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Örtlich muss mit Unwettern gerechnet werden!

Nach der Hitzewelle: So wird das Wetter am Wochenende

Es gab schon zuvor einzelne Aufzeichnungen von Wetterdaten, aber seit dem Jahr 1881 kann man die Temperaturen für Deutschland einigermaßen sicher bestimmen. In all den Jahren seit 1881 gab es keinen Tag, der nur annähernd so heiß war wie der gestrige, 25.07.2019.

Über 40 Grad an 20 Wetterstationen gemessen

Auch bei uns in Baden und der Pfalz wurden einige Monats- und Allzeitrekorde gebrochen. Die höchsten Temperaturen konnte man jedoch vom südwestlichen Niedersachsen bis in das Saarland messen - insgesamt wurde die 40-Grad-Marke hier an mehr als 20 Wetterstationen durchbrochen. Selbst der alte, bis zum 24.07. gültige bundesweite Hitzerekord aus Kitzingen (40,3 Grad) wurde an rund 15 Messstationen überflügelt.

Zustande kommen konnte diese große Hitze durch ein fast perfektes Zusammenspiel von einem Hoch- und einem Tiefdruckgebiet. Zwischen diesen Druckgebilden strömte heiße Luft gen Norden. Die herangeführte Luftmasse war jedoch kälter als die Luftmasse während der letzten großen Hitze Ende Juni. Allerdings dämpfte damals Saharastaub die Sonneneinstrahlung - dieser fehlte in den vergangenen Tagen fast komplett. Die Klimaerwärmung sorgt gleichzeitig dafür, dass die herangeführten Luftmassen noch etwas wärmer sind als vor 20 oder 30 Jahren. Primär muss allerdings das Zusammenspiel aus herangeführter, heißer Luft und reichlich Sonnenschein für solch hohe Temperaturen stimmen. Das Sommer-, Sonnen- und Hitzehoch Yvonne verlagert sich am Freitag nach Skandinavien, sodass gleich mehrere Tiefdruckgebiete nach Mitteleuropa vorrücken und die heiße Luftmasse ausräumen können. Das Wetter gestaltet sich daher - rechtzeitig zum Wochenende und Ferienbeginn - sehr durchwachsen.

Bevor es sich in den folgenden Tagen deutlich abkühlt, werden am Freitag im Schwarzwald bis zu 33 Grad, im Breisgau 36 Grad und in der Metropolregion 38 Grad - dazu ist es teils leicht schwül. Noch ein ganzes Stück schwüler wird es am Wochenende, wenn am Samstag im Schwarzwald nur noch bis zu 24 Grad und an der Bergstraße 30 Grad und am Sonntag zwischen 20 und 27 Grad gemessen werden.

In der neuen Woche wird es langsam wieder wärmer, aber nicht so heiß wie zuletzt.

Es drohen örtliche Unwetter

Das ist in etwa so, als solle man in einem heißen Topf mit Maiskörnern vorhersagen, welches Korn als nächstes "aufploppt"

Am Freitag ändert sich am Wetter eigentlich noch nicht so viel. Die Sonne scheint teils von einem blauen Himmel, teils muss sie sich den Platz mit harmlosen Schleierwolken teilen. Neu sind allerdings einige Quellwolken, die aufgrund der großen Hitze und des nachlassenden Hochdruckeinflusses in die Höhe schießen können. Diese Quellwolken bringen zudem einige kräftige Schauer und (Hitze)Gewitter. Häufig wird es trocken bleiben. Wo sich jedoch ein solches Gewitter bildet, sind heftiger Starkregen, großer Hagel sowie schwere Sturmböen möglich - Unwettergefahr! Da es bei der Gewitterbildung (ohne Front - wie in diesem Fall) auf sehr viele Details und örtliche Voraussetzungen ankommt, ist es leider unmöglich vorherzusagen, wo exakt die Gewitter auftreten. Das ist in etwa so, als solle man in einem heißen Topf mit Maiskörnern vorhersagen, welches Korn als nächstes "aufploppt". Am Samstag werden die Wolken deutlich zahlreicher und die Sonne hat es im Laufe des Tages immer schwerer sich zu zeigen. Gleichzeitig kommt es zu immer wieder zu teils kräftigen Schauern und Gewittern - teils mit Unwettergefahr (vor allem durch Starkregen und Hagelschlag). Am Sonntag ist es wolkig bis stark bewölkt mit noch weniger Sonnenschein. Dafür nimmt die Anzahl der Schauer und (unwetterartigen) Gewitter weiter zu. Am Montag ziehen die Niederschläge und nachfolgend auch Wolken über Württemberg ab. Von der Pfalz und Frankreich her setzt sich ein meist trockener und freundlicher Sonne-Wolken-Mix durch.   

