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Weshalb werden Wutausbrüche bei Frauen in unserer Gesellschaft stigmatisiert?

Mütende Wutausbrüche bei Frauen

Mit der Pandemie wächst auch die Verzweiflung. Ohne einen Stressausgleich kommt es daher öfter zu Wutausbrüchen. Bei Männern ist das normal aber bei Frauen nun mal unnatürlich?

Was bedeutet „Mütend“?

Mütend ist ein Neologismus aus „müde“ und „wütend“ und wird mittlerweile benutzt, um das momentane Gefühl während der Corona-Pandemie zu beschreiben. 
 
Gerade zu Corona-Zeiten sind immer mehr Menschen müde, wütend und frustriert mit der momentanen Situation. Über ein Jahr im Lockdown: viele Menschen haben ihre Liebsten verloren. Sowohl der Arbeitsplatz ist für viele weggefallen als auch der kulturelle und soziale Aspekt. Es gibt keinen wirklichen Ausgleich mehr. Die Verzweiflung mit der momentanen Situation kann nicht wie früher mit Freizeitaktivitäten, Theater, Kino, Shoppen oder Essen gehen abgebaut werden.
 
Zu Hause wird die Situation daher für manch einen pikanter. Es kommt öfter zu Wutausbrüchen und es wird mehr gestritten. Paare trennen sich, die Depressionsrate steigt und die Anspannung zwischen Kindern und Eltern wächst. Was verursacht Wutausbrüche?
 
Es ist vollkommen normal ab und zu Wutausbrüche zu bekommen. Manchmal ist es das Einzige, was hilft den Stress und den Überfluss von Frustration abzubauen. Kommt es jedoch häufiger vor, solltest du dir überlegen, wie du dich anders mit deinen Gefühlen auseinandersetzen kannst. Dein ganzes Umfeld, deine Kinder, dein Partner und du selbst leiden letztendlich darunter. In solchen Fällen ist es äußerst hilfreich sich von einem Therapeuten beraten zu lassen. 
 
Vor allem Frauen verdrängen oft ihre Gefühle und körperlichen Warnsignale. Dadurch werden über einen langen Zeitraum viel Frust, Wut und Angst aufgebaut, das dein Körper natürlich irgendwann wieder loswerden möchte. Werden die Warnsignale ignoriert, kommt es schnell zum Burnout oder zu einem Wutausbruch. Auch der weibliche Zyklus kann zu starken Stimmungsschwankungen führen. 
 
Frauen in unserer Gesellschaft müssen sich stets zusammenreißen und die Zähne zusammenbeißen. Sie sind überlastet mit Aufgaben und Verantwortung, die niemand für sie übernehmen kann. Oft können manche Frauen dann auch gar nicht NEIN sagen und sich eine Auszeit nehmen, die sie sich auch verdient haben. Sie selbst sind leider nie die eigene Priorität. Die Wahrheit ist leider, dass ein Mensch nicht gut und lange für andere sorgen kann, wenn er sich nicht an erster Stelle um das eigene Wohlergehen und die eigene Gesundheit kümmert.
 
Vernachlässige dich nicht selbst!
 
Du musst deine eigenen Warnsignale lesen und sie respektieren. Dein Körper versucht dir oft selbst zu zeigen, was dir fehlt und was du brauchst. Häufige Magenschmerzen, Schlafprobleme, Angstzustände, Wutausbrüche oder Depressionen können Anzeichen sein. Nehme dir falls nötig eine Auszeit und kehre deine Gefühle und Probleme nicht unter den Teppich, sondern konfrontiere sie. Suche dir Hilfe, falls nötig. Du kannst deinen Partner, deine Eltern oder Freunde jederzeit nach Hilfe bitten. Du bist nicht alleine!
 
Bei Problemen mit deinem Partner solltest du diese direkt ansprechen. Lass dir Zeit, wenn nötig, jedoch beschönige nicht deine Aussagen. Viele Frauen müssen noch lernen sich mehr zu verteidigen und NEIN zu sagen. Du musst dich nicht zu irgendetwas zwingen lassen, wenn dir die Energie dafür fehlt. Du trägst nicht die alleinige Verantwortung. 
 
Nehme dir einen Tag frei, nimm ein erholsames Bad, mache ein Gedankenspiel, meditiere, lerne eine neue Sprache oder ein neues Talent, mache einen Spaziergang und baue deinen Stress gesund ab. Es gibt keinen Grund sich dafür schlecht oder schuldig zu fühlen. Ohne dich funktioniert nichts, daher musst du lernen dich selbst zu pflegen und zu respektieren. Du bist deine Priorität! Nehme deine Bedürfnisse wahr und lerne Gelassenheit. 
Weshalb sind Wutausbrüche bei Frauen so stigmatisiert?

 
Laut einigen Studien werden Frauen mit Wutausbrüchen als unweiblich und negativ gewertet. Männer hingegen gelten als männlich und normal. Wieso ist das so? 
 
Frauen müssen brav und sanftmütig sein und nicht aggressiv. Dieses Attribut wird eher dem männlichen Geschlecht zugesprochen. Wütende Frauen werden daher oftmals nicht von der Gesellschaft akzeptiert, sondern ausgestoßen. Die Frau wird als unnatürlich und schlecht erzogen gesehen. Als Resultat verdrängen viele Frauen ihre Gefühle, aus Angst nicht mehr dazuzugehören.  
 
Diese Thematik sollte nicht mehr tabuisiert werden. Spreche stattdessen darüber und klärt einander auf. Wichtig ist ein gesunder Umgang mit Wut und Verzweiflung. Gemeinsam ist das möglich!