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Welche Verantwortung Werbebetreibende und die Länder tragen

Werbung verschlechtert die Gesundheit von Kindern

Kinder werden heutzutage stark von Werbung beeinflusst. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf ihre Psyche, sondern auch auf ihre physische Gesundheit.

15 Mal am Tag

werden Kinder von der Industrie im Fernsehen oder Internet dazu animiert, mehr Zucker oder Fett zu essen. Das ist das Ergebnis einer Hamburger Studie. Die Universität Hamburg bezieht sich dabei auf Fernsehen sowie Internet und beobachtet, wie viele Werbekontakte Kinder von 3 bis 13 Jahren pro Tag haben. Folgen sind ein Anstieg von Übergewicht und Karies.  

Gegenüber Ende 2007 ist die auf Kinder gerichtete Werbeintensität um 29 Prozent angestiegen

#social dilemma

Der Werbedruck auf Kinder wurde erhöht. Das Problem ist dabei, dass Eltern oft nicht bewusst ist, wie viel Werbung die Kinder erreicht. Es ist schwer zu kontrollieren, welchen Content das Kind abseits der Fernsehzeit, die noch kontrolliert werden kann, über das Internet aufnimmt. Gerade Social Media sind hierbei schwer zu kontrollieren, vor allen Dingen mit dem besagten Algorithmus, der Kindern weitere versteckte Werbung vorschlägt.

Unternehmen locken Kinder gezielt auf ihre Seiten und versuchen sie dort mit Spielen lange zu halten. Influencer werben in sozialen Netzwerken mit ungesundem Essen und ihr Verhalten wird von den Followern adaptiert. Der Vorsitzende der Deutschen Diabetes Stiftung, Hans Hauner, berichtet:

Das wird geschickt ausgenutzt. Werbeaktivitäten in den digitalen Medien nehmen rasch zu und sind besonders wirksam

Reaktionen aus dem Gesundheitssektor

Die Veröffentlichung der Studie hatte zur Folge, dass sich ein Bündnis aus Kinderärzt*innen, Wissenschaftler*innen und der AOK-Bundesverband gegründet hat, welches Kindermarketing in allen Medienarten untersagt. Das Wissenschaftsbündnis Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten weist darauf hin, dass mittlerweile in Deutschland jedes 7. Kind übergewichtig ist und fordert deshalb ebenfalls ein gesetzliches Werbeverbot. Freiwillige Selbstverpflichtungen reichen hier nicht.  

Die schädlichen gesundheitlichen Folgen davon sehen wir täglich in unseren Praxen.

Reaktion der Werbebetreibenden 

Der Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft weist die Verantwortung von sich und richtet den Finger auf Eltern und soziales Umfeld. Ihm nach liegt dort die Verantwortung für Ernährung, Bewegung und Bildung. Der Lebensmittelverband Deutschland fügte hinzu: 

Ein Werbeverbot für einzelne Lebensmittel macht die Menschen nicht schlank.

Es ist jedoch zu sehen, dass durch die Vernetzung über soziale Medien und damit die vielfältigere Erreichbarkeit von Kindern, andere Mechanismen als nur die Erziehung das Konsumverhalten und die Werte von Kindern beeinflusst. 

Reaktion der Politik

Bundesernährungsministerin Julia Klöckners (CDU) Reaktion auf diese Geschehnisse ist, den Druck auf den Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft zu erhöhen.  

Ihn fordere ich auf, die Verhaltensregeln zu verschärfen – ganz konkret fordere ich Nachbesserungen bei der Altersgrenze und bei der Werbung für Lebensmittel mit ungünstiger Nährstoffzusammensetzung. 

Umsetzbar ist laut Verbraucherorganisation Foodwatch das von Klöckner umfassende Werbebeschränkungsgesetz nur auf Länderebene. Die Regelungen müssen also hier überprüft und angezogen werden.  

 Die Bundesländer sollen für Kindermarketing im Bereich Hörfunk, Fernsehen und Internet verantwortlich sein.