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Alleinerziehend, Schwanger, auf Job-Suche - das sind eure Rechte

Juramama Nina hilft Müttern bei Rechtsfragen

Als alleinerziehende Mama keinen Job zu bekommen mit der Begründung "Sie sind zu unflexibel wegen der Kinder" ist schon unfassbar. Wir wissen, dass es vielen Müttern in Baden und der Pfalz so geht. Deshalb wollen wir helfen und haben mit Rechtsexpertin Nina Straßner gesprochen.

Erst vor kurzem berichteten wir über Dreifach-Mama Sandra aus Ober-Flörsheim in Rheinland-Pfalz, die schon über 100 Bewerbungen geschrieben hat - ohne Erfolg. Was können Mütter also tun? Rechtsanwältin Nina Straßner ist die "Juramama" - hat selbst zwei Kinder und sich spezialisiert auf Rechte für Mütter. Was empfiehlt sie also euch als Mamas.

Wie kommt man am schnellsten an einen guten Job?

Juramama Nina:

"Das ist immer eine Frage wie man damit umgehen möchte. Wenn man jetzt sagt, ich habe mich schon ganz viel beworben und habe das Gefühl, das liegt vielleicht an meinen Kindern, dann ist es juristisch so, dass keinerlei Veranlassung besteht die Kinder im Lebenslauf zu erwähnen. Manche denken das immer noch, dass sie schreiben müssen ob sie verheiratet sind, was die Eltern beruflich machen, ob man Kinder hat, wie alt die sind. Das geht, vor allem in der Stage, in der man in ein Bewerbungsgespräch reinkommen möchte, niemanden was an. Da geht es nur um berufliche Qualifikationen."

und wenn man dann im Vorstellungsgespräch gefragt wird "Haben Sie Kinder?"

Juramama Nina:

"Ja die Frage ist auf jedenfalls schon mal extrem verboten. Ein Arbeitgeber der das macht hat sich in dem Moment schon schadensersatzpflichtig gemacht. Nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz sind solche Fragen, das auch nicht erst seit gestern so, ganz klar verboten, wie auch Fragen nach Religion und sexueller Orientierung, gehen keinen Arbeitgeber was an. Das bringt einem natürlich nichts, wenn der Chef danach gefragt hat, dann kann man ja nicht einfach rausgehen. Dann kann man lügen, wenn man das möchte und einfach sagen, "Nö hab ich nicht“. Das hat dann auch keine negativen Konsequenzen in dem Sinne. Oder man spricht das eben ganz ganz deutlich an und versucht zu vermeiden, dass man die nächsten 30 Minuten über die Betreuungssituation spricht. Das ist einfach blöd."

Die Juramama im Netz und als Literatur

Nina hilt Mamas vor allem auf ihrem Blog "http://www.juramama.de". Die Motivation kam aus eigenen Erfahrungen heraus. "Ja richtig, ich habe das selbst auch erlebt. Ich habe einen sehr konservatien Beruf als Rechtsanwältin und war super Qualifiziert, gut ausgebildet, top motiviert. Ich hatte noch kein Kind, ich war einfach nur frisch verheiratet, das ergab sich aus meinen Zeugnissen durch den Namenswechsel. Ich habe viele Bewerbungen verschickt, mein Mann ebenfalls und der hat neun Einladungen zum Bewerbungsgespräch bekommen und ich keine," so Nina.

Und das, obwohl sie sich auch tatsächlich für die selben Stellen beworben hatte. "Ja, zum Teil haben die sich überschnitten. das war schon interessant. Bei mir stand wohl auf der Stirn, dass ich demnächst wohl Kinder könnte und dadurch war ich offensichtlich schon Risiko. Zumindest haben wir das damals so interpretiert. Meine berufliche Praxis bestätigt das heute auch noch 10 Jahre später, dass es durchaus, wenn man einen Stapel Bewerbungen vor sich hat, dass dann da aussortiert werden muss", so die Juramama.

Sie hat auch ein Buch veröffentlicht: "KEINE Kinder sind auch keine LÖSUNG". "Da packe ich auch genau diese Themen an, viele aus arbeitsrechtlicher Sicht, aber auch aus gesellschaftspolitischer Sicht. Und das ist auch sehr humorvoll, sodas man das auch gut ertragen kann und keine Kopfschmerzen bekommt wenn man nur "Ehegattensplitting" nur hört. Ich nehme das ein bisschen auseinander und erzähl von meinem Arbeitsleben, meinem Familienleben und gebe hinterher noch Schützenhilfe wie man sich da rechtlich wehren kann um mitdiskutieren zu können. Sogar ganz besonders für Mütter. Oder auch junge Familien, Frauen die sich Kinder wünschen und Sorge haben wie das weitergeht mit befristeten Verträgen und Mutterschutz und all so Dingen, das alles greife ich auf", sagt Nina. 

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