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Projekt "Schutzranzen"

Peilsender im Schulranzen: Fluch oder Segen?

Mit Peilsender im Rucksack zur Grundschule? Das ist die Grundidee des sogenannten „Schutzranzen“. Aber wollen wir und die Kinder das wirklich? Eins ist klar: Das Thema polarisiert.

Worum geht es bei dem „Schutzranzen“?

Die Absicht der Macher: Man möchte die Sicherheit von Schulkindern auf dem Schulweg erhöhen. Durch einen Peilsender im Schulranzen, können Eltern per GPS ihr Kind immer im Blick haben. Auch Autofahrer können vor herannahenden Schülern gewarnt werden. 
Das alles funktioniert per App: Denn Eltern können in Echtzeit den momentanen Standort ihres Sprösslings abfragen. Autofahrer, welche teilnehmen, bekommen ein Warnsignal auf ihr Smartphone, sobald sie in die Nähe eines Kindes kommen. Das Ziel: Unfälle an beispielsweise schlecht einsehbaren Ecken vermeiden. 

Datenschützer kritisieren das Projekt

Obwohl das Projekt im ersten Moment sehr praktisch klingt, gibt es massenhaft Kritiker, die vor Datenmissbrauch warnen. Sie sind der Meinung, die App würde keine Probleme im Straßenverkehr lösen, sondern lediglich haufenweise Daten der Nutzer sammeln. Diese werden dann an den Server von großen Konzernen wie Amazon oder Google weitergegeben. Auch könne die App dazu führen, dass Autofahrer unachtsamer werden könnten, weil sie sich zu sehr auf die Warnfunktion verließen. 
Verantwortlich für den Vertrieb des Schutzranzens  ist das Start-Up Unternehmen „Coodriver GmbH“. Zu den Kooperationspartnern gehören  VW, ein Münchener Volvo-Händler, der Schulranzen-Hersteller Scout, der Sportausrüster Uvex, und der Automobilclub von Deutschland, die unter anderem für das Konzept und die Umsetzung zuständig sind.

Projekt wird gestoppt 

Auch wenn die Macher der Schutzapp die Kritiken zurückweisen, stoppte die Stadt Wolfsburg das Projekt. Ursprünglich sollte das Projekt dort an zwei Grundschulen getestet werden. Man habe "den Schulleitungen und dem Anbieter empfohlen, den Start des Projektes entsprechend auszusetzen", zitiert das Portal "regionalWolfsburg" die Stadtverwaltung.

Es gibt sicherlich sowohl positive, als auch negative Aspekte in Bezug auf den „Schutzranzen“. Aber sicher ist: Wir leben in einem vernetzten Zeitalter. Über soziale Medien oder Sport-Apps wie "Runtastic" geben wir freiwillig Einblick in unser Leben und unseren aktuellen Standort. In vielen Haushalten wachsen Kinder inzwischen schon mit „Siri“, „Alexa“ oder „Ok, Google“ auf. Die Frage ist nun, ob der Peilsender im Rucksack und der damit verbundene Schutz der persönlichen Daten, nicht vielmehr ein Thema ist, mit dem wir uns im modernen Alltag viel häufiger auseinandersetzen müssten?