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Klimaanlagen in Büros: Virenschleuder oder Hilfsmittel gegen Corona-Verbreitung?

Aktuell kehren die ersten Arbeitnehmer wieder an ihre ursprünglichen Arbeitsplätze zurück. Dazu kommt, dass gerade jetzt in den Sommermonaten Klimaanlagen benötigt werden, um ein angenehmes Arbeitsklima zu garantieren. Dabei sorgt die Anlage für eine Luftzirkulation, um die Lufttemperatur zu verändern. Macht es daher Sinn in Büros Klimaanlagen aufgrund der aktuellen Corona-Situation zu betreiben?

Wie wird COVID-19 übertragen und wieso spielt Luft eine große Rolle?

Bisherige Erkenntnisse zeigten, dass COVID-19 hauptsächlich über größere Tröpfchen, die beim Niesen oder Husten eineinhalb bis zwei Meter weit fliegen können, übertragen wird. Neuste Vermutungen deuten darauf hin, dass auch kleinere und deutlich leichtere Tröpfchen, sogenannte Aerosole, das Virus übertragen können.

Es gibt noch keine gesicherten Ergebnisse oder Studien, aber verwandte Coronaviren können als Aerosol bis zu drei Stunden in der Luft liegen. Der deutsche Virologe Christian Drosten schätzt, dass diese Aerosole für über 40 Prozent der Coronainfektionen verantwortlich sein könnten.

Im Innenraum ist die Virenkonzentration deutlich höher als draußen, deswegen empfehlen Virologen in Büros möglichst oft quer durchzulüften. Dadurch wird für einen Luftaustausch, von der im Innenraum verbrauchten und der äußeren Frischluft, gesorgt und die Konzentration von möglichen Coronaviren verdünnt.
 
Können Klimaanlagen für eine sichere Luftzirkulation sorgen oder transportieren sie deshalb viele Viren? 
 
Durch den Klimawandel wird es immer wärmer in den Sommermonaten und viele Arbeitgeber und Firmen setzen auf Klimaanlagen, um die Lufttemperatur in ihren Gebäuden herunterzukühlen und die Luftqualität zu verbessern. Laut des Fachverbandes Gebäude-Klima nimmt die Zahl der professionell installierten Geräte jedes Jahr um zehn Prozent zu. 

Moderne und fachgerecht angeschlossene Klimaanlagen transportieren die ausgeatmete Luft der jeweiligen Person direkt nach oben oder unten in das Klimasystem ab. Eine andere Person wird somit gar nicht mit der ausgeatmeten und eventuell infizierten Luft kontaktiert. Der Fachverband Gebäude-Klima garantiert zudem, dass Lüftungssysteme mit Frischluftzufuhr einen Luftaustausch und Verdünnungseffekt erzielen, der im jeweiligen Raum die spezifische Belastung an möglicherweise vorhandener Viren im Raum pro Kubikmeter senkt
 
Daher kann eine Übertragung von Corona-Viren durch Klimaanlagen mit Frischluftzufuhr fast ausgeschlossen werden. In Deutschland sind außerdem in größeren Büroräumen und Restaurants Geräte ohne Frischluftzufuhr verboten. In China und den USA können immer noch ältere Anlagen ohne Frischluftzufuhr installiert werden. 
 
Einige Klimaanlagen erzeugen einen Luftstrom, der durch den ganzen Raum verlaufen kann. So können Viren transportiert und übertragen werden. Ohne Frischluftzufuhr und -austausch ist es möglich, dass der erzeugte Strom mehrmals an den gleichen Personen vorbei zieht und das Infektionsrisiko nochmals erhöht wird. 

Zudem ist es wichtig, dass die Luftführung konsequent getrennt verläuft und verbrauchte Innenluft nicht mit Frischluft vermischt wird. 
 
Spezielle Filter wie der sogenannte Hochleistungsabscheidefilter (HEPA-Filter) können Coronaviren aus der Luft filtern, werden aber nur für Krankenhäuser oder bestimmte industrielle Gebäude verwendet.
 
Keine Sorge im Homeoffice oder kleinen Büros 

Das Umweltbundesamt rät Arbeitnehmern im Homeoffice oder in kleinen Büros ohne entsprechende Klimaanlage, reichlich zu lüften und eventuell mit Ventilatoren für eine gute Luftzirkulation zu sorgen. 

Bei Ventilatoren ist es entscheidend darauf zu achten keine anderen Mitarbeiter direkt anzublasen, um eine mögliche Übertragung von Aerosolen zu vermeiden. Ventilatoren sollten nur unterstützend zur Lüftung mit offenen Fenstern dienen und eher für einen sanften aber konstanten Luftaustausch sorgen.

Virologe Drosten empfiehlt dieses Vorgehen vor allem für Gebäude ohne Klimaanlagen wie Schulen und Kindergärten. So würde sich die Konzentration von möglichen, sich in der Luft befindende, Viren verringern.​