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Angst-Experte Dr Thomas Unterbrink im Interview

Psychische Belastung in der Corona-Krise - Wie gehe ich mit der Angst um?

Egal was wir tun oder mit wem wir sprechen - die Corona-Krise dominiert seit Wochen unseren Alltag. Viele haben Angst vor Ansteckung und finden es besonders belastend, dass das noch Monate so weitergehen könnte. Wie geht man mit dieser Angst um? Wir haben mit Dr Thomas Unterbrink, Chefarzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Kreiskrankenhaus Lörrach gesprochen.

Ob in den Medien, den sozialen Netzwerken oder wenn wir mit Familie und Freunden sprechen - das Corona-Virus ist seit Wochen das beherrschende Thema. Viele von uns bedrückt die Flut an Informationen, einigen macht sie auch Angst. Wir haben Dr Thomas Unterbrink, Chefarzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Kreiskrankenhaus Lörrach, gefragt, wie man mit dieser Beunruhigung umgeht.
 
Die Angst genießen
Es ist gut, wenn man die Situation in irgendeiner Art und Weise auch genießen kann. Wenn man sich etwas erlauben kann, wenn man die Zeit vielleicht für etwas nutzen kann, was man sonst nicht könnte. Mit den Kindern spielen, sich mal zurückziehen. Vielleicht möchte man endlich mal ein Buch lesen oder es gibt Zeit, einen bestimmten Film, den man schon ewig mal sehen wollte, anzuschauen.
 
Kontrolle zurückgewinnen
Um mich mit der Angst zu beschäftigen, ist das Erste was ich brauche das Gefühl von Kontrolle. Also wenn ich das nicht geboten bekomme von der Öffentlichkeit oder von der Regierung, wie kann ich das selber finden? Zum Beispiel, indem ich meinen Tag strukturiere, indem ich Routinen einhalte, indem ich mich mit anderen austausche.
 
Positive Nachrichten suchen
Wer Angst hat, von der Angst oder von der fehlenden Aussicht überwältigt zu werden, der kann sich besonders darauf konzentrieren, die positiven Nachrichten zu suchen. Für die Bevölkerung ist es wichtig, dass ihr Einsatz, ihre Zurücknahme, ihre Begrenzung tatsächlich einen wesentlichen Teil dazu beigetragen haben, die Horror-Szenarien hier bisher zu vermeiden.
 
Kontakt aufnehmen
Wenn man jemanden anruft und man merkt, derjenige freut sich oder wenn man etwas schreibt und eine positive Rückmeldung bekommt - oder selbst, wenn man eine Mund-Nase-Maske trägt, dann kann man dem Anderen „genauer in die Augen schauen“. Also sowohl sich selbst etwas zu erlauben als auch Anderen eine Freude zu machen ist etwas Positives.
 
Es sich gut gehen lassen
Es ist gut, wenn derjenige, der das kann, sich im Moment auch erlaubt, es sich gutgehen zu lassen. Man darf froh sein, dass man nicht betroffen ist. Man darf es auch genießen, wenn man jetzt nicht arbeiten muss.