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Erfahrungsberichte von Firmen und Tipps von Ingo Lenßen

​Home-Office in Corona Zeiten - muss ich wirklich zurück ins Büro?

Schon seit einiger Zeit arbeiten viele von uns von zu Hause aus. Für große Unternehmen ist das Thema Home-Office kein Neuland, kleinere Firmen haben damit aber zu kämpfen.

SAP 

Der Softwaregigant aus Walldorf ist wohl der Spitzenreiter in der Region was das Arbeiten von zu Hause aus angeht. Schon seit einigen Jahren dürfen die Mitarbeiter der SAP vom heimischen Schreibtisch aus arbeiten und das wird auch erstmal zu weitergehen. Positiv für den Softwaregiganten ist, dass er keine Produktionsverluste bis hierhin feststellen kann, das sagt Personalleiter Cawa Younosi im Radio Regenbogen Interview. Seit Beginn der Krise wurden viele Angestellte nach Hause geschickt, die Umsetzung war aber kein großes Problem. Schon vor dem Ausbruch der Pandemie haben die Angestellten im Schnitt 2,6 Tage pro Woche von zu Hause aus gearbeitet.
 

Wir möchten, dass wenn die Krise vorbei ist, unsere Kolleginnen und Kollegen fit, mental und physisch, wieder ins Büro kommen können.

Und dafür tut die SAP auch einiges. Bürostühle und Monitore dürfen auf Wunsch mit nach Hause genommen werden. Entweder die Mitarbeiter holen sich die Sachen selbst ab oder sie werden geliefert. Außerdem wurde die App „Never lunch alone“ installiert, die den sozialen Austausch mit den Kollegen fördert. Auch ein umfassendes Kulturprogramm wurde eingerichtet, was Lesungen, Diskussionen und auch ein „wine tasting“ beinhaltet.

Und auch für Eltern ist gesorgt: Angestellte, die nicht arbeiten konnten, als die Kitas noch geschlossen waren, wurden freigestellt und das ohne Lohneinbußen hinzunehmen.
 
1000 Satellites Coworking

Das Start-up-Unternehmen, das aus dem Gründerzentrum der BASF stammt, revolutioniert das Arbeiten im Home-Office. Das Unternehmen mietet Büroflächen in der Metropolregion Rhein Neckar und bietet hier professionelle Arbeitsplätze an. Der erste „Satellit“, wie die beiden Mitgründer Gregory von Abendroth und Markus Hummelsberger ihn nennen, ist schon am Start. Auf der Konversionsfläche im Mannheimer Stadtteil Vogelstang steht das erste Büro schon zur Verfügung, in Neustadt soll bald ein weiteres folgen. Geplant sind insgesamt 12 bis 15 Standorte, die das Arbeiten dezentral möglich machen sollen.
 

Wir sind eben näher am zu Hause dran, das heißt die Leute müssen dann nicht mehr eine Stunde über die Hochstraße oder durch irgendwelche Staus jagen, sondern sie haben das Büro direkt vor der Haustür

Neben der optimalen Beleuchtung und einwandfreiem Internet sind die Arbeitsplätze auch mit ergonomischen Tischen ausgestattet. Ein professionelles Arbeiten soll hier gewährleistet sein. Außerdem sagten die beiden Mitgründer, dass man innerhalb dieser Satelliten Synergien nutzen könne und von anderen Arbeitenden lernen kann. Seien es triviale Fragen wie das Arbeiten mit einem speziellen Programm oder auch Kooperationsideen.

Das Start-up-Unternehmen plant noch weitere Kooperationen und will sich dann auch ausweiten. Hamburg, Stuttgart oder auch München sind Ballungsräume, in denen solche Co-working-spaces genutzt werden könnten, da es hier eben auch größere Verkehrsprobleme gibt und man diese umgehen kann, wenn man im Büro in der Nähe von zu Hause arbeitet.
 
Iib Institut Dr. Hettenbach

Das iib Institut Dr. Hettenbach ist ein Familienunternehmen aus Schwetzingen, das sich auf die Analyse von Wohnlagen spezialisiert hat. Katarina Ivankovic, Mitglied der Geschäftsleitung sagte gegenüber Radio Regenbogen, dass das Unternehmen mit 25 Mitarbeitern viel gelernt hat während der Pandemie in Sachen Kommunikation. Das Arbeiten im Home-Office sei Gewöhnungssache. Hier arbeiten zwischen 5 und 10 Kollegen von zu Hause aus.
 

Wir haben eine virtuelle gemeinsame Kaffeepause eingeführt, um ein bisschen den personellen Austausch anzuregen, damit man nicht vollkommen isoliert ist zu Hause

Hat sich Ivankovic und ihr Team was Besonderes einfallen lassen. Viele Angestellte wollen dennoch zurück ins Büro, es gibt einige Anfragen. Natürlich nur unter Einhaltung der Hygienevorschriften.
 
Und was ist, wenn ich zuhause bleiben möchte? Wir fragen unseren Rechtsexperten Ingo Lenßen

Baden und die Pfalz fahren das öffentliche Leben wieder hoch. Friseure arbeiten längst wieder, nach und nach machen Restaurants auf, seit geraumer Zeit dürfen Kinder wieder zurück in die Kitas, Fitnessfreak stählern ihren Körper wieder in Fitnessstudios und viele Arbeitnehmer kehren wieder ins Büro zurück. Aber darf mein Chef mich einfach so wieder ins Geschäft zitieren, wenn ich wochenlang im Homeoffice war und dort auch erstmal bleiben möchte?
 
Tatsache ist, das ist alles nicht so einfach. Mittlerweile hat man sich in der Corona-Zeit auf irgendetwas vereinbart und man hat abgemacht im Zweifel, dass man Homeoffice machen darf. Und dann kann der Arbeitgeber nicht einfach Knall auf Fall „und jetzt kommst du morgen wieder her“. Grundsätzlich kann man sich aber merken: Der Arbeitgeber hat ja eine sogenannte Direktionsbefugnis. Der kann eigentlich schon sagen, ich möchte, dass du von da oder da deine Arbeit ausführst. Wenn er das jetzt wieder durchsetzen möchte, dann sollte er ein vernünftiges Gespräch mit dem Arbeitnehmer führen, sodass der sich auch darauf einstellen kann. Einfach so befehlen, das funktioniert nicht. Schrittweise wieder einplanen, das funktioniert.
 
Die Regierung plant – so unser Arbeitsminister Heil – im September eine Gesetzesvorlage vorzubringen mit der dem Arbeitnehmer das Recht eingeräumt wird, Homeoffice zu machen.  Dann wird das in den Verträgen niedergeschrieben werden und dann kann der Arbeitnehmer tatsächlich mal sagen „Du hör mal ich möchte nächste Woche gerne mal zwei, drei Tage Homeoffice machen“ und dann hat er auch rechtlichen Anspruch darauf.