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Bauchgefühl: Was es ist und woher es kommt ...

Meistens trügt uns dieses Gefühl tatsächlich nicht. Warum das so ist und wie es eigentlich entsteht, erfahrt ihr hier.


Bauchgefühl:
Was es ist und woher es kommt ...

Jeder von uns kennt das: "Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ..." Es ist dieses komische Gefühl, das uns leise zuflüstert, wenn wir zum Beispiel eine schwierige Entscheidung treffen müssen. Meistens trügt uns dieses Gefühl tatsächlich nicht. Warum das so ist und wie es eigentlich entsteht, erfahrt ihr hier.

Das Bauchgefühl sitzt im Gehirn

Obwohl viele von uns diesen "siebten Sinn" irgendwie eher in der Magengegend spüren, sitzt dieser natürlich in unserer Schaltzentrale im Oberstübchen. Im Gehirn gibt es zwei wichtige Areale: das limbische System und den Neokortex. Das klingt erst mal kompliziert, ist es aber gar nicht, wenn man versteht, was diese beiden "Betriebssysteme" in unserer Festplatte namens Gehirn eigentlich machen.

Das limbische System ist ein sehr alter Teil im Gehirn, das uns vor Millionen Jahren schon vor dem Aussterben bewahrt hat. Dieser Teil des Gehirns ist dafür zuständig, schnell und instinktiv zu reagieren, und zwar unbewusst. War damals in der Steinzeit ein Säbelzahntiger im Gebüsch, war das Signal des limbischen Systems unmissverständlich klar: "Lauf, so schnell du kannst. Und zwar jetzt sofort!"

Der Neokortex unterscheidet uns vom Affen, denn dieser Teil hat sich in letzten Tausenden von Jahren erheblich weiterentwickelt. Allerdings ist das nicht das Areal, das für unser Bauchgefühl zuständig ist, sondern für Informationen, die langsamer, analytischer und bewusster verarbeitet werden. Das limbische System ist heute trotzdem noch nötig, damit wir nicht vom Fahrrad fallen oder vom Auto überfahren werden. Es geht schließlich auch in unserem heutigen Alltag ums Überleben, wenn es die Situation erfordert. Es ist der Instinkt, der in diesen Moment die Oberhand hat, schließlich bleibt keine Zeit, mit dem Neokortex zu überlegen, ob es Sinn macht, dem herannahenden Auto aus dem Weg zu gehen.

Das Experiment mit dem Kartenspiel

Es ist aber nicht nur der Instinkt, der im limbischen System sitzt, sondern auch das Bauchgefühl. Wissenschaftler der University of Iowa haben herausgefunden, dass das limbische System schneller ist, als der Neokortex, und die richtigen Antworten weitaus früher kennt, noch bevor es dem Menschen bewusst wird.

Die Forscher haben eine Gruppe von Probanden mit zwei unterschiedlichen Kartenstapel spielen lassen. Ihr Ziel sollte sein, so hohe Gewinne wie möglich zu erzielen. Mit einem Kartenstapel konnten sie hohe Gewinne einfahren, aber auch hohe Verluste machen. Mit dem anderen Stapel fielen die Gewinne weit geringer aus, es bestand aber auch weniger Gefahr, Verluste zu machen.

Schon nach 10 Karten griff das limbische System ...

Das Ergebnis: Nach 50 Karten konnten die Probanden erahnen, welcher Kartenstapel der sicherere war und nach 80 Karten haben sie das System durchschaut. Unbewusst ist den Probanden allerdings viel früher aufgefallen, dass da etwas nicht stimmte. Nach nur zehn Karten öffneten sich die Schweißporen der Hände, als die Probanden zum unsicheren Kartenhaufen gegriffen haben. Unser Gehirn weiß lange vor dem Neokortex, was für uns gut und sicher ist. Ein "ungutes Gefühl" ist also nicht immer nur eine Laune, sondern tatsächlich das limbische System, auf das wir in unserer Entscheidungsfindung öfter mal hören sollten.