Nicht nur wir Menschen konnten entschleunigen, auch die Natur konnte sich erholen. Der Himmel war noch nie so frei von Flugzeugen wie jetzt, die Kanäle Venedigs sind sauberer und klarer den je, die Luftqualität ist deutlich gestiegen und die CO2- Emissionen sind temporär zurückgegangen. Alle diese Unterschiede waren schon nach wenigen Wochen zu bemerken. Diese Geschwindigkeit sollte uns aber eigentlich beschämen, denn sie zeigt, wie sehr sich Klima- und Umweltschutz lohnen und welch negativen Einfluss wir auf unsere Umwelt haben.
Bundesregierung zeigt schnelles,verantwortungsvolles Handeln
Am 27. Januar wurde der erste Corona-Fall in Deutschland bestätigt, Mitte März sind es bereits täglich über 1.000 Neuinfizierte. In den folgenden Tagen und Wochen stiegen die Zahlen weiter an. Nach dem konsequenten Handeln der Regierung blieben die Zahlen zügig 1.000 Neuinfektionen pro Tag.
Egal was man persönlich über das Handeln der Bundesregierung denkt, sprechen die oben genannten Fakten eindeutig für ein schnelles und konsequentes Durchgreifen seitens der Politik. Hätte man noch länger mit Maßnahmen gewartet, wäre diese Infektionskurve anders verlaufen. Es lässt sich danach immer darüber streiten, ob andere oder frühere Maßnahmen sinnvoller gewesen wären. Was allerdings klar auf der Hand liegt ist, dass diese Krise von der Bundesregierung ernstgenommen und auch dementsprechend behandelt wurde.
Für mich persönlich hat die Corona-Krise bewiesen, dass unsere Verantwortlichen schnell und konsequent handeln, wenn sie wollen. Der Umkehrschluss für mich daher: Die Regierung muss auch in Bezug auf die Klimakrise schnell reagieren.
Die momentane Situation hat gezeigt, dass wir auf Experten hören sollten, seien es erfahrene Virologen oder Epidemiologen. Klimaforscher werden hingegen kaum wahr genommen. Die Bundesregierung tut nichts nennenswertes, um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten und wird an diesen Zielen meilenweit vorbeischießen.
Vielleicht zeigt die Corona-Krise deshalb, wie sinnvoll es ist, die jeweiligen Fachleute bei Entscheidungen miteinzubeziehen, besonders wenn Regelungen getroffen werden müssen, die Mut erfordern.
Probleme in der Digitalisierung und des Pflegesystems
Diese Zeit hat uns aber auch gezeigt, an welchen Baustellen wir noch arbeiten müssen und wo es noch Handlungsbedarf gibt.
Vor der Corona-Krise war zwar klar, dass Deutschland in der Digitalisierung hinterherhinkt, aber fast keinem war das Ausmaß der Versäumnisse bewusst. Praktisch von einem auf den anderen Tag wurden Schulen und Kindergärten geschlossen und Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Weder die Schulen, noch die meisten Unternehmen waren auf solch eine Situation vorbereitet und konnten dementsprechend nicht kompetent handeln. Doch jetzt, fast sechs Monate danach, hat sich immer noch nichts geändert.
In Schulen fehlt es an funktionierender Technik und IT-Experten, die vor Ort helfen und Lehrer schulen könnten. Viele Klassenräume sind technisch total veraltet, angefangen bei fehlendem WLAN und interaktiven Tafeln. Das Homeschooling hat nur bei ganz wenigen Schulen gut funktioniert, was unter anderem oftmals von der Motivation der Lehrer abhing. Auch hier zeigt sich, dass es noch einen großen Nachholbedarf gibt.
In der Pflege wurden die Helden des Alltags wie Krankenschwestern und -pfleger eine Weile beklatscht und gefeiert. Doch jetzt, einige Monate danach, spürt man nichts mehr von dieser Dankbarkeit. Viele Pflegekräfte sagen zurecht, dass es zwar schön ist, endlich ein bisschen Anerkennung zu bekommen, dass aber Bedanken und Applaudieren nicht wiederum auch nicht ausreicht, um diesem Berufszweig den Respekt zu geben, den er verdient. Diese Dankbarkeit sollte sich stattdessen in einer Lohnerhöhung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen äußern.
Die Arbeit von systemrelevanten Berufstätigen kann nicht durch Maschinen ersetzt werden. Sie setzen jeden Tag ihre Gesundheit aufs Spiel, um das gesellschaftliche Leben am Laufen zu halten. Meiner Meinung nach ist es nötig, dieser Branche mehr Aufmerksamkeit zu widmen und das längst überfällige Lohngefälle auszugleichen.
