Radio
jonathan-velasquez (unsplash)
Radio
Drogenhandel und Verstoß gegen Waffengesetz

Mannheimer NPD-Stadtrat verurteilt

Das Mannheimer Schöffengericht verurteilte den NPD-Stadtrat Christian Hehl wegen Drogenhandels und Verstoß gegen das Waffengesetz.

Staatsanwältin Katja Schremb forderte für den Mannheimer Neonazi aufgrund seiner 14 Vorstrafen eine Bewährungsstrafe von acht Monaten. Verteidigerin Nicole Schneiders plädierte dagegen auf Freispruch. Hehl wurde nun zu einer Geldstrafe von 100 Tagessätzen zu je 25 Euro verurteilt. Er habe mit Drogen gehandelt und gegen das Waffengesetz verstoßen. In seiner Wohnung wurden auch ein Springmesser und zwei Schlagringe gefunden.

Die Verurteilung Hehls basiert auf der Aussage eines früheren "Kunden". Der behauptet, er habe mindestens zehnmal ein bis zwei Gramm "Aufputschmittel" gekauft. Mehrere Nachrichten  zwischen Hehl und dem Käufer zeigen, dass beide Drogengeschäfte machten. In einer SMS geht es zum Beispiel um die Bestellung einer Geburtstagstorte für eine Tante. In einer anderen ist die Rede von 50 Sylvesterraketen. Und das im November. Für das Gericht steht ist die Lage eindeutig: Hier ging es um Drogen.  Die Zahl 50 deutet daraufhin, dass Hehl möglicherweise in viel größerem Umfang dealte. Auch bat Hehl den Käufer um "Vorkasse". Und das bei Kleinstmengen für sechs bis zwölf Euro? Es könne sein, dass in dem Prozess "nur die Spitze des  Eisberges" verhandelt wurde, sagte Richter Schmelcher.
 
Hehl entschuldigt seine Erinnerungslücken, er habe nach so langer Zeit "nicht mehr alles auf dem Schirm". Er sei zur fraglichen Zeit 2010/11 schwer süchtig gewesen. Verteidigerin Schneiders findet die Aussagen des Zeugen allerdings zu "wage" und "nicht belastbar". Richter Schmelcher ist jedoch überzeugt, dass dessen Angaben im Kern richtig sind.
 
Im Mai 2012 war das Verfahren gegen Hehl zunächst eingestellt und letzten Februar wieder aufgenommen worden. Richter Schmelcher sprach von einer "rechtsstaatswidrigen Verzögerung". Der für Anfang November 2016 angesetzte Prozess musste wegen einer Erkrankung Hehls ausfallen.

Wer ist eigentlich Christian Hehl?
Hehls Partei, die NPD, macht seit Jahrzehnten mit Hetze gegen kriminelle Ausländer negative Schlagzeilen. Er selbst hat auch schon einiges auf dem Kerbholz. Seit den 90er Jahren sorgt der berüchtigte Rechtsextremist immer wieder für Ärger, auch als Fußball-Hooligan. Er erhielt deshalb mehrere Stadionverbote. Als Neonazi wurde er unter anderem auch wegen gefährlicher Körperverletzung, Volksverhetzung, Betruges und Landfriedensbruchs verurteilt. Das Landgericht Frankenthal bescheinigte ihm 1997  eine "menschenverachtende Gesinnung". Trotz allem wurde Hehl 2014 mit über 3500 Stimmen in den Mannheimer Gemeinderat gewählt. Dort sitzt der bullige Mann mit dem Totenkopf-Tatoo auf dem rasierten Schädel isoliert in der letzten Reihe und wird von den anderen Räten nicht beachtet. Er hat sich bei den Sitzungen auch nie in den Vordergrund gestellt.

Hehl ist seit dem Jahr 2000 "überwiegend arbeitslos" und lebt von Hartz IV, wie er vor Gericht angab. Seine Schulden in Höhe von angeblich rund 100.000 wird er vermutlich nie zurückzahlen können. Die sind noch aus der Zeit als er in Ludwigshafen den Laden "Hehls World" führte. Dort verkaufte er Musik rechtsextremer Bands und Reden von Hitler. Nach Protesten wurde das Geschäft 1997 nach einem Jahr von den Behörden wieder geschlossen.