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Angst und Panik breiten sich aus

Der erste Zeckenbiss beim Kind: So erlebt das ein Familienvater

Schon als Kind hat mir meine Mutter immer gesagt „Mit Zecken ist nicht zu spaßen“. Ich sollte immer, wenn ich durch hohes Gras gelaufen bin oder im Wald gespielt habe, danach meinen Körper checken – ob ich irgendwo eine Zecke sehe. Bisher alles gut. Jetzt habe ich selbst einen Sohn – zwei Jahre alt – und er ist gebissen worden.

Es ist die große Schere zwischen „habt Spaß und spielt wo und wie ihr nur wollt“ und „passt aber auch auf“. Das ist es doch eigentlich immer, was man als Vater oder Mutter seinen Kindern mit gibt.

Zeckenbiss im Waldkindergarten

Mein Sohn ist in einem Waldkindergarten. Die Kinder spielen dort von 9 bis 12 Uhr jeden Tag draußen, egal bei welchem Wetter. Natürlich wissen wir, dass ein Zeckenbiss passieren kann. Wenn es dann aber soweit ist, fängt der Kopf an Achterbahn zu fahren. „Hätte ich etwas tun können?“, „was sollen wir jetzt machen?“ … sind Fragen, die mich zunächst nicht mehr losgelassen haben. 

Ich habe den Biss abends beim Bettfertigmachen meines Sohnes entdeckt – mitten auf der Brust.

Noch sehr klein, keine große Rötung um die Stelle des Bisses. Da mein Sohn leider bisher keine positiven Erfahrungen mit Ärzten gemacht hat, ist alles, was an seinen Körper soll, für mich und meine Frau ein emotionaler Kraftakt. Die Zeckenzange ist dann zum Einsatz gekommen – unser Sohn wehrte sich heftig.
 

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Zecke raus, Kopf drin

 
Die Zecke ist raus … Durchschnaufen. Aber dann die Gewissheit: Mist – der Kopf ist steckengeblieben. Ja, dieser Kopf. Der eigentlich gar kein Kopf ist, wie man das immer so hört, sondern nur die Greifarme der Zecke, die Steckenbleiben. Während also mein Sohn kuschelnd bei Mama sein erstes (und hoffentlich letztes) Zeckenerlebnis verarbeitet, besprechen meine Frau und ich, was zu tun ist. Ich hätte gedacht, ich bleibe wesentlich ruhiger, aber ich war sehr emotional – es geht ja um meinen Sohn.

Besuch beim Arzt

Entscheidung: Wir fahren zum Arzt. Alle Eltern wissen, dass Kinder vor allem immer dann etwas haben, wenn der Kinderarzt nicht mehr auf hat. Wochenenden, Feiertage, oder Nächte werden genutzt, um krank zu werden. Wir mussten also zum ärztlichen Notdienst. Kein Problem, nur 5 Minuten weg. Mein Sohn stark und gefasst, bis zum Moment, in dem wir das Arztzimmer betreten.

Ein schon etwas älterer Arzt mit Mundschutz und leichtem Akzent nimmt uns in Empfang. Für meinen Sohn muss dieser Arzt wie ein Monster gewirkt haben. Er klammert sich krampfhaft an mich und fängt an zu weinen. Ich leide innerlich mit, versuche ihn zu beruhigen … ihm gut zuzureden. Zum Glück versteht mein kleiner Bub, dass es jetzt wichtig ist, dass der Doktor sich das anguckt … er lässt mich sein T-Shirt hochziehen.

Ein Jodplaster zur Beruhigung 

Der Arzt checkt die Wunde. Alles soweit gut. Die Greifarme der Zecke würde der Körper nach kurzer Zeit selbst ausstoßen. Zur Sicherheit gibt’s es ein Jodpflaster. Als mein Sohn merkt, dass das Pflaster gar nicht wehtut, hört er auf zu weinen. Durchatmen. Der Arzt verschreibt uns ein Antibiotikum.

Stand jetzt ist die Wunde fast weg. Keine größeren Rötungen … die Sorge wird also Kleiner. Was habe ich als Vater daraus gelernt?

Man kann sein Kind nicht vor allem beschützen.

Und wenn etwas passiert, dann darf man auf keinen Fall in Panik verfallen (auch wenn mir das sehr schwer fällt).