Homeoffice als Chance für die Familie
Eins lässt sich sagen: Ohne diese Pandemie wäre das Homeoffice kein so fester Bestandteil der Arbeitskultur in Deutschland geworden. Was viele Arbeitnehmer schon lange gefordert haben, musste durch Corona endlich umgesetzt werden. Lange Anfahrtszeiten zur Arbeit fallen weg und auch überfüllte und laute Großraumbüros werden erstmals aufgelöst. Zweifel an nachlassender Produktivität und fehlender Kontrolle wurden von den allermeisten Firmen innerhalb der ersten Wochen aus dem Weg geräumt.
Arbeitnehmer schätzen die bessere Organisation, die Flexibilität, die gewonnene Freiheit und das Vertrauen seitens des Arbeitgebers. Familie und Beruf können durch eigene Zeiteinteilung besser vereinbart werden. Ich bin mir sicher, dass jetzt einige Arbeitgeber vom Homeoffice-Prinzip überzeugt werden konnten und dieses System auch nach Corona bestehen bleibt.
Gemeinschaftliche Zusammenhalt
In den sozialen Medien wird unter Hashtags wie #StayHome, #FlattenTheCurve, #WirvsVirus und #WirBleibenZuhause dazu aufgerufen, bei der Eindämmung des Virus zu helfen. Das Gemeinwohl über das Einzelwohl zu stellen, um der Allgemeinheit zu helfen, dies gilt seit Anfang der Corona-Krise. Seit mehreren Monaten gilt die Maskenpflicht in Deutschland und meistens funktioniert dieses Konzept auch. Die allermeisten sind bereit, eine Maske zu tragen, um andere Menschen zu schützen. Aber nicht nur dieses Beispiel zeigt, dass Solidarität wichtiger den je geworden ist, nachbarschaftliche Einkaufshilfen für Risikogruppen, Balkonkonzerte, digitale Events und Spendenaktionen zeigen, dass die Corona-Krise Menschen trotz Social Distancing zusammengeführt hat.
Nachdenken innerhalb der Bevölkerung
Aufgrund steigender Infektionszahlen gilt die Devise „regional statt global“. Die Politik ruft dazu auf, kleine regionale Unternehmen, die es aktuell besonders schwer haben, großen Global Playern vorzuziehen. Es entstehen unter anderem sehr kreative Projekte, die womöglich sonst nie ins Leben gerufen worden wären. Urlaub im Heimatland oder dem europäischen Ausland steht auf dem Programm und viele entdecken Deutschland neu - mit allem, was dazugehört.
Was mich vor allem zum Nachdenken brachte, war die Freiheit, die für uns normalerweise ganz selbstverständlich ist, nun aber eingeschränkt wird, zum Wohle der Gesellschaft. Wir sind es (glücklicherweise) nicht mehr gewohnt, an den EU-Grenzen kontrolliert zu werden. Wir sehen es als unser Recht an, genau das zu tun, was wir als Einzelperson wollen.
Corona hat uns gelehrt anders zu denken und mehr auf unsere Mitmenschen zu achten. Das Virus zeigt uns, dass viele banale und nebensächliche Dinge plötzlich wichtig sind und wir sie würdigen sollten. Es beweist, dass die neuste Technik nichts bringt, wenn zum Einen die Gesundheit des Einzelnen und zum Anderen die Zusammenarbeit des Ganzen nicht stimmt. Alleine kann niemand diese Krise lösen.
Zu guter Letzt hat mir die Corona-Krise gezeigt, dass wir Deutsche jeden Tag glücklich darüber sein sollten, in einem Land zu leben, welches das Virus von Anfang an ernst genommen hat, indem die Bevölkerung von der Politik geschützt wird und das Gesundheitssystem so gut ist, dass zusätzlich zur eigenen Bevölkerung auch Patienten aus anderen Ländern behandelt werden können.
Niemand hat sich das Ausbrechen eines solchen Virus gewünscht, aber wir können es leider nicht mehr rückgängig machen. Es ist nun an der Zeit, die Dinge positiv zu sehen und Probleme, die aktuell besonders sichtbar geworden sind, anzugehen.
Wir werden mit diesem Virus leben müssen und kennen noch nicht die gesundheitliche Entwicklung dieser Erkrankung. Unsere Gesellschaft hat zwar schon viel erreicht, trotzdem sollten wir weiterhin aufeinander aufpassen und uns nicht von Verschwörungstheoretikern und Maskenverweigerern negativ beeinflussen lassen.