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Agrarminister Peter Hauk im Gespräch: Wie nötig sind Hamsterkäufe?

Beim Einkaufen stehen wir beim Mehl und beim Speiseöl oft vor leeren Regalen. Aus Angst, dass es aufgrund des Ukraine-Kriegs zu Engpässen kommt, kaufen viele Personen diese Produkte auf Vorrat. Wir haben mit dem baden-württembergischen Agrarminister Peter Hauk (CDU) darüber gesprochen, ob sich Hamsterkäufe lohnen und wie es mit der Versorgung im Land aussieht.

Der Minister macht von Beginn an klar: „Ruhiges Gemüt bewahren! Es besteht kein Anlass für Panikkäufe“. Sich einen Mehlvorrat anzulegen, sei immer gut. Mit einer zu langen Lagerung solle man das Mehl jedoch nicht unnötig verderben lassen. Er selbst habe beim Einkaufen auch beobachten können, wie eine Frau große Mengen an Mehl eingekauft hatte. „Auf die Frage, warum sie das mache, antwortete sie, ‚man wisse nicht, was kommt‘“, so Hauk. „An Mehl wird es in Baden-Württemberg nicht mangeln, weil wir seit Jahren eine ordentliche Ernte einfahren“, macht der Minister nochmal klar.

Wieso gibt es trotzdem kein Mehl im Supermarkt?

Aktuell kommt die Logistik nicht mit der Abfüllung und die Müller mit dem Mahlen hinterher. Hauk erklärt: „Getreide ist da, das ist gar nicht das Problem. Aber die Kapazitäten der Müller sind erschöpft“. Der Transport der Ware darf auch nicht vergessen werden. „Die nicht hinterherkommende Logistik ist der Grund für die leeren Regale nicht weil die Ware knapp wäre“, so der Minister.

Warum steigen die Weizenpreise an?

Die Weizenpreise an der Börse sind fast um das Doppelte gestiegen. Das sei alles Psychologie, so Hauk, denn es sei noch kein Engpass eingetreten. „Der Engpass wird kommen. Voraussichtlich im Herbst. Wenn es morgen Frieden in der Ukraine gäbe, was ich nicht glaube, wäre immer noch Zeit, um zu sähen. Das wäre nicht das Problem. Da könnte man das noch auffangen“, so der Agrarminister. Die Erwartungen sind eher schlecht. Und weil sie schlecht sind, wird an der Börse spekuliert und die Preise steigen.

Wie sieht es beim Sonnenblumenöl aus?

Da das Sonnenblumenöl verstärkt in der Ukraine angebaut wird, könne es zu Engpässen kommen. Der Minister rät, Alternativen zu verwenden: „Ich kann die Verbraucherinnen und Verbraucher beruhigen, noch gesünder und in allem Maßen vorhanden ist Olivenöl, weil wir in Südeuropa gute Ernten hatten und Rapsöl, das bei uns wächst, ist auch genügend da“.

Wie sehr sind wir in Baden-Württemberg auf andere Länder angewiesen?

Das Land Baden-Württemberg ist sehr autark. „Wir sind ein Gemüseland. Im bescheidenen Umfang, aber wir haben die Rhein-Ebene, das Neckartal, wo wir bedeutende Gemüsegärtner haben. Wir haben Getreideanbau im Kraichgau, unsere Kornkammer, wenn man so will“, erklärt Hauk. Man habe in Baden-Württemberg alles, was zum Leben gebraucht werde. „Was auch noch wichtig ist, sind die eiweißhaltigen Lebensmittel. Die Gott sei Dank wieder in Mode gekommen sind. Die haben wir im Odenwald beispielsweise“.

Wieso werden die Lebensmittel immer teurer?

Die Lebensmittel werden in der Summe teurer werden müssen. Das sei schon länger absehbar gewesen. Der Grund dafür ist, dass die Behandlung der Ware teurer wird. Der Minister erklärt: „Wenn wir weniger Pflanzenschutzmittel wollen, - was wir alle wollen - dann muss man klar sagen, dass man das nicht einfach so kompensieren und wegbeamen kann. Dann muss mehr gehakt werden. Haken kann man mit menschlicher Arbeitskraft oder Robotern, das ist aber sehr kostenintensiv“. Was weiter beachtet werden muss, ist der deutliche Anstieg der Düngemittel-Preise. Die Entwicklung lässt sich schon seit 2020 erkennen. Um ernten zu können, muss in Zukunft ein höherer Aufwand betrieben werden. Und dieser Aufwand muss bezahlt werden, sonst will niemand mehr anbauen.
 
Zu guter Letzt: Wieso sinken die Benzinpreise nicht mehr?

„Die Benzinpreise sind nicht mehr zu rechtfertigen. Der Ölpreis sinkt schon wieder. Es gibt auch genug Öl an dem Markt. Also es gibt keinen Engpass neutral“, verdeutlicht Hauk. Es sei jedoch wie bei den Getreidepreisen. De Erwartungen sind schlecht. Aus diesem Grund geht die Börse davon aus, dass es schlecht werde. Hauk zieht einen Vergleich: „Die Börsen im Kleinen sind auch die Hamsterkäufer“.

Das Gespräch kannst du nochmal im Podast "Der Tag in Baden und der Pfalz" nachhören:

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