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Gorilla-Teenager bekommt Handy-Verbot

Dass Teenager süchtig nach ihren Smartphones sind, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Jetzt soll die Handy-Sucht aber auch bis ins Tierreich übergreifen. Das junge Gorilla-Männchen Amare ist süchtig nach den hellen Bildschirmen und bekommt ein Handy-Verbot.

Typisch Teenager

Im Lincoln Zoo in Chicago lebt der 16-jährige Gorilla Amare in einem Gehege zusammen mit drei weiteren heranwachsenden Männchen. Es gibt jedoch ein Problem. Offensichtlich können nicht nur menschliche Teenager süchtig nach Smartphones werden, sondern auch tierische. Schon immer bevorzugte der Gorilla-Teenie die Ecke des Geheges, der die Besucher am nächsten kommen können und mit der Zeit bekam er immer mehr helle Bildschirme vor die Nase gehalten- voll von Selfies, Bildern von Familien und Haustieren, aber auch Aufnahmen von sich selbst. Die Folge - Amare entwickelt eine Handy-Sucht.

Mögliche Folgen

Ob es Folgen für den Gorilla geben wird und vor allem welche, sei nicht klar abschätzbar. Jedoch ist es nicht undenkbar, dass Amare auf längere Sicht in seiner Entwicklung eingeschränkt oder zurückgehalten werden kann. Die vier Junggorillas, die sich ein Gehege teilen, spielen viel zusammen, jedoch kämpfen sie auch immer wieder um ihren Rang - etwas ganz Natürliches unter Gorillas. Durch die Handy-Sucht könnte Amare in dieser Hinsicht von seinen Mitbewohnern abgehängt werden. Es wurden bereits erste Verhaltensänderungen festgestellt, meint ein Mitarbeiter des Zoos. Zum Beispiel gab es vor Kurzem einen Vorfall, bei dem ein junger Gorilla aggressiv auf Amare zu rannte, um ihm seine Dominanz zu zeigen. Dieser war jedoch von den Bildschirmen so abgelenkt, dass er nichts mitbekam und völlig überrascht auf seinen Mitbewohner reagierte.

Die Maßnahmen

Da die Besucher zunehmend öfter versuchen, den Gorilla mit ihrem Smartphone abzulenken, müssen die Mitarbeiter schon zu ersten Maßnahmen greifen, sodass das Problem nicht überhandnimmt. Zum einen spannten sie bereits ein Seil vor dem Gehege auf, um die Besucher ein paar Meter von der Glaswand zurückzuhalten, zum anderen weisen sie die immer wieder darauf hin, es zu unterlassen dem Gorilla das Handy zu zeigen. „Das Problem ist vermutlich selbstverstärkend“, erklärt Stephen Ross, Leiter des Lester E. Fisher Centers für Erforschung und Erhaltung der Menschenaffen. „Je mehr Menschen ihm das Gerät zeigen, desto größer ist sein Interesse und desto mehr Besucher wollen mit ihm interagieren.“ Zwar möchte der Zoo so wenig wie möglich in die Entwicklung der Tiere eingreifen, aber „manchmal muss man ihnen Grenzen setzen“, meint Ross. Ihn erinnert die Erziehung der Gorillas an die seiner eigenen Kinder: „Sie nur vor dem Fernseher sitzen zu lassen, ist nicht hilfreich. Man muss sie eben mal nach Draußen schicken.“