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Ein Foto eures Handys bewirkt im Gehirn dieselbe Reaktion wie ein Bild eures Partners

Darum seid ihr in euer Handy verliebt

Wenn man sein Handy nicht sofort finden kann, löst das bei dem ein oder anderen direkt Panik aus. Hat man es tatsächlich mal verloren, löst das ähnliche Gefühle wie Liebeskummer aus. Aber was hat es mit diesen Emotionen auf sich? Es ist doch schließlich nur ein Elektrogerät, oder?

Computerwissenschaftler Frank Steinicke von der Universität Hamburg erforscht die Interaktion zwischen Mensch und Maschine. Dass Menschen solch eine starke emotionale Bindung zu ihren Handys aufbauen, habe wohl mehrere Gründe, sagt er. Wir interagieren ständig mit unseren Smartphones und sprechen sogar teilweise damit: „Siri ist das klassische Beispiel. Ich spreche mit dem Computer und nehme ihn so als echten Kommunikationspartner wahr.“ Es wirkt also schon fast lebendig.

Auch die optischen Merkmale wie Design und Material des Gerätes könnten einen Einfluss auf unsere Bindung damit haben. Weiche Kanten und Oberflächen können sanft und liebevoll auf uns wirken. Der haptische Sinn, also die Wahrnehmung des Tastens, mag also genau wie das Visuelle einen Einfluss auf unsere Zuneigung zu unseren Handys haben.

Forscher der Universität Hamburg erklären sich die Liebe zum Smartphone auch mit einem sozialen Bedürfnis: Der Besitz eines neues Gerätes einer bestimmten Firma kann eine Gruppenzugehörigkeit symbolisieren. Somit kann das Handy das Gefühl verleihen, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Diese Freude kann man sogar mit unbekannten Personen teilen, nicht nur mit Freunden.

Das Smartphone stellt aber auch den Draht zu unseren Freunden und unserer Familie dar. In diesem Format sind sie am einfachsten zu erreichen. Wir teilen Nachrichten und führen Konversationen mit ihnen, die mit Emotionen verbunden sind. Auch ist es ein Sammelplatz für unsere Fotos und Videos, die unsere schönen Erinnerungen abbilden. Das Handy wird also mit positiven Gefühlen verbunden.

«Auf ein Foto des eigenen Smartphones reagiert das Hirn in den ersten Millisekunden ähnlich wie wenn man ein Bild des eigenen Ehepartners sieht», sagt Steinicke. Trotzdem beruhigt der Computerwissenschaftler die ‚eifersüchtigen‘ Partner: Man müsse sich keine Sorgen machen, das Handy würde irgendwann mehr geliebt werden als der Freund oder die Freundin. Es könne allerdings vorkommen, dass sich vereinzelte Personen zu elektronischen Maschinen oder Roboter hingezogen fühlen. Die sei dann jedoch eher krankheitsbedingt oder wegen sozialen Ängsten in der realen Welt, um somit in die mediale Welt zu flüchten.