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Die Medizin ist auf herzkranke Frauen nicht vorbereitet

Herzinfarkt: Frauen werden oftmals zu spät behandelt!

Was sind die typischen Symptome eines Herzinfarkts? Auf diese Frage antworten viele mit: Schmerzen in Brust und Arm. Doch diese Symptome gelten vor allem für männliche Patienten. Bei Frauen äußert sich der Infarkt anders.

Symptome sind bei Männern und Frauen verschieden

Bei Frauen äußert sich ein Herzinfarkt eher durch plötzlich auftretende Schmerzen zwischen den Schulterblättern, im Nacken, Kiefer und Kopf. Übelkeit und Schweißausbrüche sind ebenfalls typische Symptome.

Die Medizin ist schlecht vorbereitet

In der medizinischen Forschung gilt der männliche Körper immer noch häufig als Norm. Das hat verheerende Folgen für Patientinnen. Im Bereich der Kardiologie endet der Sexismus in der Forschung oft sogar tödlich!

So sind viele Menschen nicht über die unterschiedlichen Symptome bei Männern und Frauen aufgeklärt. Frauen gehen oftmals zu spät ins Krankenhaus – die notwendige Behandlung startet verspätet.

Zusätzlich werden die Symptome im Krankenhaus oftmals falsch gedeutet. Anstatt einer sofortigen Wiedereröffnung des verschlossenen Herzkranzgefäßes mit dem Herzkatheter werden nur die Symptome behandelt. Schmerztabletten und Spritzen gegen Übelkeit werden verabreicht. Dabei geht wertvolle Zeit verloren – und das in einer Situation, in der jede Sekunde zählt.

Ein strukturelles Problem

Doch nicht nur im Bereich der Kardiologie ist die einseitige Forschung ein Problem. So sind viele Medikamente für Frauen zu hoch dosiert, da die Tests hauptsächlich an männlichen Probanden durchgeführt wurden. Viele Mediziner und Medizinerinnen, aber auch Politiker und Politikerinnen fordern deshalb eine geschlechterspezifische Medizin.

Was muss sich ändern?

Der Frauen-Anteil in der Forschung muss höher werden. In den herzbezogenen Studien liegt der Frauenanteil der Testpersonen bei nur 24 Prozent. Frauen stellen jedoch 55 Prozent der Herzinfarktopfer dar. Die Forschung ist also zu einseitig.

Auch in den Führungspositionen im Gesundheitswesen sind Frauen unterrepräsentiert. Das bestätigt eine Studie des Unternehmens PwC aus dem Jahr 2020. Demnach sind 71 Prozent der Beschäftigten im Gesundheitswesen Frauen - in Führungspositionen sind es nur 29 Prozent. 

Frauen in der Forschung und in Führungspositionen setzen sich oftmals stärker für eine bessere Gesundheitsversorgung von Frauen ein als ihre männlichen Kollegen. Schließlich sind sie von den Folgen der derzeit herrschenden Ungleichheit selbst betroffen.

Doch auch in der Lehre muss sich einiges ändern. In der Universität muss geschlechterspezifische Medizin präsenter werden, damit auch Ärzte und Ärztinnen über die Unterschiede informiert sind. Nur so können im Notfall Symptome richtig gedeutet werden.

Sexismus ist also nach wie vor ein Problem in unserer Gesellschaft. In den letzten Jahren hat sich viel verbessert - auch im Bereich der geschlechterspezifischen Forschung. Bis die Erkenntnisse flächendeckend in Notaufnahmen und Hausarzt-Praxen angewendet werden, werden jedoch noch einige Jahre vergehen.