Stichpunkt: Hitzerückblick

Am heißesten Tag seit Messbeginn wurde am gestrigen Donnerstag auch ein neuer bundesweiter Hitzerekord aufgestellt. Im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes waren gemessene 42,6 Grad aus Lingen absoluter Top-Wert. Der Standort der Messstation in Lingen ist allerdings alles andere als optimal und spiegelt wahrscheinlich nicht vollkommen die Realität wieder. Zahlreiche Bäume, die in unmittelbarer Nachbarschaft zur Station wachsen, könnten die heiße Luft aufstauen und so für verfälschte Werte sorgen. Bereits in der Vergangenheit hat die Wetterstation zum Teil ungewöhnlich hohe Temperaturen gemessen. Der Deutsche Wetterdienst muss daher noch entscheiden, ob er den Messwert offiziell anerkennt. Auch wenn der Wert nicht anerkannt wird - ein neuer bundesweiter Hitzerekord wurde auf jeden Fall aufgestellt. Auch Platz 2 (Tönisvorst - 41,2 Grad), 3 (Duisburg-Baerl - 41,2 Grad) und weitere Standorte haben den alten Rekordwert vom Mittwoch übertroffen.

Hitzerekorde in Baden & der Pfalz

Bei uns in Baden und der Pfalz gibt es ebenfalls neue Rekorde zu vermelden. Mit 39,8 Grad in Waghäusel-Kirrlach, 39,7 Grad in Bad Dürkheim, 39,2 Grad in Rheinstetten, 39,0 Grad in Ohlsbach, 39,0 Grad in Worms, 38,9 Grad in Rheinau-Memprechtshofen, 38,0 Grad in Baden-Baden-Geroldsau und 37,1 Grad in Elzach-Fisnacht wurde an den jeweiligen Stationen ein neues Allzeit-Maximum (seit Messbeginn) registriert - es war hier also noch nie so warm wie gestern! In Mannheim (39,5 Grad), Öhringen (38,5 Grad), Waibstadt (37,8 Grad) und Müllheim (37,4 Grad) wurde ein neuer Julirekord für den jeweiligen Standort aufgestellt.

Stichpunkt: Ferienausblick

Pünktlich zum Ferienstart gehen die Temperaturen am Wochenende zurück und zahlreiche Wolken, Schauer sowie Gewitter ziehen über die Region hinweg. Bereits zum Start in die neue Woche zeigt sich das Wetter jedoch wieder freundlicher. Eine Comeback der großen Hitze und des anhaltenden Sonnenscheins ist jedoch nicht in Sicht. Wie die folgende Grafik zeigt, pendeln sich die Höchstwerte in den kommenden Tagen im Bereich der 25-Grad-Marke ein - mit einzelnen Abstechern in Richtung 30 Grad. Es wird also unter dem Strich ganz angenehm warm. Beim Wetter wechseln sich viel Sonnenschein und zeitweise durchziehende Wolken ab. Es kommt hin und wieder zu Schauern oder Gewittern - große Unwetter oder anhaltende Niederschläge sind nach dem Wochenende aber erst einmal nicht in Sicht. Der Start in die Ferien könnte somit unfreundlicher verlaufen. Wer nicht auf ungestörten Sonnenschein und das Temperaturniveau der vergangenen Tage verzichten möchte, sollte in Richtung Spanien aufbrechen. Aber auch die übrigen Mittelmeer-Regionen können sich meist über viel Sonnenschein und hohe Temperaturen freuen - hier sind allerdings zum Teil heftige Unwetter möglich. Wer auf der Suche nach einer Abkühlung ist, ist an der Nord- und Ostseeküste richtig. Nachdem es am Wochenende hier oftmals sogar ähnlich warm oder wärmer ist als bei uns in Baden und der Pfalz, gehen die Werte in der neuen Woche auf um 20-25 Grad zurück. Der Regenschirm oder entsprechende Kleidung sollte hier allerdings zum Reisegepäck gehören.

Quelle: http://www.wetterquelle.de