben diesem schwerwiegenden und von Fenerbahces Clubführung auch umgehend zurückgewiesenen Vorwurf beinahe unterging: Galatasarays Chefcoach Okan Buruk verhöhnte Mourinho bei der Pressekonferenz nach dem Spiel als «The Crying One» (Der Weinende): «Er weint auf dem Spielfeld. Er weint draußen. Und als ob das noch nicht genug wäre, geht er auch noch in die Schiedsrichter-Kabine und weint auch dort. Lasst ihn weiter weinen…»
Mourinho als Provokateur
Die schweren Vorwürfe gegen Mourinho und der Umgang der beiden größten türkischen Clubs miteinander lässt erahnen: Diese Eskalation vom Montagabend hat eine lange Vorgeschichte.
Fünfmal in den vergangenen zehn Jahren gewann Galatasaray die türkische Meisterschaft. Der letzte Süper-Lig-Titel von Fenerbahce ist dagegen schon elf Jahre her. Um diese Dominanz des großen Rivalen endlich zu durchbrechen, engagierte der Club aus dem asiatischen Teil Istanbuls vor dieser Saison den hochdekorierten Mourinho - immerhin Champions-League-Sieger mit dem FC Porto und Inter Mailand sowie nationaler Meister mit dem FC Chelsea, Inter und Real Madrid.
Doch sportlich läuft es nicht so wie gewünscht. «Gala» liegt in der Tabelle weiter sechs Punkte vor «Fener». Also macht Mourinho bereits seit Monaten das, was in den vergangenen Jahren schon viele in England und Italien immer mehr nervte: Er verlagert die Auseinandersetzung vom Spielfeld in die Medien - mit ständiger Kritik an den Schiedsrichtern. Mit dem Vorwurf der Bevorzugung von Galatasaray. Mit strittigen Szenen aus den Spielen des Rivalen, die er hinterher in den sozialen Netzwerken teilt.