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Schlafstudie: Macht Müdigkeit high?

Wenn ihr das lest, werdet ihr wahrscheinlich heute Abend doch etwas früher ins Bett gehen!

Nicht noch eine neue Folge der Serie anfangen, in der Wohnung rumräumen oder die Zeit mit surfen im Internet verbringen. Ihr solltet heute Abend lieber zwei Stunden früher ins Bett gehen, denn wer zu wenig schläft, isst mehr und das liegt an einem körpereigenen cannabisähnlichen Stoff.

Über die Hälfte aller Deutschen fühlt sich morgens nicht ausgeschlafen. Wie ungesund dieser Lebenswandel ist, wissen wir und auch, dass Menschen mit zu wenig Schlaf zu Übergewicht neigen. Erklärt wurde dieses Phänomen bisher durch die erhöhte Produktion des Hormons Ghrelin, das den Appetit anregt. Zu wenig Schlaf führt außerdem zu einem Mangel des Sättigungshormon Leptin – kurzum: Unausgeschlafene essen mehr. Und das hat einen bestimmten Grund, der in der Studie der University of Chicago erläutert wird.

Bei Schlafmangel produzieren wir körpereigene cannabisähnliche Stoffe. Der Heißhunger auf Süßigkeiten und Junk-Food steigt durch die erhöhte Konzentration dieser Endocannabinoide im Blut. Fressattacken, wie sie dem Cannabiskonsum nachgesagt werden, sind die Folge.

Siebeneinhalb Stunden Schlaf in vier Tagen

Ein Experiment mit 14 jungen Frauen und Männern brachte diesen Zusammenhang ans Tageslicht. Die Probanden bekamen für vier Tage siebeneinhalb Stunden Schlaf, an den restlichen Versuchstagen endete die Nachtruhe schon nach guten vier Stunden. Erin Hanlon und weitere Wissenschaftler der University of Chicago versorgten die Versuchsteilnehmer mit drei Mahlzeiten pro Tag und dokumentierten das Essverhalten. Außerdem gab es verschiedene Snacks, die zwischen den Mahlzeiten angeboten wurden.

Das Ergebnis spricht für sich: Die Teilnehmer nahmen doppelt so viel Fett zu sich, wenn sie unausgeschlafen waren. Beim Mittagessen hielten sich die Probanden an keinem der Versuchstage zurück und nahmen so 2000 Kalorien zu sich. Waren sie übermüdet, griffen sie zudem bei den Snacks zu und nahmen vor dem Abendessen nochmals 1000 Kalorien zu sich. Nach einer kurzen Nacht isst man also nicht nur mehr, sondern auch fettiger.

Die Forscher überprüften regelmäßig die Blutwerte auf Cannabinoid 2-Arachidonylglycerol (2-AG). An einem normalen Tag steigt die Konzentration dieses Stoffs im Laufe des Vormittags an und erreicht zur Mittagszeit seinen Höhepunkt. Danach sollte der Wert wieder sinken. Waren die Teilnehmer übermüdet stieg die 2-AG-Konzentration stärker an, erreichte um 14 Uhr den höchsten Wert und blieb bis zum Abend auf erhöhtem Level.