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Michael Frosch will Familien mit todkranken Kindern eine schöne Zeit, statt Krankenhausaufenthalten ermöglichen

Palliativmediziner will die Behandlung todkranker Kinder revolutionieren

​Ist man unheilbar krank, wird man auf die Palliativstation verlegt oder kommt in ein Hospiz, um dort die verbleibende Zeit gepflegt zu werden. Man wird von den Menschen getrennt, die noch Hoffnung auf Leben versprühen.

Doch was wäre, wenn genau diese Trennung nicht gemacht werden würde? Wenn man sich, statt eine Prognose zu stellen und auf den Tod zu warten, fragen würde, was den Menschen jetzt am besten hilft?

Michael Frosch arbeitet als Palliativmediziner mit Kindern und Jugendlichen. Für ihn gibt es zwischen kurativen und palliativen Patienten keinen Gegensatz. Trotz lebelnslimitierender Krankheit kann man noch einige wundervolle Jahre genießen und genau das ist dem Mediziner wichtig.

Gemeinsam mit Eltern und Geschwistern kann ich Positives erreichen, indem ich wieder eine Perspektive schaffe.

Er möchte etwas an der Behandlung ändern, die Umgangsweise mit Todkranken revolutionieren. Er könne das Kind zwar nicht heilen, auf seine Probleme kann er aber eingehen. Er will den Kindern eine Perspektive schaffen, ihnen Ängste nehmen und die Schmerzen gemeinsam durchstehen. 

Es geht um eine aktive Behandlung, die den gesamten Patienten betrachtet.

Er erklärt, dass eine Palliativbegleitung unterschiedlich aussehen und auch nur vorrübergehend sein kann. Kinder, die eine schwere Erkrankung haben, die behandelnde Ärzte mit ihrem Wissen und den derzeitigen Möglichkeiten in der Medizin nicht lösen können, sollten eine Palliativbegleitung bekommen, auch wenn sie noch einige Jahre zu Leben haben. Frosch möchte darauf hinaus, dass auch die psychischen Probleme, die beim Kind und den Angehörigen auftreten können, behandelt und ernst genommen werden. Diese können, im Gegensatz zu der Krankheit auch noch geheilt werden. 

Für Michael Frosch ist die Palliativmedizin eine aktive Behandlung auf sozialer, physischer und psychischer Ebene des Menschen. Er möchte die Lebensqualität der Patienten verbessern, sobald eine lebensbegrenzende Erkrankung diagnostiziert wurde. 

Was bringen die Patienten mit? Was kann sie fördern? Was kann sie - trotz ihrer Erkrankung -  weiterbringen?

Nachdem Frosch an der Gründung eines sozialpädagogischen Zentrums in Münster beteiligt war, wurde ihm bewusst, dass es nicht nur um die Diagnose und die Behandlung der krankheitstypischen Symptome gehen soll , sondern viel mehr gefragt werden muss, was den jungen Patienten in ihrer Situation hilft, was sie trotz Krankheit weiter bringen kann. 

Oder ich habe ihnen dabei geholfenm den Rest der Lebenszeit ihres Kindes so zu verbringen, dass sie damit besser zurecht kamen.

Ihm liegt es am Herzen die verbleibende Zeit für die Familie und die Patienten so wertvoll wie möglich zu gestalten und sie in der schweren Zeit zu unterstützen und zu begleiten. 

Gerade Offenheit, Vertrauen und Sicherheit spielen für ihn eine tragende Rolle. Wissen die Angehörigen über die Wünsche der Kinder und Jugendlichen Bescheid, können die letzten Monate so erfüllend wie möglich verbracht werden – für Eltern, Geschwister und Patienten.

Außerdem ist es wichtig, dass alle Beteiligten genau über die Krankheit Bescheid wissen, den Verlauf kennen und die Erwartungen für die nächsten Monate einschätzen können. Die Krankheit sollte jedoch nicht in den Vordergrund rücken, die Eltern müssen über Diagnosen und Befunde bescheid wissen aber sollten sich nicht zu tief in den Papierkram verkriechen und dabei die Zeit und das Leben mit dem Kind verpassen.

Die Autonomie des Patienten ist genauso wichtig, wie mein Ziel, eine Krankheit zu behandeln.

Michael Frosch arbeitet daran, den Palliativpatienten eine Zeit zu ermöglichen, in denen sie ein fast normales Leben leben können. Operationen, die meist ohne großen Nutzen sind und nur Zeit gewinnen sollen, sind meist Illusionen. Ihm ist es wichtig, dass die verbleibende Lebenszeit der Kinder und Jugendlichen und natürlich auch der Erwachsenen, die als Palliativpatienten eingestuft werden, mit so viel glücklichen Momenten wie möglich gefüllt und die Krankenhausaufenthalte auf ein Minimum reduziert werden.