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Xavier Naidoo: Das exklusive Interview

Im exklusiven Radio Regenbogen Interview spricht Xavier Naidoo erstmals über seinen Sohn, den Tod von Roger Cicero, Facebook-Kommentare und den ESC.

„Wie macht er das, der kleine Zwerg?

Das kann doch nicht wahr sein.“

Im exklusiven Radio Regenbogen Interview spricht Xavier Naidoo erstmals über seinen Sohn, den Tod von Roger Cicero, Facebook-Kommentare und den ESC.

Xavier, demnächst kommt der Eurovision Song Contest im Fernsehen. Wirst Du etwas Wehmut verspüren, wenn Du Dir das anschaust?
 
Wenn ihr wüsstet, wie ich mir diese Entscheidung aus den Rippen geschnitten hab, da überhaupt anzutreten. Ich mache ja seit Jahren nur im deutschsprachigen Raum was, weil ich mir den Rest Europas zum Reisen freihalten will. Deswegen hat mich das wirklich hart bewegt – soll ich es machen oder nicht? Und als ich es dann nicht mehr machen musste, war ich auch erleichtert, ehrlich gesagt. Ich hätte mir jetzt zwei Monate vorher dort in Stockholm ein Haus gesucht und hätte mich tierisch vorbereitet. Ich wäre jeden Tag zur Halle gefahren und hätte alles in und auswendig gekonnt. Aber wie gesagt, wenn ich den Stress jetzt nicht habe, bin ich auch wirklich dankbar.

Also ist das Thema Xavier Naidoo und ESC abgeschlossen?

Hey, kann ja noch kommen irgendwann. Aber ich bin jetzt wirklich nicht traurig darüber, dass ich es nicht machen muss. Ich hätte es gemacht, ich hätte alles gegeben, aber das ist jetzt okay so.
 
Liest du eigentlich die Kommentare auf deiner Facebook-Seite?
 
Über die Jahre habe ich immer alles gelesen, was da steht. Obwohl ich nicht antworten kann, nicht weiß wie man eine E-Mail abschickt… aber das krieg ich einigermaßen hin, mir diese Kommentare durchzulesen. Auch wenn die Leute immer denken, dass ich sie nicht lese. Ich bin auch manchmal kurz davor zu sagen, ich sammle mal alles Negative und lese es auf einem Hörbuch vor.

Vor zwei Wochen war die ganze Musikwelt geschockt. Wie hast Du die Meldung zu Roger Ciceros Tod verarbeitet?
 
Wie soll ich sagen, es war Horror! Wenn du morgens mit so einer Nachricht konfrontiert wirst, da brauchst du ein, zwei Tage bis du es richtig kapiert hast – dass das jetzt wahr sein soll... Ich hab ein paar Freunde, die ich ca. drei Mal im Jahr  sehe – da gehörte Roger dazu. Wir haben uns einmal im Monat angerufen oder eine SMS geschrieben und das war dann schon traurig. Ich weiß ja auch, dass er noch einen kleinen Sohn hat… schlimm. Damit kann man nicht richtig umgehen. Kurz ist es real, dann wieder nicht. Und dann gibt es diesen Moment, in dem man morgens aufsteht und denkt: Ich ruf mal kurz Roger… Ach… Wow... Das dauert ein bisschen. Ich kriege immer noch Tränen in den Augen, wenn ich mir etwas von ihm angucke oder kurz darüber nachdenke, dass er nicht mehr da sein soll. Da merkt man natürlich: genieß das Leben, mach das Beste draus – denn ruck-zuck ist es einfach vorbei.

Als Zuschauer von außen merkst du meisten gar nicht, was im Inneren der Menschen vor sich geht. Erst im Nachhinein hört man dann, wie sich manche Leute wirklich kaputt arbeiten.

