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"Wir retten das, was wir noch retten können"

Hitzesommer 2020: Unseren Bäumen geht es immer schlechter!

Der Klimawandel ist längst in Deutschland angekommen: Es folgt ein heißer und trockener Sommer auf den anderen. Dieses Jahr ist das dritte in Folge, in dem es wenig regnet, überdurchschnittlich heiß ist und lange Dürreperioden herrschen. Vielen Deutschen ist das Problem bekannt und besonders in Städten greifen immer mehr Bürger zur Gießkanne, um zu helfen. Doch eigentlich hilft das nur einem Bruchteil an Bäumen, genauso wie ein paar Gewitter mit starkem Regen.

Das eigentliche Problem 

Bäume brauchen zum Überleben und Gedeihen Wasser, was sie sich normalerweise aus dem Grundwasser holen. Jede Hitzeperiode und jede Dürre lassen das Grundwasser aber weiter absinken. Obwohl es Anfang des Jahres durchschnittlich viel Niederschlag in Deutschland gab, regnete es ab Anfang Mai viel zu wenig. Zusätzlich sorgen die hohen Temperaturen für eine hohe Verdunstungsrate. In Städten kommt hinzu, dass die meisten Bäumen von versiegelten Pflaster- oder Asphaltflächen umgeben sind. Solche Oberflächen lassen wenig Versickerung zu, sodass nur sehr wenig Niederschlag tatsächlich an den Baum gelangt.

In Hessen beispielsweise fielen im kompletten Juli nur 29 mm Niederschlag, so das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie. Aber auch in anderen Bundesländern, sind deutliche Grundwasser-Defizite aufgrund der letzten Trockenperioden erkennbar. In Heidelberg sind dieses Jahr schon knapp 60 Bäume gestorben. Keine neue Tendenz, denn bereits in den letzten zwei Sommern, sind insgesamt über 400 Bäume in der Stadt ausgetrocknet. 

Bäume sind wichtig fürs Stadtklima 

Zum Einen lassen Bäume eine Stadt grüner und damit auch freundlicher und einladender wirken, zum Anderen spenden sie zusätzlich Schatten und produzieren Sauerstoff. Damit helfen sie nicht nur aktiv gegen die Erderwärmung zu kämpfen, sondern sie sorgen auch für angenehmer Temperaturen, so Ernst Baader Leiter des Landschafts und Forstamtes Heidelberg.

Sie sorgen für Sauerstoff, haben damit natürlich eine enorme positive Wirkung auf die derzeitigen Temperaturen und auf die drückende Schwüle, die wir hier gerade im Rheintal häufig haben und das ist letztendlich auch ein gesundheitliches Problem für uns alle!“ 

Versuche junge Bäume zu retten 

Ernst Baader, Leiter des Landschafts und Forstamtes Heidelberg, erklärt, dass sie seit acht Wochen unterwegs sind, Bäume in und um Heidelberg zu versorgen. Sieben Tage die Woche im Zwei-Schicht-Betrieb gießen Mitarbeiter und Freiwillige die Grünanlagen und versuchen so der Trockenperiode entgegenzuwirken. Pro Tag schaffen sie es insgesamt 220 000 Liter Wasser zu verteilen. Der Fokus beim Wässern liegt bei den noch jüngeren Bäumen, da das Wasser dort leichter an die Wurzeln gebracht werden kann und der Wasserbedarf geringer ist, als bei älteren. 

Um aber auch ältere Bäume langfrsitig zu retten, müsste der Grundwasserstand so schnell wie möglich wieder ansteigen. 

Eine andere Initiative startete Heinz Blank aus Lörrach, der sich einfach selbst seine Gießkanne schnappte und damit die Bäume in seiner Umgebung versorgte. Das Wasser nimmt er aus dem Nebenfluss des Rheins, der Wiese und versucht so viel Fläche zu begießen wie möglich. Er weiß zwar, dass dadurch nur ein Bruchteil der Bäume gerettet werden kann, aber da die Stadt Lörrach sich nicht um die Bewässerung der Bäume kümmert, sieht er es jetzt als seine Aufgabe an. Durch sein Engagement versorgt er nicht nicht die durstigen Bäume in seiner Stadt, sondern will auch andere Mitbürger ermutigen ihm zu helfen. 

Mit der Aktion versuche ich die Menschen dazu zu bewegen mitzumachen, nicht aufzugeben sondern zu sagen wir retten das, was wir noch retten können auf unsere Art und Weise, wenn die Politik nicht mitmachen will.“ 

Auch in Sulzburg-Laufen haben sich Freiwillige gefunden, die ihrem Wald helfen wollen. Drei junge Männer goßen insgesamt 3500 Eichen, die ansonsten wegen der starken Hitze eingegangen wären.

Tipps zum Grundwasserschutz 

Nur ein intakter Boden und Bodenwasserhaushalt kann sickerndes Wasser entsprechend aufbereiten und richtig speichern. 

Um unser Grundwasser zu schützen sollten daher beim Kauf von Lebensmittel auf ökologische Herkunft geachtet werden. Ökologische Landbauern verzichten auf die Verwendung von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Stickstoff-Mineraldünger, die das Grundwasser verschmutzen. Auch im eigenen Garten sollten keine chemischen Pflanzenschutzmittel und Biozide verwendet werden. 

Auf versiegelte Flächen wie Steingärten sollte so gut es geht verzichtet werden. Bei Niederschlag kann das Regenwasser dort nicht in den Boden eindringen und fließt zum größten Teil in die Kanalisation. Es fehlt dann im natürlichen Wasserkreislauf, wodurch der Grundwasserspiegel weiter absinkt. Gehwege, Zufahrten, Stellplätze und Terrassen können mit wasserdurchlässigen Belägen befestigt werden. 

Richtiger Umgang mit Abwasser ist ein anderer wichtiger Punkt. In Toiletten beispielsweise dürfen niemals Stoffe wie Lacke, Farben oder Arzneimittel entsorgt werden. Diese, zum Teil gefährlichen Stoffe, können in Kläranlagen nicht richtig aufbereitet und gefiltert werden. So können sie ins Grundwasser gelangen und es verunreinigen. Richtig entsorgt werden sie entweder im Restmüll oder auf dem Wertstoffhof. 

Des Weiteren sollten wir, zum Schutz des Grundwassers, Autos nur in, mit dem „Blauen Engel“ ausgezeichneten, Waschanlagen reinigen lassen. Selbst wenn das Auto nur mit klarem Wasser abgespritzt wird, können verschiedene chemische Stoffe ins Grundwasser gelangen. In Waschanlagen wird das verdreckte Wasser aufgefangen und wieder gesäubert. 

Hoffnung auf zukünftige Besserung 

Obwohl jeder Einzelne etwas zum Schutz des Grundwassers beitragen kann, ist die einzig langfristige Lösung ein durchschnittlich hoher Grundwasserstand, der alle Pflanzen mit ausreichend Wasser versorgen kann.