Radio
jonathan-velasquez (unsplash)
Radio
Abgabewelle nach Haustier-Boom

Tierheime füllen sich mit "Lockdown"-Tieren

Während des Lockdowns warnten Tierschutzaktivisten vor überstürzten Haustier-Käufen. Nun treten die Befürchtungen der Tierliebhaber wirklich ein: Die Tierheime füllen sich langsam mit zurückgegebenen Pandemie-Begleitern.

Ein neues altes Problem

In der Ferienzeit steigen die Neuaufnahmen in den deutschen Tierheimen. Das ist nichts neues. Doch nun kommen zur Sommerabgabewelle die "Corona"-Tiere dazu. 

Während des Lockdowns entschieden sich viele Deutsche spontan für einen tierischen Begleiter als Pandemie-Projekt, gegen die Einsamkeit, als Zeitvertreib. Dadurch lebten 2020 fast eine Million mehr Tiere in deutschen Haushalten als noch im Jahr zuvor.

Nun zeigt der Trend seine Kehrseite. Durch die derzeitigen Reise-Lockerungen, mit der Rückkehr ins Büro und den Alltag, merken viele: So ein Haustier ist zeitintesiv. Die Tiere sollen jetzt genauso schnell wieder weg, wie sie in die Wohnung gekommen sind.
 

"Die aktuelle Entwicklung lässt uns mit Sorge in die Zukunft blicken. Auch wenn Tierheime bisher nur vereinzelt mit vermehrten Abgaben zu kämpfen haben, rechnen sie in der kommenden Zeit mit einer Flut von Neuaufnahmen. Die Kapazitäten könnten dann irgendwann erschöpft sein." Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes

Die Unbedachtheit vieler Einzelpersonen müssen nun die Tiere und Tierheime ausbaden. Und das Schlimmste: Neben den steigenden Neuaufnahmen in Heimen werden an Autobahnraststätten vermehrt Hunde und Katzen ausgesetzt.

Ein Haustier bedeutet Verantwortung!

Viele haben ihren Hund oder ihre Katze im Ausland oder auf dem Schwarzmarkt gekauft, sind uninformiert und mit falschen Erwartungen in die Rolle von Haustierbesitzern geschlüpft. Es ist erschreckend, wie manche Menschen ihre selbstgewählten Begleiter wie Objekte behandeln und dabei vergessen, dass auch Tiere Gefühle wie Angst, Freude und Schmerz empfinden können. Mit dem Kauf oder der Adoption eines Haustieres übernimmt man Verantwortung für dessen Leben und Wohlbefinden. Die Anschaffung sollte also gut überlegt sein.

Wie kannst du in der jetzigen Situation helfen?

In den Sozialen Medien machten bereits Aufrufe die Runde, die Reisende auffordern, an Raststätten nach ausgesetzten Tieren Ausschau zu halten. Wenn du ein ausgesetztes Tier entdeckst, informiere am besten das nächstgelegene Tierheim, eine Tierschutzorganisation oder rufe die Polizei. Diese klären dann die weitere Vorgehensweise und kümmern sich um das verängstigte Tier.

 

Solltest du dir selbst ein Haustier angeschafft haben und kannst es nun nicht mehr versorgen, wende dich unbedingt an ein Tierheim oder eine Tierschutzorganisation!

Noch haben die Heime Kapazitäten frei und auch weiterhin werden Tiere an neue Haushalte vermittelt. Es ist gut, sich einen Fehler einzugestehen und dem Tier eine zweite Chance zu ermöglichen zumindest besser, als es aus Scham an einer Autobahnraststätte seinem Schicksal zu überlassen.