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Weshalb die Eisenbahner streiken und weshalb du dich über die Falschen ärgerst

Kommentar zu den Bahnstreiks: Wütend auf die Falschen

Viele von uns sind genervt: Schon wieder ein Streik! Und ausgerechnet jetzt! Doch die Eisenbahner streiken zu Recht - und unsere Wut richtet sich, wie so oft, gegen die Falschen.

Warum jetzt? Warum überhaupt?

Ein Streik nützt nur, wenn er weh tut. Und gerade jetzt am Ende der Ferienzeit zeigen die streikenden Lokomotivführer dem DB-Vorstand: Ohne uns fährt nichts. Ihr müsst unsere Forderungen ernst nehmen. Es ist nicht okay, dass ihr euch bereichert, während wir die Arbeit machen. Claus Weselsky, Vorstand der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) erklärt:

Die Eisenbahner haben selbst in der größten Corona-Pandemie unter erschwerten Bedingungen [...] den Verkehr rund um die Uhr sicher und zuverlässig aufrechterhalten. Sie haben Anerkennung und Wertschätzung ihrer Arbeit verdient und keine öffentlichen Angriffe des DB-Personalvorstands Martin Seiler.

Und genauso wenig haben die Eisenbahner den Unmut der Bevölkerung verdient. Natürlich ist es ärgerlich, wenn der Zug ausfällt. Natürlich ist es ärgerlich, wenn man seine Reise umplanen muss. Aber der Ärger sollte sich nicht auf die Streikenden richten. Diese streiken nämlich aus gutem Grund.

Ein Lokomotivführer ging mit seinem Tweet zu den Streikgründen viral:
 

Die Hauptgründe sind schlecht organisierte Arbeitszeiten, Nachwuchsmangel und ein miserables Lohnsystem. Dazu kommen die großen Differenzen zwischen Management und Arbeitenden. So wollte der DB-Vorstand die Betriebsrente der Lokführer von 150 Euro monatlich auf 100 Euro kürzen - während die Vorstandsmitglieder  fast 20.000 Euro Betriebsrente beziehen!

Sich ärgern - aber bitte über die Richtigen!

Wir sollten deshalb mehr Verständnis für die Streikenden haben und unseren Ärger auf die Arbeitgeber richten – auf den DB-Vorstand, auf die Menschen, die für die stark verbesserungswürdigen Arbeitsbedingungen verantwortlich sind. Dabei ist es egal, ob es um Lokomotivführer oder Paketboten geht.

Vielleicht denkst du, wenn du vom nächsten Bahn- oder Poststreik betroffen bist, an diesen Text. Frage dich: Warum streiken diese Menschen? Und zeige dich empathisch. Und wenn du morgens am Bahnhof stehst und dein Zug ausfällt, sei nicht wütend auf den Streikenden – sei wütend auf seinen Arbeitgeber.