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Das Recyclingsystem ist mit unserer Konsumgesellschaft überfordert

Primark und Co. - Wegwerfmode stellt die Altkleiderindustrie auf die Probe

Droht Deutschland bald an alten, weggeworfenen Klamotten zu ersticken? Experten der Altkleiderindustrie warnen, dass die Wegwerfmode von heute in einen Teufelskreis führt, dem man nicht mehr hinterher kommt: billig kaufen, kurz tragen, schnell wieder entsorgen.

Es ist der ewige Kampf der Modeindustrie: Nachhaltige Kleidung oder Wegwerfmode? Wer ohnehin schon damit argumentiert, dass Billigklamotten einerseits aus minderwertigen Stoffen bestehen und andererseits unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt werden, hat nun ein weiteres gutes Kontra-Argument: Die Altkleiderindustrie schlägt Alarm, da zu rasch entsorgte Discountmode das Verwertungssystem lahmzulegen droht.

Günstig kaufen, kurz tragen, schnell wegwerfen
„In diesem Jahr beobachten wir ein historisches Hoch bei den Sammelmengen“, bestätigt Thomas Ahlmann, der Sprecher des Dachverbandes 'FairWertung', einem Zusammenschluss gemeinnütziger Alttextilsammler, gegenüber dem Nachrichtenportal 'Welt.de‘. Diesem Bericht zufolge, dürften in diesem Jahr erstmals über eine Millionen Tonnen abgelegter Klamotten in den Altkleider-Containern landen – das stellt die Verwertungsindustrie auf die Probe.

Dass die Lager so voll sind, ist außergewöhnlich. Das stellt durchaus eine wirtschaftliche Herausforderung für die ganze textile Kette dar

sagt Ahlmann weiter.

So dramatisch das Problem auch ist, es ist in der heutigen Einstellung der Konsumgesellschaft nachvollziehbar: Die billigen Klamotten verführen dazu, sie schneller wegzuschmeißen oder sogar erst gar nicht tragen. Kostet das T-Shirt nur 3 Euro, behält man es nun mal nicht jahrelang, sondern sortiert es nach maximal einem Jahr wieder aus – wenn es dahin nicht schon kaputt gegangen ist. Die billigen Teile aus schlechten Materialien verformen sich leicht und passen nach wenigen Monaten nicht mehr so wie beim Kauf.

Wegwerfmode setzt die Altkleiderindustrie unter Druck
Sortierbetriebe, die die weggeworfenen Altkleider von Sammlern erhalten, müssen laut des Artikel auf ‚Welt.de‘ inzwischen zusätzliche Lagerflächen anmieten. Mit dem Recycling-Prozess kaum sie kaum noch hinterher. Eines der dabei größten Probleme: Moderne Klamotten bestehen aus Mischfasern und können daher nicht einfach ohne weiteres nach sortenreinen Stoffen sortiert werden.

Derzeit keine Besserung in Sicht
Wie so oft überwiegt die Wirtschaft den ökologischen Aspekten: Anstatt auf den Altkleider-Wahnsinn zu reagieren, wird in der Modebranche der Klamottenkonsum nur weiterhin beschleunigt. Oder hat hier jemand noch den Überblick darüber, welche Marke, welcher Laden oder welcher Modekette gerade welche Kollektion für wen auf den Markt gebracht hat?