Ja, ich denke auch immer mir geht es gut und das ist echt – aber könnte auch sein, dass ich mir da was vormache. Ich bin gestern Nacht um fünf ins Bett gegangen, habe eine riesenlange Autobahnfahrt hinter mir und bin um acht, halb neun aufgestanden. Ich fühl mich eigentlich gut dabei, aber wenn man das Spiel übertreibt, kann es sein, dass es Energie raubt. Und der Körper dann nicht weiß, wie er die Lücken schließen soll. Es kann auch genetisch bedingt sein – es kann alles sein. Man sollte einfach bewusst leben. Leb dein Leben so bewusst wie du kannst.
 
Roger war Familienvater, so wie Du. Kommst Du manchmal nach Hause und sagst: „Okay, jetzt schalte ich ab und kümmere mich nur um die Familie?“
 
Für uns ist es natürlich schwierig, das zu trennen. Wenn man irgendwann sein Hobby zum Beruf gemacht hat, kann man schlecht sagen: So, jetzt ist es genug. Mit meinem Sohn oder mit wem auch immer ich die Zeit verbringe… es kann immer Musik passieren! Ich habe auch beschlossen, dass mein Sohn in den nächsten zehn Jahren alles lernen soll, was ich auch kann. Dann ist er bestenfalls mit dreizehn schon ein professioneller Sänger, Produzent und Texter und kann danach einen gescheiten Job lernen. Er hat dann das alles, ohne dass er es je gemerkt hat, schon drauf – ich werde da auch streng sein. Ich merke, dass er ein Entertainer ist, es steckt in seinem Blut – sonst würde ich es auch nicht machen. Deswegen denke ich: „Okay, das werde ich ihm jetzt verpassen, ohne dass er es merkt.“ Und ich sehe auch, dass er Bock darauf hat. Danach kann er machen, was er will.
 
Ist dir das wichtig, damit Du das Gefühl hast, dass ihr etwas teilt?
 
Nein, aber was soll ich ihm denn weitergeben? Wenn ich eins kann, dann ist es mein Job. Und wenn er eins - ohne es zu merken - dann auch gut kann, sind es diese Dinge: Entertainment, Gesang, Musik machen und produzieren. Ich kann ihm das alles spielerisch in die Wiege legen… Er spielt zum Beispiel unglaublich gerne Mundharmonika. Er war noch kein Jahr alt, da hab ich ihm eine Mundharmonika in den Mund gesteckt und er hat das Ding festgehalten und darauf gespielt. Teilweise hatte er da richtige Stevie Wonder Momente! Ich hab gedacht: „Wie macht er das, der kleine Zwerg? Das kann doch nicht wahr sein.“ Und andere Sachen… Ich meine er tanzt, er singt, der ist richtig heftig – und warum soll ich das nicht fördern, wenn ich doch wirklich das am besten fördern kann. Jetzt hab ich mir die letzten Monate so einen kleinen Fahrplan gebaut und wenn er das annimmt… ja dann kann er mit dreizehn schon das, was ich kann, ist doch geil! Wenn er dann noch Bock hat, macht er weiter, wenn nicht, macht er sein eigenes Ding.
 
Du sagst manchmal Xaver und manchmal Xavier, wie ist denn eigentlich die richtige Aussprache?
 
Ich sage nie Xavier mit X, ich sage es immer mit stimmhaftem S - so bin ich erzogen worden, meine Mutter kommt ja aus Südafrika und spricht natürlich Englisch. Da gibt es dieses stimmhafte S und so ist es auch gemeint. Durch das scharfe S, was wir hier in der Gegend sprechen, wird natürlich „der Erlöser“ draus – der Saviour. Um es zu vereinfachen, weil viele Leute das überhaupt nicht aussprechen können, sag ich aber meistens Xaver.
 
Wir freuen uns alle auf nächsten Dienstag. Denn dann ist es wieder soweit: Das Tauschkonzert startet im Fernsehen. Gab es da besondere Höhepunkte, die Du uns schon verraten kannst?
 
Ich will nicht zu viel verraten. Ich kann nur sagen, dass Nena uns – im Positiven – getötet hat. Gut getötet. Sie hat den Wettbewerbsgedanken zur Spitze getrieben und hat uns einfach abgeschlachtet. (lacht)
 

https://www.youtube.com/watch?v=LoH-rO3SU7M