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Ein Interview mit Tierärztin Tina Hölscher vom Tierschutzverein Aktion Tier

Unverständlich: Richtig mit Tieren sprechen

„So ein süüüßer, kleiner Fratz! Braaaaver Junge!“ So reden die meisten von uns mit Tieren – sie sind schließlich auch niedlich, wuschelig und fellig. Oft reden wir ganz unbewusst so mit unseren Haustieren. Dieser Tonfall soll Vertrauen erzeugen. Tierärztin Tina Hölscher vom Tierschutzverein Aktion Tier empfiehlt aber etwas anderes.

Expertin im Interview

Die Expertin weiß: „Tiere brauchen klare Worte“. Tiere kommunizieren mit ihrer Körpersprache. Laute wie knurren oder schnurren sind nur Ergänzungen. Wir Menschen sollten den Tieren also nicht nur sagen, was wir wollen, sondern es auch zeigen. Vielleicht also nur einmal die Hand heben, anstatt über die komplette Wiese zu brüllen. Das Interview von unserer Moderatorin Bianca Seipp mit der Tierärztin Tina Hölscher findet ihr hier zum Nachlesen:

Bianca:

„Ich hab zwei Hunde, ich gestehe: Ich quassel mit denen. Ich habe den Eindruck, die verstehen mich. Aber das bilde ich mir dann ein?“

Frau Hölscher:

„Sie verstehen nicht jeden Satz, den Sie Ihnen sagen. Aber wenn man natürlich sehr lange mit einem Tier zusammenlebt und immer wieder die gleichen Sätze verwendet - wie zum Beispiel „jetzt gehen wir spazieren“ - und danach folgt der Spaziergang, kann ein Tier so was auch erlernen. Aber wenn Sie jetzt ihrem Hund erzählen, dass Sie heute schlechte Laune haben, weil der Friseur Ihnen einen schlechten Haarschnitt gemacht hat, dann versteht er sowas natürlich nicht.“

Tiere verstehen uns nicht

Bianca:

„Aber es schadet ihm auch nicht, oder?“

Frau Hölscher:

„Nein, auf keinen Fall. Aber man darf eben als Besitzer nicht erwarten, dass tatsächlich alles ankommt beim Tier, was man ihm so im Einzelnen erzählt.“

Bianca:

„Wie ist denn ihr Tipp, wie sollten wir denn mit unseren Tieren sprechen?“

Frau Hölscher:

„Also wenn man wirklich möchte, dass alles verstanden wird, sollte man immer wieder die gleichen Kommandos verwenden. Damit das Tier die Gelegenheit hat, dass diese Kommandos in Fleisch und Blut übergehen. Und er auch wirklich weiß, wie er die umzusetzen hat. Zum Beispiel wenn man gesagt hat: „Mach Sitz!“ und der Hund macht Sitz, dass man ihn dann belohnt. Entweder mit einer Streicheleinheit oder am Anfang auch mit einem Leckerchen. Dann klappt es einfach besser."

Gestik für taube Hunde

Bianca:

„Handzeichen sind, glaube ich auch ganz gut, oder?“

Frau Hölscher:

„Genau, Handzeichen sind insofern auch gut, als ja die Hunde immer älter werden und auch irgendwann eben meistens taub werden. Und wenn er dann diese ganzen Übungen einstudiert hat mit Handzeichen, kann der Hund das eben auch noch im Alter befolgen. Auch wenn er gar nichts mehr akustisch hört.“

Eigensinnige Katzen

Bianca:

„Wie ist das eigentlich mit Katzen? Die sind dann doch recht eigensinnig. Wie kann ich die denn dazu bringen, dass sie auf mich hören?“

Frau Hölscher:

„Wenn Sie sehr konsequent sind, kann man auch mit Katzen gewisse Sachen antrainieren. Viel schwieriger als bei Hunden auf jeden Fall.“