Zum einen wirken die Tabletten nur, wenn sich nicht zu früh eingenommen werden. Ist das der Fall, so ist die Gefahr groß, dass das radioaktive Jod Lücken im Jodspeicher findet. Zum anderen können die hoch dosierten Jodtabletten schwere Schilddrüsenerkrankungen verursachen. Menschen über 45 Jahren, mit Jodallergien oder einer Schilddrüsenüberfunktion sind besonders gefährdet. Die Tabletten sollen erst dann eingenommen werden, wenn die Behörden im Radio oder Fernsehen dazu auffordern.
Gehören Jodtabletten in die Notfallapotheke?
Nein. In Deutschland befinden sich 189,5 Millionen Kaliumiodid-Tabletten in den Vorräten der Bundesländer, so das Umweltministerium. Kommt es zu einem Atomunfall und es ist mit radioaktivem Jod in der Luft zu rechnen, würden diese Tabletten von den Behörden in den betroffenen Gebieten verteilt werden. In diesem Fall sollten Schwangere und Kinder unter vier Jahren Vorrang bekommen, da sie besonders gefährdet sind. In Teilbereichen des Kreises Waldshut haben die Bewohner wegen des Kernkraftwerks Leibstadt (Schweiz) bereits Zugang zu hochdosierten Jodtabletten.
Wie gefährlich ist die aktuelle Situation in der Ukraine für uns?
Das Bundesamt für Strahlenschutz beobachtet aktuell die Lage in der Ukraine. Anfang letzter Woche ist dort in der Nähe des Atomkraftwerks Saporischschja ein Feuer ausgebrochen. Laut der Internationalen Atomenergie Organisation (IAEA) wurden bei den Kampfhandlungen die Reaktoren nicht betroffen. Die Messwerte bewegen sich im normalen Bereich.
Würde ein Atomkraftwerk in der Ukraine im Laufe des Krieges doch heftiger getroffen werden, wäre die Entfernung nach Deutschland groß genug, um nicht schwerwiegend von den radioaktiven Strahlen betroffen zu sein. Laut BfS bewegten sich nur rund 17 Prozent der Luftmassen Richtung Deutschland.