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Ukraine-Krieg: So ist die Situation beim Radiosender Kraina FM

Bogdan Bolkhovetsky ist Journalist beim ukrainischen Radiosender Kraina FM. Mit Ausbruch des Krieges musste sein Team flüchten. Im Interview berichtet er, wie es ihm und seinen Mitarbeitern geht und wie die Situation vor Ort ist.

Der Ukraine-Krieg sorgt tagtäglich für weltweites Entsetzen – und löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Tausende von Menschen sind auf der Flucht. Doch wie geht es eigentlich unseren Radio-Kollegen mitten im Kriegsgebiet? Wir haben mit Bogdan Bolkhovetsky, dem Chef von Kraina FM gesprochen. Der große landesweite Privatradiosender ist eigentlich in 28 Städten in der Ukraine zu hören. Doch seit dem Ausbruch des Krieges ist alles anders.

Vor zwei Wochen waren wir einfach normale Leute mit Häusern, Autos und Haustieren. Und jetzt können wir nicht einmal mehr alle erreichen, mit denen wir zusammenarbeiten. Wir gehen derzeit von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und hilfsbereite Leute lassen uns bei sich übernachten“, erzählt Bogdan Bolkhovetsky.

Derzeit befindet sich der Ukrainer in den Bergen der Karpaten. Dort teilt er sich ein Zimmer mit zwei seiner Mitarbeiter, in der Ecke steht ein Tisch zum Arbeiten. Equipment wie Laptops und Mikrofone haben sie von einer Gruppe Schweizer geliehen. Eigentlich haben Bogdan und sein Team ein modernes Büro im Herzen Kiews. Doch aufgrund der großen Gefahr, mussten sie die Stadt verlassen. Und die Sorge um sein Team wächst mit jedem Tag.

Unser Team ist überall verteilt. Eine Mitarbeiterin ist irgendwo im Landesinneren, wir haben nur nachts eine Verbindung zu ihr. Dann kann sie einige unserer Nachrichten empfangen und einige zurücksenden. Einige sind in Kiew zurückgeblieben und haben sich in Kellern versteckt. Durch einen riesigen Zufall sind wir hier in den Karpaten zu dritt, das war ein großes Glück, dass wir es geschafft haben, hier zusammenzukommen. Zwei Mitarbeiter werden noch vermisst“, sagt er.

Derzeit ist aufgrund anhaltender Bombardierung die Ausstrahlung in drei kleineren Städten und in Charkiv nicht mehr möglich, da die Russen dort den Sendemast zerstört haben. Auch in Kiew war der Sendemast getroffen worden, doch inzwischen ist der Sender dort wieder on air.

Noch immer sitzt der Schock bei Bogdan tief, das Geschehen lässt sich kaum verarbeiten.

In den ersten 24 Stunden dachte ich noch, es sein ein Alptraum. Am zweiten Tag habe ich realisiert, dass es kein schlechter Traum ist. Doch man findet keine Erklärung. Du reagierst einfach nur auf die Situation, weil alles was passiert, ist einfach unfassbar.