Für viele Unternehmen galt die Arbeit aus dem Homeoffice als unmöglich oder galt bestenfalls als Ausnahme - egal ob Konzernchef oder Angestellte im Büro. Die Corona-Krise zwang viele Firmen dann aber doch hin dazu, dieses unfreiwillige Pilotprojekt schnellstmöglich auf die Beine zu stellen - sehr zum Leidwesen zahlreicher IT-Systemadministratoren, die erst einmal für eine Infrastruktur und Möglichkeiten sorgen mussten, und zur finanziellen Freude von Webcam-Herstellern, die den Umsatz ihres Lebens gemacht haben. Natürlich sind die Branchen, Unternehmen und die Aufgabengebiete ihrer Angestellten individuell, doch da, wo die Heimarbeit eingeführt wurde, hat es in vielen Fällen plötzlich funktioniert.
Oft war das allerdings mit Bauchschmerzen für Chefs verbunden, denn schließlich geben diese auch ein bisschen Kontrolle ab. Vertrauen ist gut, für viele war aber genau diese Kontrolle, die Mitarbeiter im Büro zu wissen, besser. Schnell haben aber Unternehmer und Mitarbeiter gelernt, was schon aus anderen Bereichen im Leben kein Geheimnis ist: Es klappt dann doch, wenn man sich auch einfach mal (ver)traut und einander loslässt.
Vor allem für Eltern, deren Kinder nicht in die Kita oder die Schule gehen konnten, war die Heimarbeit eine Erleichterung, wenngleich auch eine große Herausforderung, den Spagat zwischen Job und der Erziehung in den eigenen vier Wänden zu bewerkstelligen.
Nachdem sich nun nach einigen Wochen und diversen Lockerungen der Maßnahmen später auch wieder so etwas wie Normalität einstellt, überlegen viele Unternehmen, die Homeoffice-Kollegen wieder zurück ins Büro zu beordern. Zwar gibt es Beispiele wie Apple und Google, die die Möglichkeit der Heimarbeit bis mindestens Ende des Jahres verlängert haben, oder wie Twitter, die ihre Angestellten auch gerne für immer von zu Hause arbeiten lassen wollen, doch in vielen anderen Unternehmen gibt es auf derartige Gedanken und Ideen eher platte Antworten wie: "Wir sind aber nicht Twitter."
Der Trend geht zurück zur Büroarbeit
Na gut, als Arbeitnehmer sitzt man da am deutlichen kürzeren Hebel und so müssen sich sowohl diese als auch der Arbeitgeber, die darauf bestehen, abermals ein Konzept überlegen, um die "Wiedereingliederung" in den normalen Berufsalltag einfach und gleichzeitig so sicher wie möglich zu gestalten. Mitglieder von unternehmensinternen Corona-Taskforces rennen dafür mit Zollstöcken und Maßbändern durch die Büros, überlegen sich, wie der Mindestabstand von anderthalb Metern zwischen Mitarbeitern eingehalten werden kann und bestellen quadratmeterweise Plexiglas, um diesen zu gewährleisten. Der Trend geht wieder hin zur Büroarbeit. Während Anfang April noch 25 Prozent der Arbeitnehmer von zu Hause aus gearbeitet haben, waren es Mitte Mai nur noch knapp 9 Prozent. 20 Prozent sitzen nur teilweise im Büro. Das geht aus der Mannheimer Corona-Studie hervor. Für die der Langzeit-Studie der Mannheimer Universität wird regelmäßig eine Vielzahl von Bürgern befragt, um ein Stimmungsbild der Gesellschaft zu erfassen.
Zeit, die Unternehmenskultur zu überdenken