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Klimaziele 2020 erreicht – ein Grund zum ausruhen?

Deutschland hat seine Klimaziele 2020 erreicht – jedoch nicht unbedingt dank der umgesetzten Maßnahmen, sondern zu einem großen Teil dank der Corona-Pandemie. Damit die Klimaziele durch nachhaltige Politik erreicht werden können, sollen die Ziele angepasst werden.

Im Vergleich zu 1990 erzeugt Deutschland 40,8% weniger Emissionen und übertrifft damit leicht die vereinbarte Zielmarke laut des Klimaschutzgesetzes. Das Umweltbundesamt (UBA) veröffentlicht neue Emissionsdaten, die dies verdeutlichen. 

Bundesumweltministerin Svenja Schulze stellt fest:

Die größten Fortschritte gab es im Bereich der Energiewirtschaft – hier sehen wir sehr deutlich die Effekte des Kohleausstiegs.  

Mit dem 221 Millionen-schweren CO2-Ausstoß in der Energiewirtschaft erreicht dieser Sektor einen Emissionsrückgang - laut den Klimazielen wären 280-Millionen erlaubt gewesen. Auch der Industriesektor liegt mit seinem Ausstoß unter dem Grenzwert

Ursache liegt zu einem großen Teil in den Lockdown-Maßnahmen 

Dieser Rückgang resuliert jedoch zu einem Großteil aus den kurzfristigen Effekten durch die Corona-Pandemie. Ein Drittel des Rückgangs der Emissionen ist auf die Eindämmungsmaßnahmen gegen Covid-19 zurückzuführen. Beispielsweise rührt der Rückgang der Emissionen durch Flug und Autoabgase von den Mobilitätseinschränkungen durch die Pandemie.  
UBA-Chef Dirk Messner unterstreicht  

Ohne die Corona-Lockdowns mit den Einschränkungen bei Produktion und Mobilität hätte Deutschland sein Klimaziel 2020 verfehlt.

Der Kurs zur Eindämmung des Klimawandels ist somit langfristig nicht zu halten, wenn keine weiteren Maßnahmen getroffen werden. 

Forschende fordern ein Umdenken auch in der Landwirtschaft  

In den kommenden Tagen finden entscheidende Verhandlungen zur künftigen Landwirtschaftsförderung statt. Die EU wird bis 2027 350 Milliarden Euro für die Landwirtschaft bereitstellen. 

In einer Gesprächsrunde in der Vorbereitung auf die Verhandlungen am kommenden Mittwoch wurde mit Experten über nötige Maßnahmen und Problematiken diskutiert. Die Experten stellen fest, dass beispielsweise Landwirte und Umweltschützende ein gemeinsames Interesse haben. Der Schutz der Natur gilt als dringendste Baustelle des Agrarsektors. Durch einen gemeinsamem Kurs können Böden und Gewässer entlastet, Emissionen reduziert, Biodiversität aufrecht erhalten und Tierwohl bewahrt werden.  
Eine Möglichkeit, diesen gemeinsamen Kurs zu fahren liegt laut den Experten darin, Landwirte dazu zu befähigen, mit Umweltgütern Geld zu verdienen und von der Gesellschaft honoriert zu werden. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) muss also Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen fördern. Solche Maßnahmen sind beispielsweise die Blühstreifen auf  Feldern und Fruchtfolgen, die den Boden nicht ausbeuten.  

Weitere Maßnahmen seitens der Politik  

Die beschlossenen Ziele für das Jahr 2020, die nicht erreicht wurden, sollen durch Beschlusspakete in den nächsten 3 Wochen vorangetrieben werden. Dies soll zu einer nachhaltigen Bekämpfung des Klimawandels führen - anstatt sich auf den kurzfristigen Effekten durch die Pandemie auszuruhen, wie stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen Oliver Krischer im Interview mit der dpa verlauten lässt. 

Es soll in der nächsten Legislaturperiode um eine gemeinwohlorientierte Agrarpolitik gehen, die gezielt nachhaltige Landwirtschaft fördert und damit attraktiv macht. Die Umweltverbände fordern eine Anpassung der Klimaziele an die sich immer deutlicher abzeichnenden katastrophalen Folgen des Klimawandels für Mensch und Natur.  
Bundesumweltministerin Schulze reagiert bei der Pressemitteilung der Klimaziele 2020 darauf, indem sie die Klimaziele für die EU gemeinsam mit den anderen Ministerien erhöhen möchte:  

Darum sollte die Bundesregierung schon das geplante Ausbautempo für Wind- und Sonnenstrom in diesem Jahrzehnt verdoppeln.