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Veggi-Wurst und Co. basieren nämlich meistens auf Ei-Basis

Rechnung zeigt: Für Veggi-Wurst sterben mehr Tiere als für das "Original"

​Wurst, Schnitzel und sogar Döner. Das sind nur drei Beispiele für Produkte, die es mittlerweile für Vegetarier gibt. Die Veggi-Fleisch-Alternativen kamen vor einigen Jahren auf den Markt und sind heute in jedem Supermarkt zu finden. Überzeugte Vegetarier allerdings greifen eher selten zu diesen Ersatzprodukten. Häufig kaufen Menschen, die zum Beispiel eine gewisse Zeit auf Fleisch verzichten oder ihren Konsum reduzieren wollen, zu den Alternativen. Was viele aber nicht wissen: Auch für die Veggi-Produkte sterben Tiere - sogar mehr als für eine normale Wurst.

Ei-Produktion ist das Problem

Es klingt zuerst einmal etwas absurd, dass für eine vegetarische Wurst tatsächlich Tiere sterben müssen. Allerdings ist es traurige Realität. Denn: Viele vegetarische Produkte in den Supermarktregalen sind auf Ei-Basis produziert. Und das geht unweigerlich mit der Tötung von Küken und "Legehennen" einher.

Jedes Jahr sterben unzählige Tiere

Für die Produktion von Ei sind männliche Küken natürlich nicht geeignet. Allerdings sind sie wegen ihrer Züchtung auch nicht für die Fleischerzeugung zu gebrauchen. Das heißt: In den meisten Fällen werden die männlichen Küken nach dem Schlüpfen direkt getötet. Zwar gibt es dagegen immer wieder Proteste, noch ist das „Küken-Schreddern“ aber nicht verboten. Laut der Tierschutzorganisation Peta werden so pro Jahr etwa 50 Millionen männliche Küken getötet. Und auch Legehennen, die ihren Dienst getan haben, werden früh getötet, um sie noch als Suppenhuhn verwenden zu können. 

Beispielrechnung

Wie die folgende Beispielrechnung beweist, sterben bei der Produktion von vegetarischer Wurst sogar mehr Tiere, als bei der Herstellung des "Originals". Das zeigt der Journalist und Veganer Derik Meinköhn in einem Artikel im Stern auf.

Schweinefleisch-Rechnung

Als Beispiel nimmt er die Mortadella einer bekannten deutschen Marke. Diese besteht zu 74 Prozent aus Fleisch. Ein Schwein wiegt bei der Schlachtung im Durchschnitt 94,25 Kilogramm. Von dem werden, so Meinköhn, 80,6 Prozent zum Essen verwendet. Knapp 20 Prozent (19,4 Prozent) sind ein Verlust in Form von Knochen und Fett. Vom gesamten Schwein werden ca. 11,4 Prozent für die Wurstproduktion verwendet. Meinköhn geht bei seiner Rechnung allerdings von den 80,6 Prozent aus, da auch der übrige Teil des verwerteten Fleisches für den menschlichen Verzehr genutzt wird.

Das bedeutet: Bei dem Schlachtgewicht hätte man am Ende 75,97 Kilogramm an Fleisch, das man vom Schwein verzehrt. Davon sind dann 10,75 Kilogramm Wurstfleisch, das zum Beispiel für Mortadella verwendet wird. Da die Beispiel Mortadella nur aus 74 Prozent Fleisch besteht, könnte man aus dem Verzehrfleisch demnach 102,66 Kilogramm Mortadella herstellen.

Huhn-Rechnung

Um den Vergleich zu einem vegetarischen Angebot herzustellen, hat sich Meinköhn dann die Schlachtung von Hühnern angeschaut. Dafür zieht der Journalist diesmal die Veggi-Mortadella der gleichen Marke heran. Die enthält 70 Prozent Eiklar. Das heißt: Für die errechneten 102,66 Kilogramm Wurst würde man ca.71,86 Kilogramm Eiklar benötigen.

Ein einzelnes Ei besteht zu 58 Prozent aus Eiklar und wiegt im Durchschnitt 57 Gramm. Das heißt es enthält 33,06 Gramm Eiklar. Das bedeutet also, dass man für 71,86 Kilogramm Eiklar rund 2174 Eier braucht. Aber Achtung: Eine Henne legt nur 300 Eier pro Jahr und wird nach 15 Monaten geschlachtet, weil sie nicht mehr genug Eier produziert. Das heißt auch: für die 2174 Eier benötigt man fast 6 Hennen. Und da bei der Züchtung von Legehennen die männlichen Küken meist getötet werden, kommt Meinköhn auf 12 Hühner.

Zusammenfassung

Die Quintessenz nach dieser längeren Rechnung ist also: Um die gleiche Menge an Veggi-Mortadella  herzustellen - für die bei der normale Wurst ein Schwein gebraucht wird - benötigt man ganze 12 Hühner.

Allerdings bedeutet die Rechnung natürlich nicht, dass es besser wäre, ein Schwein zu töten und wieder Fleisch zu essen. Sie soll lediglich zum Nachdenken anregen, denn nicht immer sind vegetarische Produkte auch tierfreundlich. Deswegen gilt: Vielleicht lieber öfter mal einen kritischen Blick auf die Zutatenliste von Fleisch-Alternativen werfen.