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Was ist besser? Smartphone-App oder Arzt?

Gesundheits-Apps sind immer mehr im Trend. Doch sind die Apps wirklich so gut wie sie scheinen?

Inzwischen gibt es eine riesige Auswahl an Gesundheits- und Medical-Apps. Immer mehr Menschen können sich  auch vorstellen, diese Apps zu nutzen, anstatt zum Arzt zu gehen. Doch sind diese Apps wirklich so gut wie sie beworben werden? Und können sie wirklich Krankheitssymptome zuverlässig erkennen und bestimmen?

Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts YouGov kann sich heutzutage jeder sechste (16%) Deutsche vorstellen Gesundheits-Apps zu benutzen, anstatt zum Arzt zu gehen. Die jüngere Generation (Befragte zwischen 25 und 34 Jahren) tritt dem Thema dabei deutlich offener entgegen als die Befragten über 55 Jahren. 19% der jüngeren Teilnehmer sind bereit, diese Apps als Ersatz für den Arztbesuch einzusetzen, wo dagegen sich nur 14% der älteren vorstellen könnten, sich komplett auf die App zu verlassen. Außerdem zeigt die Studie, dass ca. 1/3 der Befragten Bedenken hätte, dass ihre Gesundheitsdaten missbraucht werden könnten, etwa indem Informationen zu ihrem Gesundheitszustand an die Krankenkassen weitergefunkt werden und sich dadurch Beiträge eventuell erhöhen könnten.

Aber was können diese Apps?

In einer weiteren Studie des British Medical Journals wurden 23 verschiedene Gesundheit-Apps auf ihre Qualität und Zuverlässigkeit bei Ferndiagnosen getestet. Die Ergebnisse waren schockierend, denn nur ca. 1/3 der Fälle wurden korrekt diagnostiziert. Bei 58% wurde der richtige Befund wenigstens unter den Top 20 der Vorschläge gelistet. Etwas bessere Resultate gab es bei den Handlungsvorschlägen für vorgegebene Symptome (57% der Antworten stimmten).

Die App hatte folgende Funktionen

  • Puls- und Blutdruckmessung (mit bestimmten Zubehör)
  • Hautkrebserkennung durch Fotos (Auswertungen können an den Arzt gemailt werden)
  • Erinnerung der Einnahme von Medikamenten
  • Dokumentation (z.B. Blutwerte oder Migräneanfälle)
  • Seh- und Hörtests
  • Nierenfunktionsrechner

Des Weiteren gibt es Apps für spezielle Krankheiten (z.B. Parkinson-Patienten, Diabetiker, Asthmatiker, etc.). Erstmals gibt es auch eine App gegen das nervige Ohrensausen.  Die Anwendung des Hamburger Start-up Unternehmens Sonormed soll Betroffenen mit ihrer eigenen Musik gegen Tinnitus helfen. "Tinnitracks" ist eine Filtersoftware, die die krankmachenden Frequenzen aus der Lieblingsmusik des Nutzers herausfiltert. Kunden der Techniker Krankenkasse können sich die Kosten für die Gesundheits-App sogar erstatten lassen.

Für Kinder gibt es die "App auf Rezept", die komplett von der Krankenkasse BARMER übernommen wird. Die Anwendung bietet eine innovative Therapie für Kinder mit Sehschwächen. Das Programm wird für die Patienten in Zusammenarbeit mit einem Augenarzt erstellt. Eine weitere hilfreiche App ist "MyTherapy". Die App erinnert den Patienten daran, seine Medikamente pünktlich und regelmäßig einzunehmen. "MyTherapy" ist kostenlos auf iTunes und Google play zu haben.

Viele Apps dienen auch der Verwaltung der Krankheitswerte wie z.B. bei Diabetes. "Diabetes Plus" organisiert eure Blutzuckerwerte und vieles anderes und gibt diese dann noch als Grafik aus. Die App ist ebenfalls kostenlos für Android und iPhones zu haben. Für den Blutdruck gibt es eine App, die das protokollieren der Werte erleichtert. "BlutdruckDaten" ist eine Anwendung, mit der ihr den Überblick über eure Daten behalten könnt. Auch der Arzt profitiert davon, denn die Werte werden als Diagramm ausgegeben und können so gut analysiert werden. Die App ist kostenlos für Android und iPhones erhältlich.

Vor- und Nachteile

Pro:

  • Die Apps sind vielversprechend und bieten viele Funktionen
  • Eine App bringt die Medizin direkt dorthin, wo der Patient sich befindet
  • Hohes Potenzial, wenn die Technik weiter entwickelt ist

Contra:

  • Viele Apps sind noch nicht ausgereift und enthalten deshalb den Zusatz: „Ersetzt keine ärztliche oder medizinische Betreuung“)
  • Oftmals geben die Apps Fehldiagnosen bzw. Fehlinterpretationen an
  • Digitale Gesundheitsdaten könnten missbraucht und weiterverkauft werden

Gesundheits-Apps haben großes Potenzial und können, wenn die Technik ausgereifter ist, bei den ein oder anderen Symptomen in Zukunft den Arztbesuch auch ganz ersetzen. Es bleibt natürlich ein weiteres Risiko, dass die Gesundheitsdaten jedes Nutzer missbraucht und an Firmen weitergegeben werden könnten.

Zum heutigen Stand der Technik ist dies aber noch nicht möglich, da die Risiken wie zum Beispiel einer Fehldiagnose und die damit verbundenen gesundheitlichen Schäden zu groß sind. Krankenkassen setzen eher auf Apps im Bezug auf die Therapie wie z.B. die Tinitus-App oder die "App auf Rezept", mit der Sehschwächen bei Kindern behandelt werden.