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Foodwatch kürt das "Smartwater" zum Sieger

"Dreisteste Werbelüge des Jahres": Goldener Windbeutel für Coca-Cola Wasser

​Werbung hat nur ein Ziel: Sie möchte uns zum Kauf eines Produkts oder einer Dienstleistung überreden. Das dafür unterschiedlichste und teils manipulative Methoden angewendet werden, ist kein Geheimnis. Wenigen dürfte allerdings bekannt sein, dass es sogar einen Preis für die dreisteste Werbelüge gibt – und zwar den Goldenen Windbeutel.

Vergeben von Foodwatch

Der Goldene Windbeutel ist ein Negativpreis, der dieses Jahr bereits zum achten Mal vergeben wurde. Der gemeinnützige Verein foodwatch kürt damit jährlich das Produkt, das den größten Unterschied zwischen dem beworbenen Qualitätsversprechen und den tatsächlichen Eigenschaften des Produkts aufweist.
 

Sieger der vergangenen Jahre

Traurigerweise wurden in den letzten Jahren häufig Produkte für Kinder ausgezeichnet, darunter zum Beispiel der Zott Monte Drink von Zott (2010), ein Instant-Tee von Hipp (2012) und ein „Kinderkesks“ von Alete (2017). Letzterer ist voll mit Zucker und wird für Säuglinge ab dem achten Monat beworben.

„Sieger“ 2018

In diesem Jahr bekam den Negativpreis das „Glacéau Smartwater" von Coca-Cola. Ein Wasser, das siebenmal so teuer ist wie herkömmliches. Der Organisator Foodwatch nennt das „Abzocke“ und legt Einzelhändlern nahe, es nicht mehr anzubieten. Wie der Verein mitteilte, hatte es eine Online-Abstimmung gegeben. In dieser wählten 30,5 Prozent der knapp 70.000 Teilnehmer das Wasser zum traurigen Sieger des Schmähpreises.

Gründe dafür

Wieso aber wurde das Wasser zur „dreistesten Werbelüge“ gekürt? Laut foodwatch handelt es sich bei dem Produkt  um ganz normales Wasser, das allerdings mit 1,65 Euro siebenmal teurer ist als normales. So zitiert das Nachrichtenmagazin ntv Sophie Unger, Wahlleiterin des Goldenen Windbeutels 2018 mit den Worten:

Coca-Cola betreibt dreiste Verbraucherabzocke mit dem Grundnahrungsmittel Nummer eins. Um den Verbrauchern das Geld aus der Tasche zu ziehen, hat sich Coca-Cola ein hanebüchenes Bearbeitungsverfahren ausgedacht, das wissenschaftlich klingt, aber völlig unsinnig ist. Das 'Smartwater' ist einfach nur ein schnödes Wasser, teuer verkauft.

Spezielle Herstellung

Coca-Cola benutzt für die Herstellung von "Glacéau Smartwater" ein spezielles Verfahren. So wird Wasser zuerst verdampft, anschließend wir es dann wieder eingefangen. Was dabei verloren geht, sind wichtige Mineralstoffe. Genau die werden im Nachhinein wieder künstlich hinzugefügt. In der Werbung sagt der Hersteller "inspiriert von den Wolken, die aus Wasserverdampfung und Kondensation entstehen" und spricht von einen besonders "frischen und klaren" Geschmack.

Coca-Cola kontert

Der Konzern Coca-Cola weist die Kritik des gemeinnützigen Vereins zurück. Seiner Meinung nach seien Kennzeichnung und Deklaration des Produkts transparent. Außerdem entsprechen sie der Lebensmittelverordnung. Foodwatch würde ihr Produkt lediglich nominieren, um PR zu bekommen und so Aufmerksamkeit für den Preis zu generieren. So sagt das Unternehmen:

 Der Erfolg des Wassers bei vielen Verbrauchern zeigt, dass das Produkt mit seinem besonderen Geschmack ankommt.

Zweiter Preis

Neben dem Sieger des Schmähpreises standen auch noch andere Produkte zu Wahl. Genau wie beim Wasser wirf foodwatch auch diesen irreführende Werbung vor. So belegte der "Kids Tomato Ketchup" der Marke Heinz den zweiten Platz, gefolgt von dem Riegel „Corny Milch“ von Schwartau. Auf den Plätzen drei und vier landeten das „Bratöl Olive“ von Dennree und der "Erbseneintopf" Gut und Günstig von Edeka.

„Kids Tomato Ketchup“

Grund für die Silbermedaille des Kinderketchups ist die Tatsache, dass dieser trotz gleicher Inhaltsstoffe 40 Prozent mehr kostet als solcher, der nicht speziell für Kinder beworben wird. Und außerdem: Die Welthungerorganisation rat davon ab, Ketchups für Kinder zu bewerben, die voll von Zucker sind.

Heinz nimmt Stellung

Das Unternehmen Heinz nahm zur Kritik Stellung. Die Kritik am Preis kann die Firma verstehen. Allerdings sei dafür der Handel selbst verantwortlich. Und: Die Kritik am Zuckergehalt sei unbegründet, denn der „Kids Tomato Ketchup“ sei ein zuckerreduziertes Produkt.