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Die Fußballwelt entfernt sich weiter von Gesellschaft und Fans

Wieso Bundesliga-Geisterspiele keine gute Idee sind!

Die DFL und ihre Task Force arbeiten mit Hochdruck daran, den Spielbetrieb in Deutschlands höchster Klasse wieder aufzunehmen. Schon am 9. Mai soll die Bundesliga-Saison in Form von Geisterspielen fortgesetzt werden. Wieso das – nicht nur wegen der knapp 20.000 benötigten Tests – eine schlechte Idee ist...

Ein großer Aufschrei ging durch die Medienwelt, als die DFL am Dienstag ihr Geisterspiel-Konzept präsentierte. Neben dem Ziel die Saison am 9. Mai fortzusetzen, wurde auch ein 31-Punkte-Plan veröffentlicht, der Richtlinien für ein hygienisches Mannschaftstraining vorgibt.
Hauptkritikpunkt der Wiederaufnahme des Spielbetriebs ist die benötigte Verwendung von knapp 20.000 Tests bis zum Saisonende. Die Fußballprofis sollen dabei alle drei Tage getestet werden. Kritiker sprechen von einer Sonderbehandlung der nicht systemrelevanten Fußballwelt! SPD-Politiker Karl Lauterbach äußert sich dazu wiefolgt:

Es ist falsch, zehntausende Tests für Geisterspiele zu verbrauchen, während in den Pflegeheimen und bei Lehrern noch nicht ausreichend getestet werden kann.

Zwar betont die DFL, dass die Kapazitäten in den Laboratorien aktuell noch nicht ausgelastet seien – doch die Situation kann sich jederzeit ändern. Das Robert-Koch-Institut rät daher auch entschieden von Geisterspielen ab.

Vorbildfunktion Fußball?

Unabhängig von den tausenden benötigten Tests würde die Wiederaufnahme des Fußballbetriebs zum jetzigen Zeitpunkt ein gefährliches gesellschaftliches Signal senden. Die Fußballwelt würde sich weiter von der restlichen Gesellschaft und den Fans entfernen. Während die meisten Menschen zuhause bleiben und ihre sozialen Kontakte minimieren, könnte man im TV bald wieder millionenschwere Profifußballer in Rudelbildungen zu Gesicht bekommen. Der Fußball scheint weiterhin in einer Parallelgesellschaft zu leben beklagen einige Fans. Viele Fangruppierungen fordern daher, dass Geisterspiele keine Option darstellen dürfen. 

Medizinische Bedenken und Wettbewerbsverzerrung

Doch es gibt auch medizinische Bedenken, die vor allem Spieler und Klub-Mitarbeiter betreffen. Zwar werde im 31-Punkte-Plan der DFL darauf geachtet, dass Spieler bei Besprechungen genügend Abstand halten. Doch beim Mannschaftstraining und in den Spielen scheint das kaum möglich zu sein. Sollte ein Spieler in einer Mannschaft positiv getestet werden, könne es schnell zu einer Infektionskette innerhalb des Teams kommen. Wer soll dann noch spielen? Die Klubs werden daher gebeten, fürs Saisonfinale für einen großen Kader zu sorgen. Doch wenn es hart auf hart kommt, sollen am Ende wirklich A-Jugendliche um die Meisterschaft spielen?
Alle Mitarbeiter und Spieler setzen sich zudem einem erhöhten Risiko aus – doch zu welchem Preis? Die DFL scheint hier vor allem wirtschaftliche Interessen zu verfolgen. Doch TV-Gelder müssen nicht zwingend das Allheilmittel sein. Förderdarlehen, erweiterte Insolvenzfristen und andere Kriseninstrumente könnten ausnahmsweise auch im Fußball eingreifen.

Keine solidarische Lösung

Das Austragen von Geisterspielen in der Bundesliga wäre zudem keine solidarische Lösung für alle Vereine. Vor allem die Klubs in den unteren Ligen würden weiter finanziell verlieren und die Schere im Profifußball noch weiter auseinandergehen.