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Nebenwirkungen: Klinisch tot durch Mini-Pille

Es ist nicht immer nur das "starke Zeug" an Medikamenten, das zum Teil mit heftigen Nebenwirkungen einher geht.


Verheerende Nebenwirkungen:
Klinisch tot durch Mini-Pille

Es ist nicht immer nur das "starke Zeug" an Medikamenten, das zum Teil mit heftigen Nebenwirkungen einher geht. Es können offenbar auch die harmloseren, alltäglichen Mittel sein, wie DAS Verhütungsmittel für Frauen: die Pille. Eine Schicksalsgeschichte über Nebenwirkungen der "Mini-Pille" kommt aus Bad Säckingen bzw. Willstätt bei Offenburg. Dort lebt die 31-jährige Felicitas Rohrer, die gegen dem Pharmakonzern Bayer vor Gericht zieht.

Sie hat 2008/2009 acht Monate lang zur Verhütung eine Pille von Bayer genommen, die zu den Pillen der dritten und vierten Generation gehört. Diese Pille wird angepriesen als besonders verträglich: man nimmt nicht zu, Haut und Haare werden schöner. Was nicht im Beipackzettel steht und auch viele Gynäkologen nicht wissen (oder ihren Patientinnen nicht sagen): Diese Pillen haben ein wesentlich höheres Thromboserisiko als die Pillen der ersten und zweiten Generation. Teilweise werden sie sogar jungen Mädchen verschrieben, die noch gar nicht verhüten wollen aber z.B. Probleme mit der Menstruation haben.

Ein Arzt musste von Hand ihr Herz massieren

Felicitas ist im Juni 2009 zusammengeklappt. Damals war sie 25 Jahre alt. Wenn Sie nicht zufällig gerade in Freiburg gewesen wäre, wäre sie heute wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Zum Zeitpunkt der Einlieferung in die Uniklinik  war sie klinisch tot, doch 15 Ärzte kämpften um ihr Leben. Ihr Brustkorb musste geöffnet werden, ein Arzt musste von Hand ihr Herz massieren. Sie hatte eine doppelte Lungenembolie, also Blutgerinnsel in beiden Lungenhälften, die in einer vierstündigen Operation entfernt wurden. Danach folge ein wochenlanger Aufenthalt auf der Intensivstation und monatelange Rehamaßnahmen. Bis heute leidet sie an den Folgen, psychisch aber auch körperlich. Felicitas kann wegen Blut verdünnender Medikamente nicht schwanger werden, nicht mehr in ihrem Beruf als Tierärztin arbeiten und darf sich körperlich nicht groß belasten …

Sie hat eine Selbsthilfegruppe mit drei anderen Opfern gegründet, kennt viele Beispiele mit schwersten Folgen, sogar Todesfälle.

Bayer hat bisher nicht reagiert

Obwohl sie auf mehreren Aktionärsversammlungen gesprochen hat, hat der Pharmariese noch nicht reagiert. Am 17.12. kommt es nun vor dem Landgericht Waldshut zum Showdown: David gegen Goliath. Felicitas klagt gegen Bayer, ihr Anwalt fordert 200.000 Euro Schadenersatz und Schmerzensgeld. Ihr geht es aber nicht um das Geld, sondern um Gerechtigkeit, darum anderen Opfern Mut zu machen, auch zu klagen und Bayer zu veranlassen, diese Pillen vom Markt zu nehmen. Wir werden die Sache für euch im Auge behalten.