Radio
jonathan-velasquez (unsplash)
Radio
Über 4000 Protestanten ziehen durch die Stadt

Demos in Kandel

Mittlerweile ist es wieder ruhig in Kandel. Am Wochenende war aber die Hölle los. Über 4000 Protestanten haben am Samstag demonstriert. Die einen gegen "illegale Massenmigration", die anderen für mehr Demokratie. Seit dem Tod der 15-jährigen Mia kommt es in Kandel immer wieder zu Aufmärschen von rechten Gruppen und entsprechenden Gegendemos.

Grund für die ständigen Demos in Kandel ist der Mord an der 15-jährigen Mia. Die Flüchtlingshelferin ist am 27. Dezember in Kandel erstochen worden. Der mutmaßliche Täter: ihr Exfreund, ein junger Migrant, ein Flüchtling aus Afghanistan. Er sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Die Stimmung in Kandel war explosiv, als etwa 4500 Demonstranten durch die Stadt zogen und „Wir sind Kandel“ oder aber „Kandel über alles“ riefen. Die Kandeler Passanten sind genervt von den ständigen Demos seit dem Tod von Mia. Etliche Straßen seien gesperrt, nirgendwo könne man an einem solchen Wochenende ungehindert hingehen. Vier Kundgebungen sorgten in der südpfälzischen Stadt für den absoluten Ausnahmezustand. Unter den Demonstranten: Vereine, Initiativen, Gewerkschaften, Parteien, aber auch Kirchengemeinden, die sich gegen Rechtsextremismus wendeten auf der einen Seite, Gegner von unkontrollierten Flüchtlingszuwanderungen auf der anderen. Einsatzkräfte der Polizei im mehrstelligen dreistelligen Bereich sorgten für die nötige Ordnung und Sicherheit in Kandel und das, obwohl es weit mehr Demonstranten wurden, als zunächst angekündigt.
Die mit Abstand größte Demonstration wirkte bedrohlich: „Kandel ist überall“ hallte es hier von mindestens 3000 Demonstranten durch die Gassen. Parolen wie "Schritt für Schritt, Stück für Stück, holen wir unser Land zurück" oder "Merkel muss weg" schüchterten Einwohner und Passanten zusätzlich ein. Die Gruppe um den Rechtsaktivisten Marco Kurz und Co. richteten sich gegen "illegale Massenmigration", wie sie es nannten. Zum Glück war die Gegendemo nicht weit. Die Kundgebung „Wir sind Kandel“ richtete sich gegen Rechtsextremismus und engagierte sich für Frieden und Demokratie. Seit dem Tod der 15-jährigen Mia kommt es in Kandel immer wieder von Aufmärschen von rechten Gruppen.
Die Polizei zeigte sich im Allgemeinen zufrieden mit dem Verlauf der Demonstrationen. Bis auf einige Zwischenfälle liefen die Veranstaltungen glimpflich ab. Die Demonstrationen haben außerdem kurzzeitig für einige Straßensperrungen, vor allem im östlichen Teil Kandels, geführt. Die Veranstaltungen am Wochenende waren die bisher größten in der Geschichte der Stadt, so vermutet Sebastian Burkhard von der Polizei Rheinpfalz. Das Bündnis „Kandel ist überall“ mit dem rechten Aktivisten Marco Kurz war mit etwa 3500 Demonstranten vertreten. Die Gegendemo „Wir sind Kandel“ hatte ca. 500 Teilnehmer zu verzeichnen. Sie zog ab 16 Uhr durch die Just- und die Robert-Koch-Straße. Marco Kurz hatte außerdem den „Marsch 2017“ organisiert mit über 300 Teilnehmern ab ca 17 Uhr. Auch die Antifa zeigte Präsenz. Unter dem Motto „Aufstehen gegen Rassismus Südpfalz“ zogen die Demonstranten durch die Gässje.
Schon am Sonntag dann stellte sich nach und nach wieder der Normalzustand in Kandel ein. Die letzten Protestplakate wurden von den Straßen gefegt und die Kandeler gingen wieder ihren normalen Sonntagsaktivitäten nach. Ein insgesamt sehr aufregendes Wochenende, das den Kandelern wohl noch lange in Erinnerung bleiben wird. Weitere Demonstrationen solcher Art sind vorerst nicht geplant im Kreis Germersheim.