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Die manuelle Sicherheitskontrolle wegen seines gesundheitlichen Zustandes wurde ihm verwehrt

Neunjähriger durfte wegen Terrorverdachts nicht fliegen – Ein schockierender Irrtum

Der neunjährige Chille Bergstrom war wie immer aufgeregt kurz bevor er und seine Mutter in den Flieger steigen sollten. Erstmal Check-in, dann Boarding und anschließend Abflug – dann wären die beiden vier Stunden später zuhause gewesen. Doch bevor die Familie boarden konnte, bekam der kleine Chille den Schock seines Lebens: Plötzlich war er von zehn bewaffneten Polizisten und Sicherheitsmännern umzingelt – gegen den kleinen Jungen bestehe Terrorverdacht.

Der neunjährige wurde mehr als eine Stunde im Sicherheitsbereich des Flughafens von Phoenix festgehalten, bevor man ihm und seiner Mutter sagte, dass er nicht fliegen dürfe. „Chille setzte sich auf meinen Schoß, um eine Stunde lang zu weinen“, schrieb seine Mutter, Ali Bergstrom, über diesen erschreckenden Vorfall auf Facebook. Dennoch wurden die beiden weiter von dem Sicherheitsdienst in einem Raum festgehalten.

Als die Polizei später eintraf, wurden sie darüber aufgeklärt, wieso man so ein kleines Kind festgehalten haben: Es habe bereits mehrere Terrorverdachtsfälle gegen Kinder gegeben. In Chilles Fall hegte die Flughafenpolizei den Verdacht, da der Junge nicht durch die übliche Sicherheitskontrolle ging.

Was die Polizei aber zu diesem Zeitpunkt nicht wusste war, dass der Neunjährige an dem seltenen Goldenhar-Syndrom leidet – einer angeborenen Krankheit, die zu Missbildungen im Gesicht führt. Davon ist bei Chille heute nicht mehr viel zu sehen, da er bereits 15 Operationen hinter sich hat. Doch leidet er heute noch an einem Herzfehler und muss deshalb einen Herzschrittmacher tragen.

 Aus diesem Grund durfte er nicht durch die normale Sicherheitsschleuse gehen, denn der Metalldetektor könnte die Funktion des Herzschrittmachers beeinträchtigen. Stattdessen  muss der Junge eine manuelle Kontrolle durchlaufen. Da seine Mutter jedoch im Voraus keinen Antrag auf diese Sicherheitsmaßnahme gestellt hatte, wurde diese Kontrolle von der Transportsicherheitsbehörde TSA abgelehnt. Zwar zeigte sie den Sicherheitsbehörden den Krankenausweis ihres Sohnes – der half aber nichts. Kurz darauf traf die Polizei ein.

In einem Interview mit dem US-amerikanischen TV-Sender Fox9 erklärte Chille die folgende Tortur: „Ich hatte sehr viel Angst – Ich dachte es war meine Schuld.“ Der wusste in dem Moment einfach nicht, was mit ihm geschah. Auch als er einen Sicherheitsmann fragte, was passiert, bekam er keine Antwort. Auch seine Mutter war total perplex: „In all den Jahren ist uns das noch nie passiert“, sagte sie. „Normalerweise sind die Behörden freundlich, die Beamten lächeln, sie geben Chille den Aufkleber des Sicherheitschecks."

Einer der Sicherheitsmänner habe ihr gesagt, dass durch diese Maßnahme bereits Terroranschläge durch Kinder mit Herzschrittmachern verhindert worden seien. Ali Bergstrom habe gelacht und gefragt, „Wann?“. Daraufhin sei der Sicherheitsbeauftragte ernst geworden: „Diese Auskunft darf ich ihnen nicht geben", habe er gesagt. Die Mutter finde diesen Vorfall diskriminierend und entwürdigend. Sie möchte nun mit jemandem in Kontakt treten und eine Entschuldigung für die ganze Aktion verlangen – bisher habe sie nämlich noch keine erhalten.

Nachdem endlich alle Papiere geprüft wurden und Chille der alternative Sicherheitscheck genehmigt wurde, wurden er und seine Mutter wieder frei gelassen. Ihren Flug hatten sie allerdings in der Zwischenzeit verpasst.

In den nachfolgenden Nächten habe Chille an vielen Albträumen gelitten. Der Junge, dem bald seine 16. Herzoperation bevorsteht, fügte im Interview hinzu: "Es war wirklich schrecklich."

Ein Sprecher des Flughafens Phoenix berichtete an die britische Zeitung Daily Mail: „Die Sicherheitsbehörden tun alles, um sicherzustellen, dass alle Reisenden mit Respekt und Höflichkeit behandelt werden." – Dazu gehört offenbar auch, einen Neunjährigen durch zehn bewaffnete Polizisten abführen zu lassen.