«Nächstes Wochenende werden wir wieder versuchen, das Rennen zu gewinnen und am Ende in Abu Dhabi werden wir sehen, wo wir stehen», kündigte der nun 69-malige Grand-Prix-Sieger Verstappen vor dem legendären Bellagio an, ehe dem Feuerwerk am Himmel eine spektakuläre Licht- und Wassershow dirigiert von Mickey Mouse folgte. Las Vegas eben.
Norris scherzt: «Wollte Max den Sieg überlassen»
Norris schaffte es im McLaren nach einem übermütigen Startmanöver von der Pole aus noch auf Platz zwei vor Vorjahressieger George Russell im Mercedes. «Naja, ich wollte Max einfach den Sieg überlassen», scherzte Norris: «Ich wollte den Leuten eine Show bieten.» Im Ernst: Norris hatte sich schlicht verbremst und gab das auch offen zu.
Der 26-Jährige kann aber schon beim kommenden Grand Prix am Wochenende in Katar seinen ersten Titeltriumph klarmachen und Kumpel Verstappen von Red Bull entthronen. Norris' Teamkollege Oscar Piastri, WM-Zweiter, verpasste als Vierter erneut das Podest.
Vor den beiden finalen Grand Prix an den beiden kommenden Wochenenden führt Norris im Klassement mit 408 Punkten. Piastri hat einen Rückstand von 30 Zählern, Verstappen fehlen immer noch satte 42 Zähler - ein kleines WM-Wunder bräuchte er schon für den fünften Titel in Serie. «Es ist noch immer eine große Lücke, aber du versuchst immer, das meiste rauszuholen», betonte Verstappen.
Start frei für den maximalen Stressfaktor
Norris gab noch vor dem Start in sein Jubiläumsrennen ein Versprechen für die Fans ab: «Wir werden es aufregend machen für Euch.» Problem nur: «Wahnsinnig stressig für uns.» Und erst recht für ihn. Die Pole hatte er zu seiner eigenen Überraschung in Nassen geholt und sich dafür die optimale Ausgangsposition verschafft für den dritten Grand-Prix-Sieg in Serie. In Mexiko hatte er von der Pole gewonnen, in Brasilien ebenfalls und sich so auch weiter in die Pole für den Titel manövriert.
«Es wird nicht einfach», betonte Norris auch noch, bevor die roten Ampeln in der Glitzerstadt ausgingen: «Vieles kann mein Leben heut schwer machen.» Allen voran der Fahrer neben ihm in der Startaufstellung. Verstappen gewann 2023 beim Comeback der Formel 1 in Las Vegas, vor einem Jahr krönte sich der 28 Jahre alte Niederländer in der Wüste von Nevada zum vierten Mal zum Weltmeister.
Diesmal standen in der Glücksspiel-Metropole seine letzten WM-Chancen auf dem Spiel. «Es wird schwierig sein», prophezeite er vor dem Start: «Wir müssen ins Rennen gehen und schauen, was passiert.» Der Dritte im Kampf um die WM, Norris' Teamkollege Piastri, musste von Position fünf losfahren. Lange hatte der Australier in diesem Jahr das Klassement angeführt, seine Form-Kurve geht aber seit Wochen nach unten, seinen bisher letzten Sieg feierte er bei Verstappens Heimrennen in den Niederlanden am 31. August.
Superstars in der Startaufstellung
Klar war allen, es wird eng bis zur ersten Kurve nach nicht mal 200 Metern, wenn auch die letzten VIPs von Michael Douglas und dessen Frau Catherine Zeta-Jones über Naomi Campbell, Damson Idris, Jimmy Butler, Terry Crews bis Cynthia Erivo die Startaufstellung verlassen haben und es losgeht. Norris, zuletzt so cool und souverän, zeigte Nerven.
Er kam zunächst gut weg, wollte Verstappen den Weg zumachen und zog aggressiv nach innen. Allerdings so sehr, dass er mit zu viel Schwung in die Kurve raste und nach außen weggetragen wurde. Verstappen kam locker vorbei. Danach wurde Norris auch noch von Vorjahressieger Russell - ebenfalls in dessen 150. Grand Prix - überholt. Nun wurde es wirklich stressig für Norris, der sich von seinem Nervenflattern eigentlich befreit zu haben schien.
Von Spazierfahrt über den legendären Strip konnte aber auch bei Verstappen keine Rede sein - Russell machte erstmal Druck. Norris konnte - oder wollte, um die Reifen zu schonen - den beiden nicht so dicht folgen. Piastri fuhr mittlerweile auf Position sieben der Spitze auch mit einigem Zeit-Abstand hinterher.
Der Weltmeister gibt nicht auf
104 Punkte hatte Verstappen nach Zandvoort hinter Platz eins im Klassement gelegen. Danach begann seine Aufholjagd, zuletzt hatte er in Austin gewonnen. In Las Vegas knüpfte Verstappen daran an. Aber Norris zeigte auch seine Klasse. Verunsichert erkundigte sich allerdings zwischendurch auch über die weitere Strategie, als er noch hinter Russell lag.
Nach weit über der Rennhälfte drückte Norris aber aufs Gas, holte schlagartig auf. Ohne Gegenwehr musste Russell ihn ziehen lassen. Nächstes Ziel für Norris: Verstappen. Aber nur in der Hoffnung, auf dem Asphalt blieb Verstappen unerreichbar.
Maximilian Haupt und Jens Marx, dpa
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