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Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Krankenkassen sollen profitieren

Digitale Krankmeldung - Eine innovative Lösung?

Die gelben Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen werden wohl bald der Vergangenheit angehören. Denn die Digitalisierung eröffnet einen neuen, innovativen Weg: die digitale Krankmeldung. Nicht nur Arbeitnehmer profitieren von der elektronischen Variante. Auch Unternehmen und Krankenkassen haben einen entscheidenden Mehrwert.

Die lästige Bürokratie tritt nach mindestens drei Tagen der Abwesenheit für Arbeitnehmer ein. Ab zum Arzt, die Krankmeldung als „gelben Zettel“ in Empfang nehmen und bei der Krankenkasse und dem Arbeitgeber einreichen. Zwar besteht die Möglichkeit, dem Arbeitgeber die Bescheinigung vor Ort vorzulegen, doch für die meisten bleibt nur noch der Gang zum Briefkasten der Post übrig. Im Zeitalter der Digitalisierung ein sehr umständliches und zeitaufwändiges Verfahren, das häufiger auch zu Konflikten zwischen dem Vorgesetzten und dem Arbeitnehmer führt. Grund hierfür ist oft das unpünktliche Einreichen der AU-Bescheinigung, das vom Arbeitgeber bemängelt wird.
Eine neue Lösung muss also her, um einerseits das Einreichen der Krankmeldung erheblich zu erleichtern und andererseits, Konflikten am Arbeitsplatz aus dem Weg zu gehen.

Der neue Weg der Krankmeldung

Mit einem neuen Gesetzesentwurf soll nun die Bürokratie entlastet werden und eine digitale Übermittlung der Daten eingeführt werden. Dieser Plan ist Teil des Gesetzentwurfes zum Bürokratieentlastungsgesetz III, der aktuell vom Bundeswirtschaftsministerium diskutiert wird. Profitieren sollen weiter kleine und mittelständische Unternehmen. Eine Entscheidung wird für Mitte September erwartet. 

So läuft die elektronische Krankschreibung ab

Zukünftig werden Unternehmen digital über den Start und die Dauer der Arbeitsunfähigkeit sowie über das Ende der Entgeltfortzahlung informiert. Die Daten werden zuerst an die Krankenkasse übermittelt. Der Arbeitgeber kann schließlich online die elektronische Meldung einsehen. 

Eigentlich nur Vorteile

Durch die digitale Variante wird die Bürokratie erheblich erleichtert, da ein Großteil des Papierkrams nun überflüssig wird. Denn in Deutschland werden jährlich rund 77 Millionen Krankschreibungen ausgestellt. Auch die Umwelt wird durch die elektronischen Bescheinigungen also geschont. Ein entscheidender Vorteil für den Arbeitnehmer: ein zu spätes Einreichen ist mit der neuen Variante unmöglich. Zudem profitieren die Arbeitgeber. Denn laut des Bundeswirtschaftsministeriums haben Unternehmen dadurch fast 550 Millionen Euro weniger Kosten, die vorher durch die Verarbeitung notwendig waren. Die geplante Einführung

Ein Haken gibt es aber. Denn erst ab 2021 soll der „gelbe Schein“ elektronisch an Krankenkassen übermittelt werden. Unternehmen sollen zudem erst ab 2023 nur noch auf digitale Krankmeldungen zugreifen können. Vor allem bei den Krankenkassen sorgt diese Herangehensweise für Unverständnis.

Erfolgreiche Vorlaufmodelle

Die Techniker Krankenkasse hat in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Hamburg und Nordrhein-Westfalen einen Vorläufer des neuen Modells getestet. Hierbei wurden erstmal AU-Bescheinigungen von Ärzten an Krankenkassen übermittelt. Allerdings funktioniere das ganze Modell Arzt-Kasse-Arbeitgeber erst bei zwei Unternehmen, wie die TK mitteilt. Weiter haben andere Krankenkassen auch in Baden-Württemberg das innovative Modell getestet – mit mäßigem Zulauf. Beispielsweise erreichten die AOK in Baden-Württemberg seit Juli dieses Jahres rund 5000 digitale Bescheinigungen. 

Was die Zukunft bringt

Ob es tatsächlich erst im Jahr 2023 zu der kompletten Einführung des neuen Systems kommen wird, ist ungewiss. Denn vor allem die Krankenkassen fordern einen schnelleren Beginn, damit die Bürokratie und auch die Kosten für Arbeitgeber geringer ausfallen. Aber eines ist klar: komplett verzichten wird man auf die Zettel trotzdem nicht. Der Arzt muss weiterhin dem Patienten die Krankschreibung in ausgedruckter Form aushändigen.

Praktisch, innovativ und kostensparend - es bleibt zu hoffen, dass die Einführung der digitalen Variante nicht mehr allzu viel Zeit in Anspruch nimmt.