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Wenn Social Media krank macht...

Ist Facebook so schädlich wie Rauchen?

Das Smartphone ist immer in Benutzung, und wenn nicht steckt es in der Hosentasche. Nachts liegt es neben dem Kopfkissen oder auf dem Nachttisch, man möchte immer Up-To-Date sein. Viele bezeichnen sich scherzhaft als Social Media süchtig. Doch birgt der ständige Umgang mit Facebook, Instagram und Snapchat wirklich eine Gefahr, und kann unsere Gesundheit schädigen?

Kati Krause war eine Social Media Nutzerin wie viele von uns. Für sie wurde Facebook tatsächlich gesundheitsschädigend. Die Folge: Sie deinstallierte die Apps für Facebook und Twitter komplett von ihrem Handy. Heute geht es ihr besser.

Die heute 33-Jährige erzählte in einem Interview mit Spiegel-Online über ihre Beziehung zu den sozialen Medien. Vor einigen Jahren geriet sie in eine Depression. Sie wurde antrieblos und es fehlte ihre jegliche Konzentration. Ein Buch lesen oder einen Film schauen ging nicht mehr, die Aufmerksamkeitsspanne war einfach zu kurz. Letzten Endes flüchtete sie sich auf Facebook und verbrachte ihre Zeit damit, durch die Timeline zu scrallen.
 

Plötzlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass mir soziale Medien in meinem Zustand sehr, sehr viel Schaden zufügen. Es hat sich ungesund angefühlt.

Zu sehen, wie alle anderen Erfolgserlebnisse haben, machte sie unglücklich, das Leben schien ohne sie weiter zu gehen. Irgendwann gelang es ihr, Facebook von ihrem Smartphone zu löschen und zeitweise ganz aus ihrem Leben zu streichen. Mit dieser Entscheidung fühlte sich Krause letztendlich besser.

Social Media macht süchtig

Push-Benachrichtigungen, neue Follower oder eine neue Nachricht – mit verschiedenen Mitteln versuchen soziale Medien den Benutzer immer wieder auf ihre Webseite zu locken. Außerdem arbeiten Produktdesigner kontinuierlich daran, die Produkte noch suchterzeugender zu machen. Es steht außer Frage, dass die Marktstrategien der großen Online-Konzerne funktionieren, denn viele Menschen verbringen mehrere Stunden täglich am Smartphone. Das ständige Verlangen auf das Handy schauen zu müssen und die Glücksgefühle, die ausgeschüttet werden, wenn man neue Nachrichten, Likes oder Follower hat, weisen eindeutig auf eine Sucht hin.

Um dem entgegen zu wirken gibt es immer mehr Menschen, darunter auch Stars wie Jessie J., die genau deshalb eine Social Media Pause einlegen, und sich bewusst für eine Weile aus der Online Welt entziehen.  

Klare Grenzen sind notwenig

Um von sozialen Medien ausgelöste Depressionen zu vermeiden, rät Marc Benioff, Salesforce-CEO, dazu, klare Grenzen bei der Nutzung von Sozialen Medien fest zu legen, ähnlich wie in der Tabakindustrie. Seiner Meinung nach, kann Facebook langfristig ähnlich schädliche Auswirkungen haben wie das Rauchen. Deshalb sollten Altersregelungen besser kontrolliert und eingehalten werden, und auch der Staat sollte mit Hilfe von Gesetzen klarere Regeln festlegen.  
Abgesehen vom Staat liegt es natürlich auch am Verbraucher selbst, einen verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien zu haben. Es ist zum Beispiel durchaus sinnvoll, Altersbeschränkungen für Kinder einzuhalten und Nutzungszeiten festzulegen, sodass die Online-Aktivitäten der jüngeren nicht außer Kontrolle geraten.

Neue Erfindungen müssen gelernt werden

Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar gibt im Gegensatz zu Benioff ein wenig Entwarnung. Er äußerte in der Sendung Hart aber Fair, dass Menschen erst lernen müssten mit den sozialen Medien richtig umzugehen. Als das Auto und das Fernsehen auf den Markt kamen, seien die Erfindungen auch erst mit Skepsis betrachtet worden. Es dauere einfach eine Weile, bis Menschen einen vernünftigen Umgang mit neuen Technologien erlernen.

Und auch wenn wir uns noch nicht ganz an die sozialen Medien gewöhnt haben, und auch der Staat keine klaren Regeln aufstellt: Wer sich von Facebook, Twitter und Co. gestresst fühlt, sollte vielleicht überlegen, öfter mal einen „Digital Detox“ durchzuführen und das Smartphone für eine Weile aus der Hand legen.