Schule: Lernen unsere Kinder zu früh lesen?
In Finnland lernen Schüler erst später mit Buchstaben umzugehen. Und das System funktioniert.
In Finnland lernen Schüler erst später mit Buchstaben umzugehen. Und das System funktioniert.
Grundschüler in Finnland können sich in ihren ersten Bildungsjahren voll auf Spiel und Spaß konzentrieren. Wie der finnische Lehrer und Autor Tim Walker in seinem neuesten Artikel beschreibt, legt man in den Vorschulen in Finnland viel Wert auf das spielerische Lernen. Zu Beginn der Schulausbildung sind Aktivitäten wie Basteln, Werken und Malen, an Stelle von Schreiben und Lesen, fester Bestandteil des Unterrichts.
Und das ist gut so. "Spielen ist eine sehr effiziente Lernmethode für Kinder", erklärt Arja-Sisko Holappa vom Staatlichen Bildungsamt in Finnland in Walkers Artikel. "Und wir können das so nutzen, dass die Kinder mit Freude lernen." Dass das späte Lernen von Lesen und Schreiben funktioniert, zeigt eine Studie der Stanford University. Finnland ist hier laut der amerikanischen Eliteuniversität eine der Gesellschaften mit dem höchsten Bildungsstand. Die spätere Entwicklung der Kinder wird also nicht beeinträchtigt.
Sollte der Bildungsplan bei uns umgestellt werden?
Fraglich ist, ob das System bei uns umsetzbar wäre. Im Vergleich zu anderen Ländern hat Finnland viele Stärken, die das Schulsystem überhaupt erst ermöglichen. Die niedrige Kinderarmut und das ausgewogenere "Schüler zu Lehrer Verhältnis" (Ratio 14:1) sind nur eine kleine Auswahl der Gründe, warum es funktioniert. Ein weiterer Unterschied, der in Deutschland wohl kaum umsetzbar wäre, ist die Individualisierung des Lehrplans für die Kinder. Jedes Jahr im Herbst setzen sich die Lehrer mit den Eltern zusammen und erarbeiten zugeschnitten auf jedes Kind einen Lehrplan. In Deutschland gibt das Kultusministerium einen Bildungsplan heraus, an den sich die Erzieher und Lehrer orientieren müssen.