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Protein-Impfstoff: EMA empfiehlt Novavax-Vakzin

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA empfiehlt die Zulassung des Novavax-Impfstoffs in der EU. Experten hoffen, dass Novavax möglicherweise auch einige bisher nichtgeimpfte Menschen, die Zweifel an den Technologien der übrigen Wirkstoffe haben, doch zur Impfung bewegen könnte. Die Europäische Kommission muss noch die finale Entscheidung fällen. Das sei jedoch nur Formsache.

Bislang nur vier Impfstoffe zugelassen

Bisher waren in der EU nur vier Impfstoffe zugelassen worden. Doch das ändert sich bald. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hat am Montag eine Empfehlung zur Zulassung des Corona-Impfstoffes des US-Herstellers Novavax ausgesprochen.
 
Novavax ist im Gegensatz zu den bisher zugelassenen Vakzinen weder ein mRNA-Impfstoff (Biontech, Moderna) noch ein Vektor-Impfstoff (Astrazeneca, Johnson & Johnson). Der Impfstoff enthält winzige Partikel, die aus einer im Labor hergestellten Version des Spike-Proteins von Sars-CoV-2 bestehen. Novavax könnte möglicherweise auch einige nichtgeimpfte Menschen, die Zweifel an den Technologien der übrigen Wirkstoffe haben, doch zur Impfung bewegen.

Unterschied zwischen mRNA und Protein-Impfstoff
 
Laut dem zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sind alle Impfstoffe, die nicht abgeschwächte Lebendimpfstoffe sind, wie zum Beispiel die gegen Masern, Mumps, Röteln oder Windpocken, Totimpfstoffe. Der klassische Totimpfstoff enthält entweder ganze abgetötete Krankheitserreger oder Teile davon. Dazu kommen meist sogenannte Hilfsstoffe wie Adjuvantien, die die Immunantwort verstärken. Totimpfstoffe werden schon lange gegen Krankheiten wie Tetanus oder Grippe eingesetzt. 

Protein-Impfstoffe enthalten winzige Nanopartikel des Erregers, gegen den die Impfung schützen soll. Wie bei AstraZeneca und Johnson&Johnson ist dies bei Novavax ebenfalls das Spike-Protein. Es wird zunächst in Insektenzellkulturen erzeugt und dann mit künstlichen Lipid-Nanopartikeln kombiniert. Der Körper wird also mit Kopien des Spike-Proteins geimpft, statt es selbst nachzubilden so wie es bei mRNA-Impfstoffen der Fall ist. 
 
Die mRNA-Impfstoffe dagegen enthalten nur den genetischen Bauplan des Coronavirus und keine fertigen Teile. Sie können allerdings ähnlich wie Proteinimpfstoffe verwendet werden, da keine Viren im Impfstoff enthalten sind, die sich vermehren können.
 

Novavax: Lohnt es sich, auf den Impfstoff zu warten?
Manche Ungeimpfte warten auf eine solche Alternative zu den bislang verfügbaren Corona-Vakzinen. Doch Virologen, Mediziner und das Robert-Koch-Institut raten dringend davon ab, mit einer Impfung zu warten, bis das neue Vakzin zur Verfügung steht. Generell halten Experten die Skepsis für unangebracht: Die mRNA-Impfstoffe seien weltweit mehrere Milliarden Mal verimpft worden, sagte Impfstoffexperte Florian Krammer. Die Wirksamkeit und Sicherheit seien aufgrund dieser großen Datenlage bereits bekannt. 

Hohe Wirksamkeit durch Studie belegt
 
Eine Studie an 15.000 Probanden, veröffentlicht im „New England Journal of Medicine“, hatte schon im September ergeben, dass das Vakzin die Wahrscheinlichkeit einer Covid-19-Infektion um 89,7 Prozent reduziert. Nur Zehn der Geimpften infizierten sich, in der Kontrollgruppe der Ungeimpften waren es dagegen 96. Und auch keiner der Zehn Geimpften musste hinterher ins Krankenhaus. 
 
Die Ergebnisse beziehen sich allerdings auf die Alpha-Variante, die in Deutschland mittlerweile so gut wie von Delta verdrängt wurde. Und diese wird wohl auch bald durch die neue Omikron Variante abgelöst.