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Geschäftsführerin der Familienbrauerei Bauhöfer Katharina Scheer (26)

Starke Frauen von Hier: Brauereichefin Katharina Scheer

Wenn der Chef am Feierabend noch einmal zum Braumeister in den Lagerkeller geht und sich ein trübes Kellerbier zapft. Im Werbefilm würde das vermutlich so aussehen: Zwei gestandene Männer (im rustikalen Junker oder in Brauer-Latzschürze) stehen fröhlich vor einem kupfernen Sudkessel. Bei der Familienbrauerei Bauhöfer im Renchner Ortsteil Ulm passt die althergebrachte Darstellung nicht. Hier hat seit Januar Katharina Scheer das Sagen. Die 26-jährige ist Deutschlands jüngste Brauereichefin und häufig „allein unter Männern“.

Bierdeckelbahn – Broadway – Brauerei

Mitten im Herzen der Ortenau ist die Heimat der Familienbrauerei Bauhöfer. Badische Lebensfreude und die herrliche Landschaft prägen die Region.  Zu den vielen kulinarischen Höhepunkten gehört neben Wein auch Bier aus dem „Bierdorf“ Ulm. Seit mehr als 160 Jahren braut dort Familie Bauhöfer ihr Ulmer Bier.

Echtes Brauereikind
Seit Anfang des Jahres hat in der Familienbrauerei Katharina Scheer das Sagen. Die 26-Jährige Geschäftsführerin ist die Enkelin von Seniorchef Eugen Bauhöfer. Die studierte Betriebswirtin erinnert sich:

Ich bin hier großgeworden und habe als Kind meterlange Bierdeckelbahnen mit meinem Opa gebaut“.

Der Bezug zur Brauerei sei somit schon immer da gewesen. „Dass ich später in der Brauerei tätig sein würde, war aber nicht von Anfang an klar“, betont die neue Chefin. Die leidenschaftliche Tänzerin absolvierte in Freiburg und New York eine Sport- und Tanzausbildung. Vier Monate lang tanzte sie sogar am Broadway. Die Zeit sei essentiell für die spätere Entscheidung gewesen.

Irgendwann wurde mir klar, dass ich später in meiner Brauerei arbeiten will“.  

 „Brauer und Fahrer haben keine Probleme mit der Chefin“

Für die vielen männlichen Mitarbeiter im eigenen Unternehmen ist Katharina Scheer keine Unbekannte. Ganz anders sei die Situation dagegen auf Tagungen und geschäftlichen Treffen der Branche. In der Brauerei- und Gastronomiewelt seien Frauen in Führungspositionen noch eine Seltenheit. „Ich werde daher sehr oft angesprochen“, betont die 26-Jährige.

In den meisten Fällen werde hinterfragt, wie die junge Betriebswirtin auf den Chefsessel kam und welche Erfahrungen (u.a. Hofbräuhaus Traunstein und Dinkelacker in Stuttgart) sie mitbringt. Vereinzelt habe es auch schon unangenehme und teils abwertende Gespräche gegeben. „Ich kann damit aber sehr gut umgehen“, sagt Scheer.

Vom Rummel überrascht
Dass eine Geschäftsführerin in einem Familienunternehmen für so viel Gesprächsstoff sorgt, hat Katharina Scheer überrascht. Vor allem weil die Familie seit Generationen „Frauenpower“ unter anderem im Vertrieb und Marketing nutzt. Auch der Brauereibranche täte das sehr gut. In Renchen Ulm hat Katharina Scheer auf jeden Fall viel vor. Sie plant gerade einen Relaunch und will ihrer Brauerei ein frisches Image verpassen.